Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
begutachten. Anders ausgedrückt, um für saubere wissenschaftliche Arbeit zu sorgen.
Keine Chance. Steiner und seine Probentütchen durften nicht einmal in die Nähe der Untersuchungsgebiete. Schurkische Wissenschaftler, ganz zu schweigen von Reportern, sind von den Stränden verbannt, angeblich aus Sicherheitsgründen. Das Gebiet ist abgesperrt wie das Area 51. Jetzt wusste ich, warum Steiner darauf bestand, dass wir vom Meer aus anlandeten und über die Planke gingen.
Wenn die BP-Wissenschaftler keine Ölreste fanden, was dann? »Wir finden kein Öl, wohl aber Bakterien«, sagte Hazen. Sie fanden Keime. Magische Keime.
Oder wie es in Science heißt:
Unsere Ergebnisse zeigen, dass ein gewisses Potential für eine intrinsische Bioremediation der Ölrückstände in der Tiefwassersäule besteht, ohne dass es zu einer erheblichen Sauerstoffabsenkung kommen würde.
»Intrinsische Bioremediation« bedeutet, dass sich die Ölverschmutzung selbst beseitigen kann. Die Bakterien im Meer fressen das Öl einfach auf. Lecker. Und so ist praktisch das gesamte Öl, das aus dem Leck sprudelte, einfach … verschwunden!
Die Zeitschrift Discover jubelte: »Hazens Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Tiefsee ihre eigene Reinigungsmannschaft hat, die bereitsteht, die Ölverschmutzung wegzuputzen.«
Forschung à la BP lautet demnach: Man kann problemlos in den Tiefen des Golfs nach Öl bohren. Wenn es in einem Bohrloch zu einem Blowout kommt, lässt man einfach die Bakterien Gotteswerk verrichten, sie mampfen alles auf. Das stimmt zwar nicht, aber hey, für amerikanische Journalisten genügt das schon. Ich fand Artikel über Mikroben, die begeistert Ölverschmutzungen abbauen, auf CBS, NBC, CNN und natürlich im National Petroleum Radio (auch bekannt als National Public Radio).
Im NPR wurde in einer Sendung namens Science Friday ein langes Interview
mit Hazen ausgestrahlt. Die Sendung sollte eigentlich »Wissenschafts-Zahltag« heißen, eine zuverlässige Einnahmequelle für Wissenschaftler vom Schlage »Miet-Dir-einen-Prof«. Wissenschaftler, die aktuelle Proben vom Ölschlick gezogen hatten, wurden nicht eingeladen; ebenso wenig wurde erwähnt, dass Hazen von BP bezahlt wird (oder dass das NPR von BP finanziell unterstützt wird).
Aus meiner Zeit in Alaska weiß ich alles über ölfressende Bakterien. Bereits vor zwei Jahrzehnten ließ Exxon die Kamerateams der Nachrichtensendungen filmen, wie Bootsladungen voll wachsartiger, murmelgroßer Klumpen von Mikroorganismen an den Stränden verteilt wurden. Es funktionierte nicht, aber als das offenkundig war – und die Kinder der Ureinwohner schon einige Bällchen verschluckt hatten –, waren die Kameras schon lange weg.
Und jetzt benutzen BP und das Innenministerium am Golf schamlos den gleichen Trick. »Bakterien fressen die Ölreste.« Dazu gab es noch eine kleine, aktuelle Anpassung. Vielleicht funktionierte die Methode im kalten Alaska nicht so richtig, aber das Mississippidelta ist einfach ideal für die Bakterien, sie lieben es!
Diese Insel im Mississippi war beeindruckend stark mit Öl verschmutzt, trotzdem war ich nicht beeindruckt. Etwas fehlte.
Habeas corpus piscis? Wo sind die Fischleichen, Professor?
Im Wasser, erklärte Steiner. Wir sahen zwar ein paar vereinzelte ölverschmierte Fischgerippe am Strand, aber das große Sterben findet weiter draußen statt, in den Fischgründen und noch weiter entfernt.
Der Mörder: BP, also genauer, bakterielle Verunreinigungen.
Steiner berichtete, dass die Bakterien tatsächlich einen Teil des Kohlenwasserstoffs vom Blowout abbauen, »aber hauptsächlich das Methan, nicht das schwere Rohöl«. Die Bakterien mampfen einen Teil davon weg (gut), was sie allerdings dazu ermuntert, Billionen Bakterienbabys zu machen (schlecht). Während die Bakterien schlemmen, atmen sie natürlich, wie alle Lebewesen. Die Folge: Für die Fische bleibt im Wasser nicht mehr viel Sauerstoff übrig. Die Fische können nicht atmen und ertrinken.
In der dritten Klasse erklärte uns unsere Naturkundelehrerin Mrs. Schneider, dass Öl auf dem Wasser schwimmt. Die Wissenschaftler
der Ölindustrie müssen noch lernen, dass es ein bisschen komplizierter ist als in der dritten Klasse. Tatsächlich bleiben mikroskopisch kleine Tröpfchen in der Tiefe zurück, anstatt an die Oberfläche zu steigen. Die Ansammlungen Amok laufender Bakterien, so hoch wie das Empire State Building und so breit wie Manhattan, ziehen sich unter der Oberfläche entlang,
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