Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
zu essen. Sie hoffen auf ein Stück Brot.«
Mein Vater rannte ins Schlafzimmer meiner Mutter, griff sich die Diamantbrosche meiner Großmutter, rannte nach unten und gab sie einem Mann in der Warteschlange.
Wichtig ist, dass niemand in der Familie meinen Vater dafür bestrafte, dass er den Schmuck meiner Mutter verschenkt hatte. Später, als die Weltwirtschaftskrise so richtig zuschlug, verlor mein Großvater alles. Gil Palast war also schon früh ein Versager. Und blieb es. Dafür sorgte er selbst.
Ich habe Ihnen bereits das Wichtigste gesagt, was Sie über meinen Vater wissen müssen: Er hasst Möbel. Aber er verkaufte 35 Jahre lang Möbel. Er verkaufte sie in Beverly Hills an die gerade aktuelle Trophäenfrau eines reichen Mannes.
Als ich acht wurde, schenkte mir mein Vater Schmuck, der ihm wichtig war: seine Orden aus dem Zweiten Weltkrieg. Später wollte er, dass ich sie verliere, sie wegwerfe, irgendwas. Das war am 8. März 1965. Ich erinnere mich noch genau an das Datum, weil am Tag zuvor die US-Marines in Danang, Vietnam, gelandet waren.
Mein Vater hatte die Orden für den Kampf im pazifischen Dschungel zur Befreiung der Unterdrückten erhalten. Doch an jenem Tag im Jahr 1965 beorderte Lyndon B. Johnson, dieser Idiot von einem Präsidenten, die Armee, in der mein Vater gekämpft hatte, zurück in den Dschungel, um die Freien zu unterdrücken. Damit machten Johnson und Nixon und der Rest der Gangsterbande die Orden meines Vaters zu wertlosem Schrott.
Aber im Leben gibt es mehr als Schrott, Nixon und Möbel. Meine Eltern tanzten – sie waren Champions; noch mit über 70 belegten sie bei einem Tangowettbewerb den zweiten Platz.
Und es gab noch eine andere Form von Glück, wenn man bereit dazu war. Ich war damals 13. Mein Dad lag im Wohnzimmer unseres langweiligen Reihenhauses auf dem Boden und schlug an einem Samstagabend die Zeit vor dem Radio tot; suchte nach einem Sender mit Sinatra und hielt plötzlich inne.
Er rief mich und sagte: »Ich möchte, dass du dir das anhörst.« Es war 1965, und Martin Luther King sprach über die drei Arten von Liebe im Sinne der griechischen Philosophen. Martin Luther King hielt diese Philosophiestunden in einer Kirche ab, umzingelt von wütenden weißen Männern, die ihre weißen Bettlaken gegen Polizeiuniformen getauscht hatten und bereit waren, die Kirche niederzubrennen, wie sie es schon so oft getan hatten.
King war auf einem Protestmarsch, von Selma in Alabama nach Montgomery.
Mein Vater sagte zu mir: »Das machst du.« Er meinte damit, dass ich in den Süden fahren, mich den Freedom Riders anschließen sollte, ein
Anwalt für Martin Luther King werden, ein Kämpfer für Gerechtigkeit in einer ungerechten Welt.
Aber warum ging er nicht selbst? Warum schloss er sich nicht den Protestmärschen, dem Kampf für Gerechtigkeit an? Ich weiß: Kinder, Verantwortung, Möbel. Möbel marschierten nicht. Sie standen einfach da. Sie wurden besetzt. Und die Reichen furzten in die Matratzen, die mein Vater ihnen verkaufte. Der Möbelladen war von innen verriegelt, der Ausgang war versperrt von der alles zersetzenden Angst, das Leben dem Zufall zu überlassen.
Also übertrug er mir die Bürde seines Gerechtigkeitsstrebens. Wie gemein ist das denn? Wie unglaublich grausam.
Anlässlich des 40. Jahrestags des Protestmarschs von Selma gab es ein großes Essen, eine Art Familientreffen in Birmingham, Alabama, für die überlebenden Giganten der Bürgerrechtsbewegung. Ich konnte nicht widerstehen, ich fuhr hin, um darüber zu berichten. Ich bekam einen Platz ganz hinten.
Am Ende seiner feierlichen Rede sagte Martin Luther King III., der Sohn des Märtyrers: »Ich freue mich, dass wir heute einen heroischen
jungen Mann unter uns haben. Ich habe sein Buch mit zum Grab meines Vaters genommen und es ihm gezeigt und ich weiß, dass es ihn freute. Bitte erheben Sie sich für Greg Palast.« Und die Giganten um mich herum standen auf, und ich genoss die stehenden Ovationen derer, die es mehr verdient hätten als ich.
Meinem Dad erzählte ich nichts davon.
Zu der Zeit war er bereits ein mieser alter Mistkerl, verbittert und gramgebeugt und nicht mehr in der Lage, Liebe anzunehmen, nicht einmal von seinen Enkelkindern.
Ich nehme an, dass auch ich einmal so enden werde. Ich wüsste nicht, wie sich das vermeiden ließe. Der Fluss fließt schnell, und die Wände des Canyons sind steil.
Meine Mutter hatte einen enormen Fundus an Geschichten, mit dem sie die Gäste im Lokal
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