Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Teufel ich da eigentlich daherredete und warum ich das überhaupt
für wichtig hielt. »Devisenarbitrage« und »Zinssicherungsgeschäfte« waren keine Begriffe, die bei Karl Marx oder in der Mao-Bibel zu lesen waren. Bei Marx und Mao ging es ausschließlich um die »Produktionsmittel« und riesenhafte Fabriken mit muskulösen, schwitzenden Proletariern wie den Gewerkschaftern, mit denen ich kurze Zeit später bei U.S. Steel Gary Works zusammenarbeiten würde.
Aber Milton Friedman kapierte es. Mann, und wie der das kapierte. Ich hatte den Albtraum vor Augen, dass Banker den Gesetzen, die die Volkswirtschaften bei Verstand hielten, das Leben aussaugten. Friedman dagegen sah etwas, das heißer war als jeder Pornofilm: den Mechanismus für die Abschaffung finanzieller Schranken. Er schlug vor, dass wir gemeinsam einen Aufsatz darüber veröffentlichten. Aber mir war das zu viel. Für mich wäre das so etwas wie eine Lobeshymne auf die Pocken gewesen.
Trotzdem lud mich Friedman in seinen Finanz-Workshop ein (kling!) .
Milton Friedman war faszinierend. Mit seinem funkelnden Verstand konnte er einem die intellektuelle Seele durch die Augen aussaugen. Es war, als blickte man direkt in die Sonne. Die überwiegend langweiligen Doktoranden, die einen habgierig, die anderen karrieregeil, verließen seinen Kurs wie die Zombies, deren magerer Intellekt von seinem Gift infiziert worden war, bereit, in die entferntesten Winkel des Planeten auszuschwärmen, um den unschuldigen Ländern die herzlose Volkswirtschaftslehre ihres Meisters aufzuoktroyieren.
Um meiner eigenen Sicherheit willen musste ich mich auf etwas anderes konzentrieren.
Doch mein Gehirn war noch hungrig. Mein bester Freund David steckte sein Ding heimlich in meine Freundin (rothaarig/unersättlich). Von dieser Last befreit, konnte ich mich von Davids wahrer Liebe verführen lassen: Ich las heimlich Aristoteles.
Der griechische Philosoph Aristoteles war kein Grieche. Er war Mazedonier und wurde deshalb von den Griechen gehasst. Interessanter ist, dass er als erster Ökonom über die Ölindustrie schrieb. (Er hatte einen Riesenvorsprung, weil er überhaupt der erste Ökonom war. Er erfand auch das Wort Ökonomie – Οικονομικα.) Jedenfalls berichtet
der Vater der Ökonomie von der Erfindung der Warenterminkontrakte und erzählt, wie der Ölmarkt zum ersten Mal in die Enge getrieben und monopolisiert wurde.
Die Geschichte lautet folgendermaßen:
Der Philosoph Thales hatte einen Insidertipp bekommen und wusste, dass eine Ölknappheit bevorstand. Deshalb kaufte er die gesamte Olivenernte der Stadt Milet im Voraus. Als das Öl dann wirklich knapp wurde, trieb er den Olivenpreis in schwindelerregende Höhen. Doch die Leute waren durchaus nicht wütend darüber, dass Thales ihnen für das Öl, das sie dringend für Nahrung und Beleuchtung brauchten, das letzte Hemd auszog. Vielmehr lobten sie ihn dafür, dass er auf so geniale Weise eine Stange Geld verdient hatte.
»Ihr SAUDUMMEN IDIOTEN«, hielt ihnen Thales entgegen. »Ihr habt mich verachtet, als ich ein armer Philosoph war, der euch kostenlos mit unschätzbaren Weisheiten bereichern wollte. Nun lobt ihr mich dafür, dass ich die Wirtschaft kaputt mache. Ihr glaubt, dass in einer guten Wirtschaft Schlaumeier mit Insiderinformationen aus Geld Geld machen und so reich werden sollten, dass sie das viele Geld gar nicht mehr ausgeben können. Aber aus Geld Geld zu machen ist gegen die Natur, ihr Schmöcke ! In einer erfolgreichen Wirtschaft sichern Geld und der Austausch von Erzeugnissen allen ein gutes Leben.«
Ich begriff. Friedman war auf dem Holzweg, hatte sich gegen die Natur verschworen. Der Erfolg einer Volkswirtschaft sollte nicht am Zuwachs des Reichtums der Reichen gemessen werden, sondern an der Fähigkeit der Politiker, wie die guten Väter – Aristoteles war besessen von der Idee des »guten Vaters« – dafür Sorge zu tragen, dass alle Bürger nach Glück streben (und nicht nach noch mehr Gütern) und ein gutes Leben führen können.
Und für das gute Leben brauchte man mit Sicherheit keinen Rotschopf in Hotpants. Besser geeignet waren eine maoistische Yogalehrerin (brünett) und ein Model mit Oxford-Diplom (blond).
… In einem anderen Seminarraum an der University of Chicago studierten derweil die Campus-Loser Paul Wolfowitz und Richard Pearle bei Professor Leo Strauss die »mannhafte Kunst« des Krieges und
schafften es dennoch nicht, sich flachlegen zu lassen. Dafür würde die
Weitere Kostenlose Bücher