Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Angebot, »Zwei zum Preis von einem«, das konnte der Fürst der Finsternis sicher
irgendwo für den Stimmenfang nutzen. Was er auch tat: Ein Jahr später stellte Mandelson sie gegen eine andere Frau, eine seiner Feindinnen, als Kandidatin für den Parteivorsitz auf. Clever, der Fürst.
Miss Jamaika gab mir ihre Koordinaten, spielte noch ein bisschen in meinen Taschen herum und forderte mich auf, sie anzurufen. Mein idiotisches männliches Ego konnte sich nicht im Traum vorstellen, dass dieser süße kleine Raggamuffin – und ihr Ehemann – mir etwa ein Jahr später eine Falle stellen würden.
Ich glaube nicht, dass sie das von Anfang an vorhatte. Vermutlich wollte sie einfach ein bisschen Spaß haben, ein Tänzchen wagen, es ein bisschen kribbeln lassen – und vielleicht ein paar politisch vorteilhafte Verbindungen knüpfen. Sie wäre nicht die erste talentierte Frau, die die politische Karriereleiter in Unterwäsche erklommen hat.
Ein Jahr später, nachdem ich Mandelson und Blair hochgehen lassen hatte, sah ich, dass sie beim Parteikongress als Mandelsons Handlanger für den Parteivorsitz kandidierte. Der Parteitag war im September. Ich wühlte nach Jamaikas Nummer und hinterließ eine Nachricht. Atemlos rief sie mich zurück. Sie sagte mir, ich würde viel besser aussehen als auf diesen furchtbaren Fotos im Mirror (»Das riecht nach Ärger, Palast, nach Ärger«, meldete sich eine kluge Stimme in meinem Kopf, bevor ich sie abwürgen konnte). Mandy, erfuhr ich, hatte es versäumt, seinem Star eine Karte für die Party des New Statesman zu besorgen, die Party, die man, wenn man jemand sein will, besuchen muss . Ich rief beim Redakteur der Zeitschrift an und sagte ihm, wer mich begleiten würde: die niedliche Kleine, Schützling meiner Nemesis.
Ich zog mir ein Hemd über und eilte zum Ball des New Statesman . Ohne die Frau des Jamaika-Ehemanns. Und ohne meine Frau.
Ich trat auf die Tanzfläche, sah mich um, konnte Miss Jamaika aber nirgends entdecken. Dieses untreue Miststück. Dann eben nicht. (Es
störte mich nicht, dass ich der untreue männliche Teil des Ganzen war.) Schon gar nicht nach meinem dritten Gin Tonic. Zum ersten Mal, seit ich 15 war, traf ich die bewusste Entscheidung, mich zu besaufen. Aber so richtig.
Dann sah ich sie. Nicht Miss Jamaika, sondern Miss Schweden. Das heißt, eine dieser Blondinen, die nur aus langen Beinen zu bestehen scheint und die vor einigen Monaten bei einem Empfang im Bankettsaal von Whitehall neben Dolly stand und ihn den ganzen Abend umgarnte. Der Bankettsaal ist übrigens der Ort, wo König Charles I. enthauptet wurde.
Ich sollte auch bald den Kopf verlieren.
Wie es dazu kam, dass wir schließlich miteinander tanzten, weiß ich nicht. Aber Schweden war mir ganz nah, sie war anschmiegsam, und vielleicht würde es doch noch ein schöner Abend werden. Der Sohn Gottes war ein Jude und alles war gut, vor allem, als sie die Hand unter mein Jackett schob und zwischen den Beinen meiner Hosen rauf und runter rieb. Mein lieber Scholli.
Dann wurde das Reiben, wie mir schien, ein bisschen gewalttätig. Sie klopfte mich grob ab, Zorn in den Augen.
»Wo ist er!? Wo ist der Rekorder?! Sie haben doch einen Rekorder bei sich! Sie wollten mich doch dazu bringen, dass ich über Derek rede. Ich kann nicht glauben, dass ich fast …«
Nein nein nein, wollte ich ihr sagen, musste aber einen Schritt nach hinten ausweichen, um einem Tritt an meinen Kopf im Kickboxstil auszuweichen. Ich wollte wirklich nur, dass deine Oberschenkel meine Ohren zerquetschen. Ich wollte einen Engel in Unterwäsche sehen, der dafür sorgt, dass ich Dolly und Miss Jamaika und den schwulen Fürsten Mandy vergesse. UND WIE KANNST DU ES WAGEN, EINEN BETRUNKENEN ZU SCHLAGEN!
An dem Abend wollte ich kein Reporter sein. (Natürlich nahm ich auf, was sie sagte. Mit einem Gerät, das aussah wie ein Feuerzeug. Blondie hätte auffallen müssen, dass ich nicht rauche. Ich habe Asthma.)
Ein Kater ist nichts für mich. Mag ich nicht. Nein, wirklich nicht. Und da war ich nun und fühlte mich seekrank angesichts des schmutzigen Teppichs in der Lobby. Der Teppich schlug Wellen, bedrohte mich. Ich mochte ihn nicht. Die Pressestelle der Labour Party hat mich zu unchristlich früher Zeit angerufen und gesagt, ich muss, muss sofort zur Parteizentrale kommen, sonst würde ich meine Akkreditierung verlieren.
Bei New Labour ist man nie betrunken. Dort nippt man am Weißwein und weiß nichts von verlorener Liebe. Trotzdem
Weitere Kostenlose Bücher