Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
haben Strom? Wenn wir in den Konservenfabriken arbeiten, sind unsere Leute nichts als abhängige Diener.«
Wenn sie Valdez nicht aushändigten, würde man es ihnen wegnehmen – und die anderen Dörfer vielleicht auch noch.
»Das ist unsere Heimat, solange wir uns erinnern können. Wir müssen hier bleiben, bis wir sterben.«
Barnes und den Eskimos war nicht verborgen geblieben, dass das Exxon-Logo ein menschenfressender Tiger ist.
Da hieß es: aushändigen oder geschluckt werden.
Penthouse, Captain Cook Hotel, Anchorage, 1997
Die letzte Hoffnung der Eskimos war ein Gesuch an den Innenminister, in dessen Ministerium das Bureau of Indian Affairs angesiedelt ist und der sich für die Interessen der Eskimos einzusetzen hatte. Das aber war völlig sinnlos, denn Richard Nixon, der gerade ins Amt gekommen war, hatte einen neuen Innenminister berufen: Wally Hickel.
Gouverneur Wally Hickel hat den Bundesstaat Alaska erfunden. Mit Unterstützung seines Kumpels Richard Nixon sicherte er sich im Jahr 1959 einen Stern auf der Flagge – Alaska wurde Bundesstaat.
»Das war ein Fehler«, erklärte er mir. »Wir hätten einen eigenen Staat gründen sollen.« Ich wies darauf hin, dass er dann Präsident wäre.
Hickel grinste und führte mich zu einem Globus. Während er den Scheitel des Planeten massierte und liebkoste, erzählte er mir von seinem Plan, ein zirkumpolares Rohstoffkartell zu gründen, das Sibirien, Alaska, das subpolare Skandinavien und Nordjapan miteinander verband. Er hatte bereits mit den Planungen für eine Eisenbahnlinie begonnen, die rund um den Nordpol führen und mit einem Tunnel unter der Beringstraße mit Russland verbunden sein sollte. Eine Konföderation des Nordens, ein Arktisches Imperium, das den oberen Teil der Erde umschloss und, so Hickel, vom gütigen Kaiser Wally beherrscht werden würde. Verrückt, ja, aber Hickels Pläne waren alle verrückt und meistens erfolgreich.
Als ich 1997 mit ihm sprach, hatte er bereits den Gouverneur der Insel Sachalin, Alaskas Gegenstück in Sachen Bevölkerung und Rohstoffe, dazu gedrängt, die Unabhängigkeit von Russland zu erklären. (Was nicht von Dauer war.)
Hickel, der im Abstand von zwei Jahrzehnten zweimal zum Gouverneur von Alaska gewählt wurde, war ein merkwürdiger Republikaner. »Der Kapitalismus«, erklärte er mir, »ist ein Kunstprodukt der gemäßigten Zone. Auf einem Großteil des Planeten funktioniert er schlichtweg nicht.« Für einen Mann, der Kapital und Privateigentum dermaßen abgeneigt war, hatte er von beidem ganz schön viel.
Vom obersten Stockwerk des Captain Cook Hotel hatte er eine tolle Aussicht. Das Hotel gehörte ihm. Die Aussicht blieb erhalten, weil das Captain Cook von Rechts wegen das höchste Gebäude in Anchorage bleiben musste. Man konnte fast ganz Anchorage sehen – auch das gehörte überwiegend ihm – und dahinter bis zur Halbinsel Kenai, wo er ebenfalls Besitztümer hatte.
Das reichte aber nicht. Hickel war bereits der reichste Mann Alaskas, doch auch das war nicht genug.
Seit Alaska 1959 ein eigener Bundesstaat geworden war, wusste er, dass er sich seine arktischen Träume nur mit Öl, Gas, Kohle und Holz erfüllen konnte. Doch um an diese Ressourcen zu gelangen und sie abzutransportieren, hatte er zunächst ein großes Hindernis aus dem Weg zu räumen: die Ureinwohner, denen sie bereits gehörten.
Wo aber waren die Besitzurkunden? »Man kann Land nur durch Eroberung oder Kauf sein Eigen nennen. Nur weil Ihr Opa einen Elch über die Tundra gejagt hat, heißt das noch nicht, dass sie Ihnen gehört.«
So viel zu den Ansprüchen meiner Rentier jagenden Eskimo-Kunden.
Die Ansprüche der Ureinwohner waren jedoch die mächtigste Waffe in den Händen des überaus mächtigen Gouverneurs. Hickel hatte sich als Nixons Innenminister den Weg ins Weiße Haus gebahnt, wo er für den Schutz der natürlichen Ressourcen und der Umwelt in den USA zuständig war. Gott stehe uns bei.
Er hatte eine Wahnsinnsidee: Mit einem Wink seines legislativen Zauberstabs verwandelte er die Eskimovölker Alaskas in Unternehmen. Die Häuptlinge wurden CEOs und Präsidenten, der Ältestenrat mutierte zum Vorstand, und jeder Eskimo wurde zum Aktionär des Unternehmens, dem das Land gehörte.
Viel Land. Hickel erklärte mir, er habe Nixon davon überzeugt, den Unternehmen der Urbevölkerung 40 Millionen Hektar Land zu übergeben. Nixon unterzeichnete den Alaska Native Claims Settlement Act im Jahr 1971. Die Ureinwohner konnten
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