Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Strategies & Solutions, einer Beraterfirma des kaum bekannten Energieunternehmens Enron aus Houston, als Whistleblower betätigte. Levy hatte heimlich die Gespräche von Lobbyisten mit guten Beziehungen zu Handelsminister Peter Mandelson und Schatzkanzler Gordon Brown aufgezeichnet. Auf den Mitschnitten brüsteten sich die Lobbyisten damit, wie Gesetze in ihrem Sinne gemacht und Vorschriften ignoriert wurden. Außerdem erhielten sie für ihre Klienten, darunter amerikanische Banken, Energieunternehmen und so weiter, vertrauliche Regierungsinformationen über den Staatshaushalt. Für eine Gebühr von 5000 Pfund im Monat sicherten die Lobbyisten den Zugang durch die Hintertür zur Downing Street 10 zu, im wortwörtlichen Sinne. (»Levy« erhielt eine Einladung und hätte direkt reingehen können. Kein Scherz.) Für das, was man bekam, waren 5000 Pfund wirklich ein Schnäppchen.
N. Gregory Levy war der Reporter Greg Palast. Strategies & Solutions war die Scheinfirma von The Guardian/Observer .
Und das Ende vom Lied? Meine Story zwang den Fürsten der Finsternis, Peter Mandelson, Tony Blairs Klauenhand, den Karl Rove des Premierministers, zum politischen Offenbarungseid.
Doch die amerikanischen Energiegiganten und Banken, die ich im Zusammenhang mit der Zugang-gegen-Bargeld-Affäre bloßstellte, waren alles andere als amüsiert.
Meine schillerndste Kontaktperson war ein schmieriger kleiner Lobbyist
namens Derek Draper, den meisten als »Dolly« bekannt. Dolly war erst Mitte 20, und Fürst Mandelson, eher jenseits der 40, mochte Jungs. Mein Redakteur, Will Hutton, wollte wissen, ob Dolly und Mandy … »Sie wissen schon«. Ich wusste es nicht und wollte es auch nicht wissen. Mandelson und Dolly verband viel mehr, nämlich eine mephistophelische Amoralität. Ein Rasputin und ein Rasputin-in-Ausbildung. Oder Lord Voldemort und seine Schlange Nagini. Was sie mit anderen Männern anstellten, bevor sie sie ruinierten, war mir egal.
Als meine Story »Zugang gegen Bargeld – Lobbygate« im Observer erschien, zierte sie eine Woche lang die Titelblätter aller britischen Zeitungen. Und ich auch. In Lettern, die größer waren als damals bei der Schlagzeile »Sieg über Hitler« stand groß und fett im Mirror: »Der Lügner.«
Das Foto von mir war sehr unvorteilhaft; es schien anzudeuten, dass ich kahl war, nur weil ich keine Haare hatte.
Wie Sie sich sicher vorstellen können, war es danach schwierig, wieder undercover zu arbeiten. Mein Gesicht war bekannt, und die Liste derjenigen, die mir einen qualvollen Tod wünschten, war so lang, dass sie quer über den Atlantik reichte.
Ich konnte den Schwindel nur durchziehen, weil ich noch eine dritte falsche Identität namens Greg Palast hatte. Nicht Greg Palast, der Journalist, sondern Greg Palast, der Amerikaexperte, der Tony Blair 1996 und 1997 bei Fragen zur Regulierung des Energiemarktes und der Nuklearindustrie beraten hatte. Ich tat so, als ob ich heimlich von dieser Verbindung profitieren wollte, und die Schleimer, die von ihrer eigenen Verbindung zu Blair profitieren wollten, kauften mir das ab.
1997, als Blair kurz davor stand, neuer Premierminister zu werden, und ich sein Berater, aber noch nicht sein Ankläger war, zeigte ich mich auf der Gala im Rahmen des Parteitags der Labour Party an der Seite des (zukünftigen) stellvertretenden Premierministers, dem rundlichen und verwirrten John Prescott, nebst anderen hohen Parteifunktionären. Der Ballsaal des Hotels wimmelte von teiggesichtigen Briten, deren Visagen rot und röter wurden, je mehr sie dem Bier zusprachen. Ein Gentleman hatte sein Hemd aufgeknöpft und rieb sich die nackten Brustwarzen. Und sowas macht sich über Amerikaner lustig!
Auf der anderen Seite des Saals stand eine schlanke Frau, allein und schweigend. Eine Frau, bei der es knisterte . Wie um alles in der Welt war sie hier hereingekommen? Noch bevor ich meine hervorquellenden Augen abwenden konnte, schoss sie quer durch den Saal auf mich zu und forderte mich zum Tanz auf. »Wie kommt es, dass sie mit Prescott und Blair gekommen sind?« Macht ist ein Aphrodisiakum und führt in Kombination mit Berühmtheit und der richtigen Gelegenheit zum Orgasmus. Sie vibrierte förmlich. Vor Ehrgeiz.
Sie ließ die Hände in meine Hosentaschen gleiten und fragte, wie sie denn in der Labour Party ein bisschen weiter nach oben gelangen könnte. Dabei war es für sie einfach. Zur Hälfte eine schwarze Jamaikanerin und voll und ganz Frau. Ein unwiderstehliches
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