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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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bleiben.
    Gerichtssaal Nummer 11 sieht ein bisschen aus wie ein exklusiver Herrenclub, was er auch ist, mit Marmor, üppigen Lederpolstern und Mahagoni. Hier werden Gentlemen für Gentlemen-Delikte verurteilt. Hier gibt es keine Gangster aus der Bronx. Im Publikum sitzen lauter weiße alte Knaben aus dem Golfclub, alle mit den gleichen ledrigen Gesichtern und dichtem weißen Haar mit korrektem Bürstenschnitt, in Schuhen und dunkelblauen Hosen von Brooks Brothers, daneben ein paar perlengeschmückte Luxusgattinnen.
    Der Richter hatte sich verspätet, und Giffen und seine Anwälte (ich zählte acht, und alle verlangen mindestens 600 Dollar die Stunde) scherzten miteinander und kicherten und amüsierten sich prächtig. Da war die ganz große Nummer, Consigliere Bill Schwartz, und ein mopsgesichtiger blonder Bubi, der ihm die Brieftasche trug, und eine passende Blondine, die ihm an die Brieftasche ging. Unter ihrem grauen Hosenanzug konnte man ihre muskulösen Oberschenkel erkennen, erworben in unzähligen Stunden auf dem Laufband im New York Health and Racquet Club. (Man merkt, dass ich reichlich Zeit hatte, mich umzuschauen.)
    »Bitte erheben Sie sich!«
    Richter William Pauley III. trat ein und nahm Platz. Wir taten es ihm nach, und Euer Ehren fragte seinen Kumpel Schwartz, ob er noch etwas vor der Verhandlung zur Kausa Giffen sagen wolle.
    Der Fall USA versus Giffen wird »die Großmutter aller Bestechungsfälle«
genannt. Das liegt an der hohen Summe, über 100 Millionen Dollar, den Empfängern, »KO-1 und KO-2«, und Giffens Kundenliste, die aussieht wie die Gästeliste einer Geburtstagsparty im Houston Petroleum Club: Exxon-Mobil, ConocoPhillips und (auch wenn die Behörden das immer noch nicht wissen) BP.
    Trotz der vielen Millionen, die durch seine Hände gingen, und der Millionen, die dort hängen blieben, ist Giffen nur ein besserer Laufbursche, ein Taschenmann, ein Muli. Aber anders als ein armer Trottel aus Ecuador, der Kokainpäckchen im Magen herumschleppt, trug Giffen die Nummern von Schweizer Bankkonten in seinem Black-Berry mit sich herum.
    Doch als er schließlich erwischt wurde, wie er die Tasche für Mobil und Konsorten aufhielt, schien sein Schicksal besiegelt.
    Am Abend vorher war ich an die Handynummer eines hochrangigen Insiders im Justizministerium gelangt, der bereit war, mit mir über die Sache zu sprechen, aber nur, wenn er nicht genannt wurde, oder, in seinen Worten, »weit, weit im Hintergrund« blieb. (Das Fotoalbum zu diesen Ermittlungen würde seltsam aussehen: keine Gesichter, keine Namen, mit Ausnahme einiger seltsamer Menschen, die mehr Mut als Verstand haben.) Mr. Deep-Inside sagte: »Die Justiz hat den Schwanz eingezogen. Einfach so. Wir hatten die Unterlagen, lauter Dokumente, stichfeste Beweise. Giffen wurde erlaubt, sich auf Steuerhinterziehung hinauszureden, er wird persönlich nicht zugeben, dass er Bestechungsgelder zahlte.« Ein frustrierender Deal, aber immerhin hatte Giffen laut Deep-Insider eingewilligt, ein Jahr in den Knast zu gehen. Mit ein bisschen Ermunterung.
    Die Großmutter aller Bestechungsfälle hatte sich während Bushs Regierungszeit jahrelang dahingeschleppt. Giffens Behauptung, er sei ein geheimer Agent der US-Regierung, ein Witz, hatte den Fall sechs Jahre lang verzögert, in denen George Bush die neue Macht der CIA verteidigt hatte, den Ermittlungen der neugierigen Justiz eine lange Nase zu drehen.
    Mit Obama im Amt kam Giffen dann endlich vor Gericht. Nicht jedoch KO-2, Präsident Nasarbajew. Ein Informant aus Russland erzählte mir, dass Hillary Clinton den stellvertretenden Außenminister nach Kasachstan geschickt habe, um Bestechungsgeldempfänger
KO-2 zu versichern, dass weder er noch sein schmieriger kleiner Premierminister KO-1 vor einem amerikanischen Gericht namentlich erwähnt werden würden. Das Ganze geschah, kurz bevor die Staatsanwaltschaft Giffen einen Deal vorgeschlagen hatte.
    Ein hübscher kleiner Deal für Giffen: Der Kurier musste die Zahlungen von BP nicht enthüllen, er musste weder seine Quellen verraten noch die sieben Namen nennen, dank derer sich 84 Millionen Dollar so leicht teilen lassen. Die Regierung fragte nicht nach Namen – und betet jeden Abend, dass Giffen sie nie nennen wird. Giffen hatte die Regierung in der Hand: Wenn man die Einzahlungen auf seine Schweizer Konten zu den Sieben Schwestern zurückverfolgte, müsste man die Ölfirmen mit ihm anklagen. Und dann könnten die Verträge nach internationalem Recht nichtig

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