Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Finger ausstreckten.
Ein anderer staatlicher Inspektor überlegte in einer Aktennotiz: »Ich würde gern eine unangekündigte Ölpestübung ansetzen, sagen wir, für den 2. Januar, 20.00 Uhr.«
Aber er wagte es nicht, weil er fürchtete, von BP dieselbe Behandlung zu erfahren wie Inspektor Lawn.
In der Nacht, in der die Exxon Valdez auf das Riff auflief, musste das Notfallteam in Gary Kompkoffs Dorf, das man um Job, Einflussnahme und Ausrüstung gebracht hatte, hilflos zusehen, wie das Rohöl an ihnen vorbeitrieb.
Ich war mittlerweile vier Betrügereien auf der Spur, denen die Eskimos zum Opfer gefallen waren, von den Lügen gegenüber den Regulierungsbehörden einmal abgesehen:
— Versprechen Nummer 1: modernster Radar. Nicht einsatzbereit, fehlende Einsatzbereitschaft wurde vertuscht.
— Versprechen Nummer 2: Ölpest-Notausrüstung. Nicht vorhanden, Nichtvorhandensein wurde vertuscht.
— Versprechen Nummer 3: Spezialschiffe für die Bekämpfung einer Ölpest. Nicht einsatzbereit, nicht bestückt, Zustand wurde vertuscht.
— Versprechen Nummer 4: Ersthelfer für den Fall einer Ölpest. Den Arbeitern wurde gekündigt, die Gefahr wurde vertuscht.
Die Eskimos wurden also dafür, dass sie Valdez abgaben, aufs Kreuz gelegt. Ebenso wie der Kongress, die Regulierungsbehörden und die Öffentlichkeit.
Die Öffentlichkeit hereinzulegen ist kein Verbrechen. Organisierte Kriminalität schon. Damit diese Vorwürfe griffen, musste ich eine Verschwörung beweisen.
Lassen Sie mich hier kurz einhaken und etwas über Verschwörungen sagen. Das Wort »Verschwörung« hat in letzter Zeit einen negativen Beigeschmack erhalten. Wenn ich im amerikanischen Fernsehen bin, muss ich mich darauf einrichten, als »Verschwörungsfanatiker« bezeichnet zu werden. Das bringt die Leute zum Lachen – vor allem die Verschwörer.
Ich bin kein Verschwörungsfanatiker, sondern Verschwörungsexperte. »Verschwörung«, wie ich sie vor Gericht beschreiben würde, ist nichts anderes als eine Vereinbarung zwischen zwei oder mehr Parteien, die im Geheimen agieren, gemeinsam agieren und wissen, dass sie mit ihrem Plan jemandem wehtun.
Für eine Anklage nach RICO brauche ich eine Verschwörung. Bei diesen Typen war das, als breche man sich aus einem riesigen Schokoherz ein kleines Stückchen heraus.
Das würde schon reichen …
Phoenix, Arizona
August 1988. Sieben Monate vor der Ölpest
Die Jungs konferieren hinter verschlossenen Türen. Die Häuptlinge von British Petroleum, Exxon, Mobil, ARCO, Hess, Unocal und Phillips Petroleum sind zusammengekommen, um über ihre Pipeline zu reden.
In den Augen der Ölleute waren die Nervensäge Theo Polasek und andere Valdez-Manager in Alaska zu »Eskimos mutiert«, denn sie jammerten und heulten, dass sie für den Fall eines Tankerunglücks Ausrüstung brauchten. Glaubten die etwa, das Alyeska-Konsortium sei ein Goldesel? (Ist es, aber das nur nebenbei.)
Wenn sich die Bosse konkurrierender Unternehmen früher trafen, bezeichnete man das als illegales Kartell, als Marktmanipulation, als Monopol:
»Geschäftsleute des gleichen Gewerbes kommen selten zusammen, selbst zu Festen und zur Zerstreuung, ohne dass das Gespräch in einer Verschwörung gegen die Öffentlichkeit endet oder irgendein Plan ausgeheckt wird, wie man die Preise erhöhen kann.« 17
Das ist Originalton Adam Smith, auch so ein Verschwörungsfanatiker. Aber niemand hat ihn um seine Meinung gebeten. Adam Smith verbrannte noch Walöl, also woher zum Teufel hätte er wissen sollen, wie man den Karibus das Rohöl unter dem Hintern wegschnappt?
Jedenfalls war es kein Kartell, sondern ein »Konsortium«, eine absolut legale Organisation. Und sie hatte einen unglaublich positiven Namen: Al-Yes!-ka.
Den Jungs von Alyeska (und es sind immer Jungs) gehörte die Pipeline gemeinsam, aber ihr Rädelsführer British Petroleum war neu an Bord. Die Pipeline, die Schifffahrtswege, die Bekämpfung einer Ölpest und das anschließende Großreinemachen fiel BP zu. Da die Briten das größte Stück vom Kuchen hatten, war Alyeska auch ihr Baby, und es war ausschließlich Aufgabe von BP-Alyeska, zweierlei zu verhindern: Explosionen und Ölkatastrophen.
Trotzdem gab es Explosionen und Ölkatastrophen, und das hätte für künftige Operationen im Golf von Mexiko eine Lektion sein sollen. Aber wie lautete die Lektion?
BP war zwar verantwortlich, konnte aber ohne die Mehrheit der Konsortiumsmitglieder keinen Cent ausgeben. Man musste sich daher
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