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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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die Hölle kommen würde. Palin ist eine fundamentalistische Christin und beharrt darauf, dass die Erde vor 5000 Jahren erschaffen wurde. Wer das nicht glaubt, wird auf ewig in der Hölle schmoren.

    Auch die Vorstellung vom »Artensterben« passt nicht zu dem Gedanken, dass Gott alle Tiere am fünften Tag der Schöpfungswoche schuf, also an einem Donnerstag. Nur Gott kann seine Geschöpfe ausrotten.
    Für Palin und die Kreationisten besteht kein großer Unterschied zwischen »Umweltschutz« und »Satanismus«. In Palins Welt ist die Erde ein Wegwerfartikel. Mit gerade einmal 5000 Jahren ist sie noch brandneu, außerdem kann man in nur sechs Tagen aus dem Nichts (oder dem Chaos) eine neue schaffen. Die Erde wird mit all ihren Geschöpfen ohnehin durch die Apokalypse ausgelöscht, und die ist zum Greifen nah, viel näher als das durch die Erderwärmung verursachte Schreckensszenario, das die Wissenschaft für das Jahr 2050 prognostiziert. Auf die Apokalypse folgt die Erhebung der wahrhaft Gläubigen, bei der die republikanischen Abtreibungsgegner in das himmlische Hotelcasino des Herrn aufsteigen werden.
    Aber Steiner hatte nicht den Herrn erzürnt, sondern Shell und BP und damit auch die Gouverneurin Palin.
    Steiner erklärte: »In Alaska kann ein Politiker nur gewählt werden, wenn er schwört, dass er jeden Morgen eine Tasse Rohöl zum Frühstück trinkt.« Einen Monat nach seiner Entlassung schluckte Palin Petroleum beim Parteitag der Republikaner, als sie von der Partei für das Amt der Vizepräsidentin nominiert wurde. Die Parteigetreuen jubelten »Lass bohren, Baby!«, und Palin versprach, dass sie, wenn sie gewählt werden würde, Exxon und BP und Shell und anderen Ölgesellschaften noch viele weitere Bohrungen in Alaska und im Golf von Mexiko genehmigen würde.
     
    Sarah sagt, sie sei Christin, dabei ist sie praktizierende Anhängerin des Nobelshops Saks Fifth Avenue, was nicht gerade billig ist. Die Gouverneurin, ihr Ehegatte Todd und die übrigen Provinztrottel aus Wasilla gingen bei Saks mit einer Kreditkarte der republikanischen Partei einkaufen. Dabei gönnte sich Sarah die kniehohen »Hallie«-Stiefel mit den unwiderstehlichen 10-Zentimeter-Absätzen – für schlappe 1195 Dollar. Die Kreditkartenabrechnung wurde von republikanischen Gönnern bezahlt. Neuer Nummer-1-Sponsor der Republikaner ist
übrigens Koch Industries, ein Unternehmen, das vor kurzem BPs Alyeska-Konsortium beigetreten ist. Ähnlich teuer ausgestattet wie ein Vollblutpferd ging Palin als Favoritin der Ölindustrie ins Rennen.
     
    Professor Steiner hatte früher noch ein zweites berufliches Standbein. In Alaska war Hering schon immer wertvoller als Bildung, daher kauften sich der Biologe und ein paar Freunde ein Boot für den kommerziellen Fischfang. Das war 1988, ein Jahr, bevor die Exxon Valdez auf ein Riff auflief. Seit damals, also seit über zwei Jahrzehnten, hat im Prinz-William-Sund niemand mehr einen Hering gefangen. Steiners Geschäftsidee ging ein, wie die Fische.
    Da stehe ich also nun an einem ölverschmutzten Mississippistrand mit einem entlassenen Professor und gescheiterten Fischer, der sich kleidet, als wäre ihm ein Katalog von Eddie Bauer auf den Kopf gefallen (er trägt Goretex-beschichtete Stiefel von Timberland mit Stahlkappen und abriebfesten Vibramsohlen). Steiner war dem Untergang geweiht. In diesem und im nächsten Leben.
    Aber zumindest ging er mit dem Wissen unter, dass er recht hatte. Als er vor den Ölbohrungen im Nordpolarmeer und im Golf von Mexiko warnte, war er ein zum Scheitern verurteilter Prophet. Und weil er recht hatte, hasste man ihn noch mehr.
    Ich mochte Steiner und versicherte ihm, dass es mir eine Ehre wäre, ihm in der Hölle Gesellschaft zu leisten. Außerdem: Wenn Palin in den Himmel kommt, will ich da sowieso nicht hin.

    Nota bene. Nein, ich bin kein Schuhfetischist, ich bin Journalist. Ein Reporter muss hinter die Fassaden blicken. Man kann ein falsches Lächeln aufsetzen, aber man keine gefälschten Schuhe tragen. Dennoch hat dieser Ansatz auch seine Grenzen. Gerade jetzt schäumt Badpenny vor Wut.
    »MIR REICHT’S. ICH HAB DIE NASE VOLL. Ich recherchiere nicht noch ein verdammtes Paar Pumps von Versace mit einer Schnalle an der Spitze!« (750 Dollar bei Neiman Marcus). Sie sitzt nur gute zwei Meter von mir
entfernt, hat mir aber eine E-Mail geschickt: »WAS FÜR EIN SCHWACKSINN! EIN SEHR VERZWEIFELTER VERSUCH, SARAH PALIN INS SPIEL ZU BRINGEN.«
    Verzweifelt, ja. Aber ich bin auch

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