Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
willkürlich zusammengestellten Aktenordnern und Durchschlägen auf Kohlepapier. Ich stürzte mich auf die hoffnungslose Aufgabe, die Abrechung für die Ersatzteile der Southern-Tochter in Mississippi zu finden. Während meiner mühevollen Arbeit saß ein Herr im Halbarmhemd mit mir im Raum, hinter einem Schreibtisch voller Papierstapel, die aussahen, als ob sie seit Jahren nicht bewegt worden wären. Sein einziger Gesprächsbeitrag bestand darin, mit den Schultern zu zucken und zu sagen: »Davon weiß ich nix.«
Es war heiß, wie es nun einmal im Mississippidelta heiß ist, es gab keine Klimaanlage, und der Ventilator an der Decke bewegte nur die Fliegen und die feuchte Luft. Ich hatte Hunger, konnte mich aber nicht überwinden, die sauer eingelegten Schweinsfüße zu kaufen, die vor dem Büro des Gouverneurs aus einem großen Fass heraus angeboten wurden.
Dann trat Jackson Ables ins Archiv, als wäre er direkt einem Roman von John Grisham entsprungen: ein rundlicher, lebhafter Anwalt im weißen Seersucker-Anzug und blitzgescheit. Mit einem Südstaatenakzent, der zäh wie Sirup klang, sagte Ables zu Mr. Kurzärmelhemd: »Jasper, dieser junge Mann hier, der ist ein guter Junge.« Ein New Yorker Judenjunge musste man nicht extra hinzufügen.
Mr. Kurzärmelhemd sprach daraufhin: »Da drüben, direkt oben auf dem Schrank.« Und tatsächlich, da war es: Der Unheilige Gral, eine 100 Seiten lange Abrechnung über Ersatzteile. Das Dokument verließ das Archiv in meiner Aktentasche.
Southern hatte Teile abgerechnet, die nie benutzt wurden, ein kompliziertes Bilanzierungsspielchen, das gegen mehrere Abschnitte des dicken Regelwerks verstieß, mit dem die Preise festgelegt wurden, die ein Energieunternehmen mit Monopolstellung erheben durfte. Ich brauchte zwei Monate, um die Abrechung zu dechiffrieren und für Ables aufzuschlüsseln. Seine Kanzlei klagte im Namen der Öffentlichkeit: Betrug, Überweisungsbetrug, Vorspiegelung falscher Tatsachen, Verschwörung, organisierte Kriminalität.
Unser Vorwurf der organisierten Kriminalität und des Betrugs basierte darauf, dass Southern seinen Stromkunden mehrere Millionen Dollar für Ersatzteile in Rechnung gestellt hatte, die nie verwendet worden waren. Formaljuristisch hatte das Unternehmen gegen die Abrechnungs- und Bilanzierungsvorschriften verstoßen, die die Federal Energy Regulatory Commission erlassen hatte.
Aber für die Southern Company war das kein Problem : Die Energieunternehmen sorgten einfach dafür, dass der Kongress das Gesetz abschaffte und die Regulierung aufgehoben wurde. Southern kam ungeschoren davon und winkte mir fröhlich mit den Ersatzteilen zu.
Wenn Sie also hören, wie jemand das Wort Deregulierung voll glühendem Lob ausspricht, denken Sie an die Southern Company und den armen Jake. Denn wenn es heißt Deregulierung , ist damit eigentlich Dekriminalisierung gemeint.
Der Richter wies die Klage ab. Aber die Liste mit den Ersatzteilen für das Kraftwerk Vogtle hob ich auf.
Während ich diese Geschichte aufschreibe, habe ich zwei Informanten kontaktiert.
— Informant 1: »Ich war – bei Southern Company … Ich kannte Jake … Es hat eine Weile gedauert, aber wir haben herausgefunden, wer Jake ermordet hat, und kennen auch die Waffe …«
— Informant 2: »Er hat eindeutig Selbstmord begangen und dabei auch noch die beiden Piloten mit in den Tod genommen …«
Wissen Sie, es wäre schön, wenn Insider sich auf eine Version der Geschichte einigen könnten. Egal, die Southern Company erwähnte Jake ohnehin nicht bei ihrem Antrag, einen Teil des britischen Strommarktes zu übernehmen. Ich schon, und zwar im Guardian . Und dazu holte ich aus meinem Aktenschrank die Liste mit den Phantom-Ersatzteilen. Ich machte mir in der Energiebranche wirklich keine Freunde.
Houston und Amsterdam
Drei andere amerikanische Energieunternehmen schlossen sich eilig Southerns Eroberungsfeldzug an und erboten sich, den Rest der britischen Stromversorgung aufzukaufen.
Zum einen waren da die Jungs aus Arkansas, Hillary Clintons früherer Klient Entergy. Als der ehemalige Geschäftspartner der First Lady wegen gefälschter Bilanzen angeklagt wurde, akzeptierte er lieber eine kurze Gefängnisstrafe, als sie anzuschwärzen. Auf dem Weg in den Knast wurde der Straftäter von Entergy als »Berater« angeheuert. Dann kaufte Entergy mit dem hilfreichen Segen des Weißen Hauses London Electricity. Ich behaupte nicht, dass das alles miteinander zusammenhängt. Ich
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