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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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den Experten auf dem falschen Fuß und stellte ihm eine Frage, die er nicht erwartet hatte. Ich wusste, dass all die Dieselmotoren im Grunde wie die Motoren auf Kreuzfahrtschiffen oder in Dieselloks funktionieren. Ich bin kein Ingenieur, aber ich nehme doch an, dass sich ein Motor, der einen Vergnügungsdampfer entspannt auf die Bermudas bringt, nicht für einen Kampf auf Leben und Tod eignet. Also fragte ich: »Diese Dieselgeneratoren können gar nicht funktionieren, oder?«
    Daraufhin machte er mich mit dem Ausdruck »Crash-Start« bekannt.
    Auf einem Schiff, erklärte er mir, brauchte man eine halbe Stunde, um die Kugellager aufzuwärmen und dann langsam eine »kritische« Geschwindigkeit für die Kurbelwelle aufzubauen. Erst dann werde die »Last« dazugeschaltet, die Schiffsschraube. Klingt ein bisschen so, wie wenn man sein Auto warmlaufen lässt, bevor man den Gang einlegt.

    Das gilt für die Schifffahrt. Aber im Fall einer drohenden Nuklearkatastrophe »müssen die Generatoren in weniger als 10 Sekunden vom Ruhezustand auf Höchstleistung gehen«. Als ob ich in meinen kalten Honda springen und mit 190 Stundenkilometern aus der Garage rasen würde.
    Aber es kommt noch schlimmer. Denn weil die Betreiber keine zusätzlichen Generatoren kaufen wollen, haben die vorhandenen einen Turbolader und sollen in 10 Sekunden 4000 Pferdestärken Leistung bringen, obwohl sie nur für die Hälfte ausgelegt sind.
    Die Folge: Knisper, knasper, knusper.
    Ich erfuhr, dass in Fukushima mindestens zwei Generatoren ausfielen, bevor der Tsunami das Kraftwerk erreichte. Die Generatoren gingen schon allein dadurch kaputt, dass sie angeworfen wurden . Anders ausgedrückt, die Generatoren sind Schrott und überhaupt nicht in der Lage, innerhalb von Sekunden ihre Höchstleistung zu erreichen und dann kontinuierlich tagelang zu laufen. Sie sind Dekoration für Atomkraftwerke, damit die Leute denken, die radioaktiven Teekessel wären sicher.
    Schon allein ein Probelauf kann sie zerstören. Es gibt Alternativen zu den Knisper-Knasper-Knusper-Generatoren, aber die kosten eine Milliarde Dollar pro Kraftwerk. Und die Betreiber haben beschlossen, dass wir alle das nicht wert sind.
    Manchmal funktionieren die Generatoren, manchmal nicht. Ein Kernschmelze-Roulette.
    »Sie sagen also, dass die Notfallgeneratoren in einem Notfall gar nicht funktionieren können?«
    »Sie sind nun einmal nicht dafür gebaut.«
    Das Versagen ist also schon vorprogrammiert, es gründet im politischen System, im System unserer Wirtschaft. Anstelle der Generatoren könnte man genauso gut Alufolie und Geschenkpapier um ein Kraftwerk wickeln. Das wäre dekorativ und würde den gleichen Zweck erfüllen: der Öffentlichkeit vorgaukeln, dass alles in Ordnung ist. Ähnlich wie das Reinigungstheater von BP ist das die Sicherheitsvorstellung der Nuklearindustrie.
    Das Weiße Haus unter Reagan
    Halt, einen Moment noch. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass Knisper, Knasper, Knusper völlig nutzlos waren, warum überprüfte die Nuklearaufsicht nicht die Generatoren in ganz Amerika?
    Das tat sie. Die Nuklearaufsicht fand mehrere Atomkraftwerke mit funktionsuntüchtigen Generatoren, vor allem die Generatoren der Firma Transamerica Delaval Inc. (TDI).
    Dann übernahm der brillante Nukleartechniker Ronald Reagan das Ruder. Während Olli North die Iran-Contra-Affäre organisierte, arbeitete im Weißen Haus eine andere Gruppe unter Führung der Polithyäne Lyn Nofziger heimlich daran, die Nuklearaufsicht zu manipulieren, obwohl sie damit quasi in den Bereich der Justiz eingriff. (Aber in einem Weißen Haus, das Waffen an Ayatollah Khomeini und mittelamerikanische Drogenbarone verteilt, hat man sicher keine Gewissensbisse wegen versagender Dieselgeneratoren.)
    Reagans nukleare Hexenmeister erstickten mit Hilfe von Manipulation und roher Gewalt den Versucht der Atomaufsicht, das Problem mit den Notstromgeneratoren zu lösen. Die Betreiber von Atomkraftwerken lernten eine wichtige Lektion: Die Gesetzgeber ruhigzustellen ist billiger, als ein Problem zu beheben. 23
    Brooklyn, New York
    1985 saß ich an meinem Schreibtisch in einem Kellerraum, den ich in Brooklyn gemietet hatte, weil ich dort arbeiten und Schlagzeug spielen konnte, ohne jemanden zu stören und ohne dass mich eine Behörde daran hinderte. In meiner Kaffeepause begann ich, ziellos in den mehrere Tausend Seiten umfassenden vertraulichen Memos zu blättern, die zwischen Stone & Webster Engineering (heute Shaw) und der Long

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