Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
das Kleingeld aus der knappen Kasse der Exxon-Texaner erbetteln. In deren Augen aber wollte der idiotische BP-Manager in Valdez Abermillionen auf eine Ölpest verwenden, die sich nicht ereignet hatte.
Der Hafenvorsteher Theo Polasek beklagte, es sei mit der mageren Ausrüstung, die er in Alaska hatte, unmöglich, eine Ölpest »mitten im Prinz-William-Sund« zu bekämpfen, falls dort ein Tanker auf Grund lief. Zweimal versicherten die Unternehmen dem Bundesstaat schriftlich, dass die Ausrüstung auf Bligh Island deponiert werden würde. Das geschah jedoch nicht. Das heißt, man umging die Vorschriften.
Wie ging es weiter? Als BP vorschlug, zumindest ein paar Schekel in die Einhaltung der Vereinbarungen zu stecken, die das Konsortium schriftlich getroffen hatte, um sich den gesetzlichen Vorgaben wenigstens anzunähern, ging der Exxon-Vertreter in die Luft. Sein Unternehmen sei nicht bereit, einer Hand voll britischer Waschlappen gute Yankee-Dollar in den Rachen zu werfen, nur damit sie das Geld für den Schutz von Robben und das Umschiffen von Eisbergen aus dem Fenster warfen.
Der ARCO-Chef Stanley Factor schrieb an einen Senior Vice President von BP, er dürfe keinen Cent ausgeben, bis es ihm ARCO und Exxon gestatteten – und das war’s. Keine Ausrüstung für Bligh Island.
Wenn ein Exxon-Tanker gegen einen Eisberg fuhr, würde sich der Konzern schon selber darum kümmern, keine Sorge. Das Gesetz sah das glatte Gegenteil vor, und das aus gutem Grund. Wer will schon, dass jeder Ölkonzern sein eigenes unkontrolliertes dilettantisches Notfallsystem hat?
Sieben Monate später, als die Exxon Valdez auf Grund lief, nahm sich Exxon des Notfalls auf dramatische Art an. Das Notfallsystem war nicht nur dilettantisch, sondern praktisch nicht vorhanden: keine Ausrüstung, kein Plan. BP-Alyeska sah der Exxon-Kacke beim Dampfen zu und drückte sich nur allzu gern vor der Verantwortung.
Damit hatte ich also Betrug Nummer 5: ein diskretes Aushebeln des Notfallplans – und obendrein eine Verschwörung.
Woher ich Bescheid weiß über interne Konferenzen und Gespräche zwischen den Bossen? Es gibt schriftliche Protokolle. Mit der Erfindung des Fotokopierers wurden die Stoßgebete eines jeden Ermittlers
erhört. Aktennotizen und die Kopien von Aktennotizen sind höchst beliebt. Die meisten Manager produzieren in erster Linie Papier.
Gott segne sie. Ein Paläontologe klebt Knochen zu einem Dinosaurier zusammen. So ähnlich geht es mir, wenn ich Papierfetzen zu einer psychodramatischen Karte einer Verschwörung zusammensetze.
Als ich Recherchen über die Atomindustrie anstellte, beauftragte ein Manager seine Sekretärin gewohnheitsmäßig, die belastenden Akten zu vernichten. Sie tat es, machte aber – gewohnheitsmäßig – von jedem Blatt eine Kopie, die sie in einer eigenen Akte »Geschredderte Unterlagen« ablegte.
Blöd, oder? Vielleicht auch nicht. Ehe uns dazu ein sexistischer Blondinenwitz einfällt, denken wir mal einen Augenblick nach: Was für ein Gehalt bezieht eine Chefsekretärin, die jeden Moment mit einer Akte wedeln kann, auf der »geschreddert« steht?
Es lebe der Fotokopierer! Die ideale Waffe der kleinen Leute.
(Und als Dank für das CC in E-Mails zünden wir auch eine Kerze an.)
Prinz-William-Sund
März 1989. Inspektor Lawn, der trotz seiner Schlaflosigkeit ruhig und planvoll vorging, stellte sich dem Ölschlick, der mittlerweile weit, unerbittlich und gnadenlos war wie die russische Front. BP, nach dem Gesetz verantwortlich für die Ersthilfemaßnahmen, machte keinen Finger krumm. Die Konzernmanager quasselten vor sich hin, blockierten den Notfall-Funkkanal und machten einen glänzenden Vorschlag: Wie wäre es, wenn wir von Bombern tonnenweise chemisches Dispergiermittel abwerfen lassen, das einen Weg durch den Ölschlick bahnt, damit die BP-Tanker wieder ihrem Geschäft nachgehen können?
Ich brauchte Inspektor Lawn nicht nach seiner Reaktion zu fragen.
Abgesehen von der Betrugsrecherche hatte ich noch einen härteren Job zu erledigen: Ich musste mit unseren eigenen Kunden reden, den Chugach.
Vor Gericht musste ich der Jury eine Zahl nennen, meine Berechnung »hedonischer« Schäden. Wenn man Ureinwohner ist und als letzter Amerikaner von dem lebt, was man jagen, fangen und sammeln kann, und dann – ka-bumm! – ist alles weg, was ist das dann wert?
New Chenega, Evans Island
Ich musste mich beherrschen, das halbe Dutzend Narben, die sich parallel über Larry Evanoffs Oberkörper
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