Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
Verlust des Marschlandes sind größtenteils die Zerschneidung durch Kanäle, die Exploration und die Förderung von Öl und Gas verantwortlich«, sagte mir Professor van Heerden. 40 Kilometer Marschland wurden bereits aufgegraben und sind so verloren gegangen.
Tja, die Katastrophe des einen ist der Profit des anderen. Wir flogen über die Baracken ehemaliger Rancharbeiter, die nun von der Ölindustrie in Unterkünfte für die Ölarbeiter umgewandelt worden waren.
Dann wollte mir der Professor die wirklich üble Seite der Ölförderung zeigen. Der Pilot dachte, wir wollten über das Macondo-Ölfeld von BP fliegen, der Grabstätte der Deepwater Horizon. CNN war auch schon darüber gekreist und hatte gefilmt. Alle waren schon dort.
Ich zeigte mit dem Daumen nach unten. Nein. Auf Bitte des Professors lenkte der Pilot das Flugzeug nach Osten und ging dann auf 300 Fuß runter. Wir brummten über die Spitzen der Bohrplattformen und ihre Erdgasfackeln und flogen an einer Bohrinsel vorbei, die im Wasser von einem verräterisch schillernden Heiligenschein umgeben war: Ein Ölleck, über das kein US-Sender berichtete, mitten im Deltaland.
Er war überall, ein schillernder und schokoladenbrauner Ölfilm, der
in der Nähe der weißen Barrieren herumwaberte, wo über 3000 Ölquellen aufgegeben worden waren. BP hatte 600 sicher abgedichtet, zumindest wird das so behauptet, doch die Kohlenwasserstoffe, die derzeit in ökologisch hochsensiblen Gebieten herumschwappen, stammen laut chemischer Zusammensetzung nicht von der Deepwater Horizon. Shell und Chevron haben noch viel mehr Ölquellen aufgegeben als BP. Die schlimmsten Lecks stammen von Ölquellen, deren Eigentümer nicht bekannt oder verstorben sind, verloren und vergessen, wie van Heerden mir sagte. Vor Jahren hatten sie ihr Rohöl an Standard Oil verkauft, heute Exxon, aber Exxon fühlt sich für die toxischen Überbleibsel nicht verantwortlich.
Der Übeltäter ist das Öl, keine Frage. Öl tötet die Golfküste, aber verantwortlich sind die, die es fördern: Bohrvorrichtungen, Rohre und Kanäle, die Killergifte und der Müll, der einfach von den Ölplattformen im Wasser entsorgt wird. Wenn ein Bohrloch erschöpft ist, werden die ölverschmierten Plattformen einfach versenkt (als sogenannte »Redneck Riffs«) oder an der Oberfläche zurückgelassen, damit sie im Delta schön reingewaschen werden.
Und wer macht das alles? Die Übeltäter haben überall in den staatlichen Unterlagen ihre Fingerabdrücke hinterlassen. Hier kommt die Zahl der Quadratkilometer Marschland, die jedes Unternehmen vernichtet hat:
ConocoPhillips
1,3 Millionen Hektar
ChevronTexaco
1,1 Millionen Hektar
ExxonMobil
0,8 Millionen Hektar
Shell Oil
0,5 Millionen Hektar
Und was ist mit dem großen bösen BP-Konzern? Mickrige 95 000 Hektar, so wenig, dass sich BP damit beinahe für eine Mitgliedschaft im Sierra Club qualifiziert.
Diese Zahlen sind verrückt und krank, dennoch ist es nur die Fläche, die mit staatlicher Erlaubnis vernichtet wurde. Aus den schmalen Einschnitten, die ölversessene Behörden genehmigten, wurden durch die
Arbeit von Ebbe und Flut breite Narben. Irgendwann geben die verbliebenen schmalen Streifen Land auf und werden vom Meer geschluckt.
Und das heißt unterm Strich, Professor?
»Tja, insgesamt gibt es in Louisiana einen Landverlust von durchschnittlich 10 000 Hektar im Jahr.«
Wenn Sie wie ich kein Landgut besitzen und von Hektar keine rechte Vorstellung haben: Das sind 100 Quadratkilometer von Louisiana, die jedes Jahr verschwinden. Und die Ölkatastrophe von BP? »Am Ende waren 222 Hektar Marschland ölverseucht.«
Kühl gerechnet heißt das: Wenn man eine Katastrophe anhand des toten Marschlands bemisst, gibt es jede Woche eine Katastrophe wie bei der Deepwater Horizon. Aber diese Katastrophe kommt nicht im Fernsehen. Sie ist einfach nicht so fotogen.
Verglichen mit dem toten Marschland ist das bisschen Öl, das beim Leck unter der Deepwater Horizon freigesetzt wurde, wie ein Fieberbläschen bei einem Krebskranken. »Überwiegend durch die Schilfgürtel an der Küste gebunden«, wie van Heerden sagt.
BP ist also unschuldig? Darauf will ich nicht hinaus. Die Londoner Schweine, die in Alaska sämtliches Küstenleben zerstörten und ungeschoren davonkamen, nehmen jetzt die Schuld auf sich, stoßen ihre Manager in den Vulkan, schreiben Gouverneur Jindal dicke Schecks aus und bekennen sich zu einem Verbrechen, das sie nicht begangen haben? Das Schachbrett der
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