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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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nicht gut. Seine Frau Mary, die die Häuptlingsgeschäfte übernommen hatte, hatte die Unterlagen über die Verhandlungen mit den Ölleuten Jahrzehnte zuvor aufgehoben. Als sie Dokumente und Karten auf dem Tisch ausbreitete, wurde sie immer wütender.
    Der Berufsfischer Gordaoff wusste bereits 1969, dass jeder Tanker, der Valdez verließ, am Bligh Reef vorbei musste, einer Gefahrenstelle direkt vor ihrer Insel. Falls Bligh oder die nahe gelegenen Fischgewässer von Öl verseucht würden, wäre es, so fürchtete Gordaoff, das Ende.
    Als daher die Ölbosse vorbeikamen und ihn um seine Unterschrift baten, erklärte ihnen Gordaoff, er würde ihre Dollarnote nur nehmen, wenn sie sich bereit erklärten, den neuesten Radar anzuschaffen; sonst konnten sie es vergessen. Die Humble-Oil-Anwälte baten ihn, seine Forderung schriftlich festzuhalten. Sie amüsierten sich bestimmt königlich, wussten sie doch, dass Gordaoff Analphabet war.
    Mary riet ihm, jemandem seinen detaillierten Plan, einschließlich dessen, was er über den Loran-C-Radar und die Platzierung der Türme wusste, zu diktieren. Den Ölunternehmen blieb somit nichts anderes übrig, als die Forderung in den Vertrag für Valdez aufzunehmen. Das war Versprechen Nummer 1: Radar.
    Gordaoff forderte außerdem Eskorten. Eine Vereinbarung werde nur zustande kommen, wenn die Tanker von Geleitschiffen um das Riff geführt würden. Da die Eskimos die Gewässer wie ihre Westentasche kannten, erboten sie sich, die Geleitschiffe zu fahren. Die Ölunternehmen
gaben Versprechen Nummer 2 ab: Eskorten mit ortskundigen Steuermännern.
    Die Unternehmensanwälte eilten sodann mit den Unterschriften der Eskimos in den von den Demokraten kontrollierten Kongress, der drauf und dran war, gegen die Pipeline zu stimmen. Der Kongress bevorzugte eine reine Landroute für das Öl im North Slope, die sicherer war als die Tanker von Valdez. Deren Bau kostete jedoch ein Heidengeld. Da nun aber die Ureinwohner, seit alters Verwalter des Landes, dank Radar und anderer Versprechen mit dem Schiffstransport einverstanden waren, wer wollte sich da zum Umweltschützer aufschwingen und behaupten, dass die Tanker unsicher seien?
    Die Unternehmen, denen die Pipeline gehören sollte – ein Konsortium, zu dem Exxon, ARCO, Shell und Sohio (die amerikanische Vertretung von British Petroleum) gehörten –, nahmen Radar, Ausrüstung und Geleitschiffe in ihre Aussage vor dem Kongress und ihre Zusicherungen gegenüber dem Innenministerium auf. Die Versprechen der Ölkonzerne gegenüber den Eskimos wurden mit der Macht des Gesetzes untermauert. Die Unternehmen gelobten in ihrem Antrag:
    »Dank modernster Navigationsausrüstung und hervorragend ausgebildetem Schiffspersonal ist ein Unfall im Prinz-William-Sund höchst unwahrscheinlich.«
    In der Nacht auf den 24. März 1989 verfügte die Exxon Valdez tatsächlich über das modernste Radar, das Raycas Fairways System, das erste GPS. Heute könnte man es wahrscheinlich für 200 Kröten kaufen, aber damals kostete die Installation mehrere Millionen Dollar, und für den Betrieb war eine Spezialausbildung erforderlich. Deshalb hatte Exxon das System auch ausgeschaltet.
    Das fand Terry Gargan heraus, Anwalt bei Hill, Betts und ebenfalls ehemaliger Seemann. Das Radar funktionierte schon seit der Jungfernfahrt zwei Jahre zuvor nicht mehr. Hey, fand der Konzern, warum sollen wir Geld in ein System pumpen, das die Mannschaft sowieso nicht bedienen kann? Das »hervorragend ausgebildete Personal« hatte vom Raycas-System nicht den blassesten Schimmer.

    Da die Radarausrüstung nicht funktionierte, war das Schiff vom Gesetz her auch nicht fahrbereit. Obwohl das bei Exxon bekannt war, fuhr das Schiff trotzdem. Das Versprechen, den Sund nur mit Geleitschiffen zu durchfahren, hielt der Ölkonzern ein – 20 Jahre später, nach der Exxon-Ölpest, und dann auch nur unter Androhung rechtlicher Sanktionen.

    Mit den Unterlagen, die mir die Häuptlinge Mary und George gegeben hatten, lagen uns die Versprechen der Ölindustrie schriftlich vor. Na und?
    Ein Versprechen, das ein Ölunternehmen einem anderen gibt, ist ein Vertrag. Ein Versprechen, das der Konzern einem Eskimo gibt, ist – was? Ein Übereinkommen? Eine Absichtserklärung, mit der man sich den Hintern abwischen kann?
    Ich wusste, was es war: eine Straftat . Der Straftatbestand lautete racketeering , organisierte Kriminalität. RICO (Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act) war ein Bundesgesetz, das nach Johnny

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