Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
Vom Netzwerk:
das dreckige Fenster zu den rostigen Booten und dem Warnlicht, das sich im Turm über dem Riff drehte.
    »Wo ist Ihr Sohn jetzt?«
    »Seattle«, sagte er. »Pipeline-Ingenieur.«
    Ich ließ die Melone auf dem Küchentisch liegen, schloss die Tür leise hinter mir, ging durch das Unkraut zum Gäste-Wohnwagen zurück, schnappte mir meine noch gepackten Taschen und rief über Kurzwelle ein Wasserflugzeug.

    Nicht jeder Eskimo findet beim Ausbringen von Stellnetzen und dem Häuten von Seehunden seinen inneren Frieden. Die Exxon-Anwälte hatten ihren Spaß daran, die Vorstellung einer »angestammten Lebensweise« zu harpunieren. Sie hielten diesen Anspruch für einen
Witz. Der Konzern wollte vom Chef der Chenega Corporation, Chuck Totemoff, wissen, wann er das letzte Mal Robben gejagt habe. Evanoff zufolge antwortete Chuck: »Oh, ich weiß nicht… das ist Jahre her.« Dann fügte er ungefragt hinzu: »Wissen Sie, das Wasser ist echt kalt.«
    San Diego, Kalifornien
    Ein Konzern hat viele Möglichkeiten, den Stinkefinger zu zeigen. Eine geht so:
    Die Chugach am Prinz-William-Sund legten ihr Geld zusammen, liehen sich noch etwas dazu und gründeten mit dem guten alten amerikanischen Unternehmergeist eine Dosenfabrik für den Lachs, den sie fingen.
    Der Unfall der Exxon Valdez war nicht gerade die beste Werbung für den Konservenlachs. Die Kunden in den Lower 48 hatten keinen Appetit auf »Rohöl in Dosen«. Außerdem waren da noch die Kosten für das Gerichtsverfahren – die Besprechungen mit den Anwälten, die Gutachter (und der Ermittler aus New York). Exxon verschränkte die Arme und sah zu, wie die Chugach Corporation mit ihrem Lachs baden ging.
    Der Sund hatte die ganze Welt mit Hering versorgt, nirgends hatte es mehr davon gegeben. Ein Jahr nach der Ölpest – rums! – war der Hering weg. Von mehreren Millionen Fischen auf null.
    Der BP-Konzern begutachtete den von ihm verschuldeten Schaden und sah sogleich einen billigen Ausweg. Da an der gesamten Küste die Firmen der Ureinwohner eine nach der anderen eingingen, bot BP ihnen einen Rettungsanker an: einen Versicherungsfonds.
    BP und Exxon zogen gemeinsam ein nettes kleines Spiel ab. Exxon wollte die Leute hinhalten, und die Opfer der Ölpest, die in den Abgrund ihres Bankrotts blickten, hatten keine andere Wahl, als sich mit den Peanuts des BP-Konsortiums zufriedenzugeben. BP bot den Fischern, den verschmutzten Ortschaften und den Verletzten den Betrag an, der bereits in einem Versicherungsfonds der Branche lag: 125 Millionen Dollar. Sogar Exxon räumte ein, dass der Schaden in die Milliarden ging.

    Meine Eskimo-Kunden hatten die Wahl: Friss oder stirb. Es war eine Neuauflage des Ein-Dollar-Handels, nur dass diesmal ein paar Nullen dranhingen. Die zusätzlichen Nullen konnten allerdings nicht verhindern, dass die Chugach Alaska Corporation vor dem Insolvenzgericht landete (womit sich auch die Rechnung des Ermittlers erledigt hatte).
    Anders ausgedrückt: BP zahlte keinen Cent aus eigener Tasche.
    Als BP erst einmal aus dem Schneider war, schickte der Konzern den Chef von BP Alaska, Bob Malone, an den Golf von Mexiko, um die dortigen Bohrungen zu leiten.
    Und Lektion Nummer 1, die BP mit an den Golf von Mexiko nahm, lautete:
     
    Wenn dir Öl ausläuft und es die örtliche Wirtschaft zerstört, stoß mit dem Pick-up zurück und bring die Sache zu Ende.
     
    Die Opfer des Konzerns waren infolge der Zerstörung dermaßen geschwächt, dass sie jedes Angebot annehmen mussten.
    Daher lautete Lektion Nummer 2:
     
    Es ist viel billiger, die Opfer abzufinden, als eine Ölpest zu verhindern.
     
    Das ordnungsgemäße Krisenmanagement bei einer Ölpest setzt für Alaska eine Ausrüstung im Wert von mehr als 1 Milliarde Dollar voraus, im Golf von Mexiko, mit dem Zehnfachen an Verkehr und Ölfördermenge, noch viel mehr.
    Die beiden Lektionen lassen sich so zusammenfassen: Wer nicht vorsorgt, muss auch nicht zahlen. In Alaska kam BP damit durch und nahm diese Maxime mit zum Golf von Mexiko.

    Ein Konzern hat auch noch andere Möglichkeiten, den Stinkefinger zu zeigen. Exxon wendete bei Onkel Paul eine besondere Methode an.

    Onkel Paul wollte nur einen Fischkutter haben, der stabil genug war, ihn und seinen Sohn bis hinter die ölverpestete Todeszone zu bringen. Die beiden waren nicht besonders begeistert von den Karrierechancen, die sich mit dem Abwischen von Felsen eröffneten. Er fragte mich, ob Chenega und die anderen Eskimodörfer wohl so viel Geld für Schiffe und

Weitere Kostenlose Bücher