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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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amerikanischen Schrott abnehmen, die Derivate, Swaps und all die anderen exotischen Papiere, die dem kranken Hirn der Banker entsprungen waren. Außerdem durften Citibank, JP Morgan und andere Banken auf die Märkte anderer Länder drängen und dort nach Belieben Kapital abziehen. Auch die einheimischen Banken wurden natürlich dereguliert — und frei. Frei, um von Citigroup geschluckt zu werden.
    Geithner durfte mit einem Handelskrieg drohen. Als ich eine Kopie der Unterlagen erhielt, war die Spur noch frisch.
    Also folgte ich Geithners Spur nach Genf in die Zitadelle der Welthandelsorganisation, der rücksichtslosen Vollstreckerorganisation des Handelsabkommens.
    Genf
    Pascal Lamy, Generaldirektor der Welthandelsorganisation, bot mir einen tiefen Ledersessel an. Ich hatte das Gefühl, in einer großen weichen Hand zu versinken.
    Vielleicht hatte Geithner auch hier gesessen, als er Summers vom Endspiel schrieb. Er stand kurz davor, das Feuerzeug an die Zündschnur des Dynamitbündels zu halten: die Banker-Fassung des Finanzdienstleistungsabkommens. Geithner war bereit. Aber er würde
nicht einmal allein aufs Klo gehen, geschweige denn das globale Finanzsystem zerstören, ohne sicherzugehen, dass mindestens fünf Banker ihr Lobbyistenheer mobilisiert hatten. Deshalb verfasste er auch das Memo für Summers.
    Generaldirektor Lamy besah sich das »Endspiel«-Memo und andere vertrauliche Schriftstücke, die ich auf dem Konferenztisch ausgebreitet hatte. Lamy ist zu schlau, um zu fragen, woher ich sie hatte, zu schlau, um sie schönzureden. Außerdem kann er hervorragend erklären, warum es diese Dokumente eigentlich gar nicht gibt:
    »Nein, nein, nein, nein, nein, nein. Bei der WTO gibt es keine zigarrerauchenden, reichen, verrückten Banker, die untereinander Deals aushandeln.«
    Na gut, waren ihm dann wenigstens die Namen und Telefonnummern dieser Schaumschläger bekannt?
    Coulter, Bank of America: (415) 622-2255
Reed, Citibank: (212) 559-2732
Shipley, Chase Manhattan: (212) 270-1380
Corzine, Goldman Sachs: (212) 902-8281
Kaminski, Merrill Lynch: (212) 449-6868
    Sie standen ebenfalls im »Endspiel«-Memo.
    Der Franzose grinste so breit, dass ich dachte, sein Gesicht würde reißen. Er wusste, was das bedeutete.
    »Die WTO wurde nicht als dunkler Geheimbund multinationaler Konzerne gegründet, die Verschwörungen aushecken.«
    Ich hatte das Wort Geheimbund mit keiner Silbe erwähnt, Herr Direktor.
    »Wir agieren ganz offen! Schauen Sie sich doch unsere Webseite an!«

    Das hatte ich. Das Memo mit den Telefonnummern hatte ich nicht gesehen. Vielleicht hatte ich nicht gründlich genug geschaut.
    Dann malte mir Lamy ein Bild von der WTO als eine Art Oxfam oder Amerikanische Bürgerrechtsunion für den Welthandel, das sich so gar nicht mit meiner Vorstellung von der WTO als Vollstrecker von Citibank deckte. »Es geht um Freiheit, um Menschenrechte, um Technologie, Medien, um politische Rechte und Bürgerrechte!«
    Mein Gott! Mir gegenüber saß nicht der Nachkomme Raffkes, sondern ein neuer Jefferson. Ich deutete bescheiden an, dass außerhalb des abgeschirmten WTO-Quartiers nur wenige Menschen viertklassige Derivate und wertlose Kreditpapiere mit Menschenrechten und Freiheit in Verbindung brachten.
    »Das sollten sie aber!«, rief Lamy. »Das sollten sie!«

    Geithner schrieb von einem Endspiel, aber welches Spiel wurde da eigentlich gespielt? Bei Welthandelsabkommen war es früher immer um Güter gegangen; Sie wissen schon: Meine Computer gegen eure Bananen. Aber die Banker hatten mit Hilfe des von ihnen ausgeheckten Finanzdienstleistungsabkommens die Karten neu gemischt.
    Das reizvollste Ziel für die Banker war China. China will uns alles verkaufen, was wir früher selbst herstellten. Die USA erklärten sich einverstanden, die Waren ins Land zu lassen, wenn China der Welthandelsorganisation beitrat, die entsprechenden Abkommen unterzeichnete und kaufte, was die USA heutzutage herstellen, nämlich »Bankprodukte«. China musste zulassen, dass Citibank und JP Morgan Filialen in Shanghai eröffneten.
    Arbeitsplätze in der amerikanischen Industrie wurden praktisch für das Recht der Banken verkauft, auf dem neuen Markt zu zocken.
    Um die chinesische Königin zu bekommen, wurden die amerikanischen Bauern (die Industriearbeiter) geopfert — die nicht einmal ahnten, dass sie Figuren in einem Schachspiel waren.
    Das Spielergebnis? Im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts entließen amerikanische Konzerne 2,9

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