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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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nicht fahren dürfen, so hockt eine halbe Milliarde Dollar fest und wartet. Das konnten BP und die Gang nicht zulassen. Also logen sie. Besser gesagt, sie ließen etwas aus, denn statt das Formular über mangelnde Bereitschaft auszufüllen, ließen sie die Exxon Valdez auslaufen.
    Noch während Öl aus dem Schiff lief, hielt Alyeska den Schwindel aufrecht. Inspektor Lawn funkte Alyeska vom Schiff aus an und wollte wissen, wann zum Teufel das Spezialschiff eintreffen würde. Bill Shier von Alyeska funkte zurück: »Es ist auf dem Weg, Dan. Schon unterwegs.«
    In Wahrheit hatte es das Dock nicht verlassen. Als es vierzehn Stunden nach dem Unglück endlich auftauchte, hatte sich der Ölteppich schon über Hunderte von Quadratkilometern ausgebreitet und war weiter in Bewegung. Auf der ganzen Welt gab es nicht genügend Gummisperren, um die Ölpest einzudämmen.
    Prinz-William-Sund, Alaska
    Man kann einen Supertanker nur durch Gefahrenzonen manövrieren, wenn Ersthelfer für den Ernstfall bereitstehen. Eine Art Feuerwehr für den Schiffsverkehr. Dies jedenfalls forderten der Kongress und die Regulierungsbehörden, und die Ölkonzerne sagten es zu. Exxon und ARCO gelobten den Chugach, die sie um Grund und Boden brachten, im Valdez-Vertrag als »faire Gegenleistung« sämtliche Ersthelferjobs; im Vertrag steht als Preis »ein Dollar und sonstige faire Gegenleistungen«.
    Die Alyeska hielt ihr Versprechen sogar ein. Sie brachte den Eskimos bei, sich von Hubschraubern absetzen zu lassen, Ölsperren zu installieren und das Öl abzuschöpfen. Sie hatten sieben Tage die Woche 24 Stunden am Tag Bereitschaft.
    Es war keine Robbenjagd, aber es brachte Geld.
    Dann entließ BP das gesamte Personal. Nachdem der Konzern mit Hilfe der Eskimos die Macht der Transportgewerkschaft Teamsters gebrochen hatte, entließ er sie nach sieben Jahren. Mehr als ein Jahrzehnt lang waren die vertraglich vereinbarten und gesetzlich geforderten Notfallteams Geister. Alyeska setzte ein paar Namen von Angestellten auf eine Liste und ließ sie als »Eingreifteam für einen Ölunfall« laufen. Einige erhielten eine Einweisung und eine Minimalausrüstung, um den Inspekteuren etwas vorzugaukeln.
    Es war gar nicht so einfach zu vertuschen, dass man die mit Eskimos besetzten Ersthilfeteams nicht mehr hatte. Wie lässt man Ureinwohner einfach verschwinden? Wie schließt man die Feuerwache, ohne dass es jemand merkt?
    Jemand merkte es: Inspektor Lawn. Der Mann ist getrieben von Misstrauen, der wandelnde Vorwurf — und er hat immer recht. Immer. Seinem detektivischen Geruchssinn folgend, schrieb er am 1. Mai 1984 eine datierte Aktennotiz, in der er die Frage festhält, ob das BP-Konsortium die »speziellen Teams« für die Bekämpfung einer Ölpest im Geheimen abgeschafft habe. Es war Zeit für eine unangekündigte Inspektion.
    Aber Alyeska mag keine Überraschungen. Bei BP bestand man darauf,
dass alle Inspektionen vorab mitzuteilen seien. Am 4. November 1986 informierte Alyeska die Regierung:
    Hier einige Informationen zur Planung der unangekündigten Ölpestübung … Der 19. November wäre am besten geeignet…«
    Freundlicherweise schlug BP noch ein paar andere Termine vor, an denen man, mit ausreichend Vorlaufzeit, eine unangekündigte Inspektion zulassen würde.
    Inspektor Lawn jedoch rückte allein an, um die Inspektion durchzuführen. Der Konzern, der mit heruntergelassenen Hosen erwischt wurde, schrie nach seinen politischen Freunden in der Regierung. Lawn wurde degradiert, seiner Aufgabe als Inspektor entbunden, an den Schreibtisch gesetzt und an den Füßen aus dem Fenster gehängt, als Warnung an andere Inspektoren, die Überraschungen liebten.
    Auf Betreiben der Gewerkschaft erhielt Lawn seine Dienstmarke zurück. Aber Alyeska war noch nicht mit ihm fertig. Man zapfte sein Telefon an. Der USA-Chef von British Petroleum heuerte die Sicherheitsfirma Wackenhut an, um den Inspektor in der Ausübung seiner Tätigkeit zu belauschen. (Ich hatte bei Wackenhut, das mittlerweile unter dem Namen Geo firmiert, wegen fahrlässiger Tötung, Kindesmissbrauch und Spionage recherchiert. 16 Nette Jungs.) Man versuchte dem Inspektor etwas anzuhängen, damit er nicht mit dem Kongress redete, fand jedoch nichts. Brutalität ist nicht gleichbedeutend mit Kompetenz. Und zum Glück waren die Typen so inkompetent, dass sie sich erwischen ließen. Ich bezweifle, dass BP das etwas ausmachte: Es hatte sich herumgesprochen, dass diese Briten beim Teetrinken nicht den kleinen

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