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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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ein verzweifelter Mann. Wir leben in Zeiten, die einen verzweifeln lassen. »Schwacksinn?« Sie schreibt mit ihrem britischen Akzent. Kein gutes Zeichen.
    Washington D.C.
    In der Zwischenzeit jubelten die Medien, JFK persönlich würde den Golf retten, oder zumindest ein Mann, der ihn im Film gespielt hatte, Kevin Costner.
    Costner war auf der Exxon Valdez mitgefahren (zumindest im Film Waterworld ) und konnte natürlich auch den Golf reinigen, kein Problem.
    Ein paar Schlauköpfe hatten den alternden Schauspieler, der damals gerade von der Liste der A-Prominenten auf die der B-Prominenten gerutscht war, überzeugt, 20 Millionen Dollar in eine Art Filter zu investieren, ein Gerät ähnlich wie die Orec-Staubsauger, die spät abends auf den Teleshopping-Kanälen verkauft werden, aber viel größer. Das Gerät konnte 800 Kubikmeter ölverschmutztes Wasser am Tag ansaugen, reinigen und sauber wieder ausspucken. Wow!
    Kongressabgeordnete veranstalteten Anhörungen und umschmeichelten den Promi; Reporter, die nach etwas Attraktiverem als einem ölverdreckten Pelikan Ausschau hielten, stürzten sich auf die Geschichte.
    Okay, rechnen wir ein bisschen. Wenn das Gerät von Costner 800 Kubikmeter Wasser am Tag reinigt, sind das in 1000 Tagen 800 000 Kubikmeter sauberes H 2 O. Das heißt, das Gerät hätte in etwas weniger als 25 000 Jahren seine Arbeit erledigt.
    Trotzdem liebten BP und die Ölindustrie die Geschichte. Wenn man die Öffentlichkeit davon überzeugen konnte, dass die Ölteppiche mit Hilfe einer Abrakadabra-Zaubermaschine von Kevin Costner verschwinden würden, waren die Aussichten für Offshore-Bohrungen hervorragend.
Tja, es ging noch nie jemand pleite, weil er die mathematischen Fähigkeiten der Amerikaner unterschätzt hat.
    BP kaufte 32 Costner-Saugmaschinen. Durch den Einsatz von gleich mehreren Geräten konnte BP die Zeit, die für die Reinigung des Wassers im Golf von Mexiko nötig war, auf weniger als acht Jahrhunderte verkürzen.
    Waffle House, Gulfport, Mississippi
    Ich betrachtete den Ölteppich von BP und dachte an meinen geheimen Lieblingsstrand auf St. George’s Island, an die Kneipe Flora-Bama Bar and Grill direkt an der Staatsgrenze. Das Flora-Bama hatte ein riesiges Schild auf dem Dach, so groß wie das ganze Gebäude: FRÜHSTÜCK AB 6 UHR BIER BISCUITS & GRAVY. Dieses feine Gericht, ein Brötchen aus Mürbteig mit einem großen Klacks dicker Soße, die ziemlich schleimig aussieht, wird den Fischern serviert, die vor dem Rausfahren noch ordentlich was im Magen haben wollen. Die Empfehlung für den Abend war im Flora-Bama immer frittierter Barsch.
    Nach der Ölverschmutzung gibt es die Frittierkultur des amerikanischen Südens nicht mehr, zumindest nicht so, wie ich sie gekannt habe. Natürlich könnte man argumentieren, dass das gar nicht so schlimm sei. Ich habe recherchiert: Ein Drittel der Erwachsenen im Tiefen Süden ist fettleibig. Tja, ein Drittel der New Yorker ist in Therapie. Was ist nun besser?
     
    Ricardo und ich amüsierten uns in einem fast verlassenen Casinohotel an einem Automaten, wo man Plüschtiere mit dem Kran greifen kann. Nach Mitternacht ließ Rick seine Kamera bei mir und versuchte sein Glück beim Black Jack. Er ging allein: Ich habe kein Glück im Spiel. Später erzählte mir Rick, er habe neben einem jungen Kerl mit Vinylweste, schwarzem Hemd und Ansteckkrawatte gesessen; einem der Jungs, die die Autos für die Gäste parken. Der Parkknabe verbrachte seine Pause damit, dass er das Trinkgeld verzockte, das er seit der letzten Pause verdient hatte.

    Ricardo packte zusammen und ging. Er musterte den Jungen vom Parkplatz und konnte sich nichts Tragischeres vorstellen – das heißt, abgesehen davon, dass er seine Kamera nicht bei sich hatte, als er die Chance hatte, eine so herzzerreißende Szene zu filmen.
    Ich schaute bei der Pudel-Lady vorbei.

    Es ist spät. Die Pudel-Lady schenkt mir meine vierte Tasse Kaffee ein. Wenn Matty Pass hier wäre, würde er die Pekanwaffeln bestellen. Er ist Veganer. Ich mag die Henkelbecher im Waffle House. Der Pudel meint, ich solle einfach einen Becher mitnehmen, wenn ich »raus zum Rauchen« gehen würde, und ohne Becher wieder reinkommen. Sie weiß, dass ich ihr ein schönes Trinkgeld gebe.

    Während ich meinen Kaffee schlürfte, ging ich noch einmal die Fakten durch: Die Küstenlinie des Mississippideltas ist vergiftet und stirbt, und schuld daran ist BP.
    Das weiß jeder. Das kann auch jeder sehen , direkt im Fernsehen.

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