Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
Vom Netzwerk:
Wertpapier schwankte, das mit dem neuen Papier einherging usw. usw. Im Finanzuniversum entstanden Wertpapiere, die ihrerseits von Wertpapieren »abgeleitet« waren, also »Derivate« aus den Bewegungen anderer Papiere. Und sie bildeten Metastasen. Der »Derivaten«-Markt wuchs durch die Meiose und Mitose der Wertpapiere von Transaktionen im Wert von ein paar Milliarden Dollar, die sich auf multinationale Konzerne konzentrierten, auf 88 Billionen Dollar im Jahr 2008 in der Bilanz einer einzigen Bank, JP Morgan. 88 BILLIONEN Dollar. Die Kettenreaktion hatte begonnen.
    Einfach alles ließ sich in risikomindernde derivative Wertpapiere aufspalten. So konnte man die Unwägbarkeiten zweitklassiger Hypotheken in Los Angeles eliminieren, indem man das Risiko von Zahlungsausfällen »verbriefte« und das entstandene Derivat an einen Pensionsfonds in Norwegen verkaufte. Und für Empfänger von Hypothekenzahlungen konnte man die Stromrisiken ausschalten (also die Gefahr einer Zwangsvollstreckung infolge steigender Stromrechnungen senken), indem man sich gegen das Wetter in Argentinien absicherte, und zwar durch den Verkauf des Derivats eines Derivats in einer »Tranche« … Wenn Sie dem nicht folgen können, denken Sie daran: Das sollen Sie auch gar nicht.
    Dann hob Adam Smith die knorrige Hand aus dem kalten Grab und drohte uns mit dem Finger. »Hütet euch vor solchen«, so der Rektor Smith, »die ernten, was sie nicht gesät haben.« Es folgte Aristoteles’ mahnende Stimme: »Rentiers«, die Geld aus Geld machen, handeln wider die Natur. Der Wirbelsturm musste folgen. Und so geschah es.

    Im Jahr 1994 waren Hedgefonds nicht mehr Doktor Blacks fade mathematische Instrumente zum Ausgleich von Risiken. Wertpapiere, abgeleitet aus Wertpapieren, die abgeleitet waren aus Wertpapieren, lösten die gefürchtete Kettenreaktion aus. Während die Regulierungsbehörden in Panik gerieten und angstvoll auf die Explosion warteten, sah Clintons Finanzminister Robert Rubin, der von Goldman Sachs gekommen war, nur eins: eine neue Welt, ein postindustrielles Amerika. Die USA würden »Finanzprodukte produzieren« und die langweilige Produktion von materiellen Gütern China überlassen.
    Während 1997 die Aktienmärkte der Welt durch die Wolken schossen, erhielt Myron Scholes den Nobelpreis für das Black-Scholes-Modell. Black, der mich in die Schöne Neue Zahlenmystik eingeführt hatte, konnte das Komitee nicht ehren, weil er Jahre zuvor an Kehlkopfkrebs gestorben war.
    Dann setzte der Regen ein.
    Wie kam es, dass Meister Black es so dermaßen vermasselt hatte? Er war auf einer Bananenschale ausgerutscht, die Milton Friedman hatte fallen lassen. Friedman hatte Black und der Welt die Vorstellung verkauft, dass Märkte »effizient« sind, egal, ob es um die Preisgestaltung bei Pommes frites, Derivaten oder dem Geld selber geht, weil alles rational und fair zugeht. Die magische unsichtbare Hand des Marktes konnte auf einen Arm verzichten. Der Staat stand dieser wunderbaren, sich selbst regulierenden Wirtschaft nur im Weg.
    Entscheidend für Friedmans Theorie – und dies bitte ich zu beachten  – war, dass die Märkte »weise« sind. Das heißt, Preise in einem freien Markt kommunizieren alle Informationen über ein Produkt, Wertpapiere (und ihre Derivate) eingeschlossen. Ein freier Markt, so heißt es, sei ein fairer Markt, in dem alle Spieler über alle Informationen verfügen. Niemand könne durch eine »Arbitrage« von Schwachstellen auf den Märkten 7 Milliarden Dollar verdienen oder spezielle Informationen zu seinem Vorteil nutzen. Langfristig könne daher kein Investor auch nur einen Cent verdienen, indem er nach besseren Aktien sucht. In dieser besten aller möglichen Welten kann der Sack den Affen gar nicht hopsen lassen. Steven Cohens Milliardensäckel kann es schlichtweg nicht geben.

    Nicht zu vergessen: Die Information ist bereits im Preis enthalten. Niemand kann von Unzulänglichkeiten des Marktes profitieren, weil es keine gibt. Und niemand kann auch nur einen Cent mit geheimen »Insider«-Informationen verdienen, weil es so etwas wie eine Insiderinformation ebenfalls nicht gibt: Es ist alles da, im Marktpreis.
    Das ist natürlich Unsinn, und Friedmans Fantasy zwang die Welt später in die Knie.
    Bis es so weit war, dienten Friedmans und Blacks Modelle dazu, die Unzulänglichkeiten aufzuspüren, die Unzulänglichkeiten herbeizuführen, die Kontrolle über die Informationen zu evaluieren und die Trottel zu manipulieren.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher