Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten
MR-GO-Kanals, damit uns van Heerden zeigen konnte, wo der Golf über die Stadt hereingebrochen war. Das Lower Ninth Ward hatte einst den höchsten Prozentsatz afroamerikanischer Hausbesitzer in den USA. Jetzt hat es den höchsten Prozentsatz an Schutthaufen im Besitz von Afroamerikanern.
Seit der Flutkatastrophe sind fünf Jahre vergangen, aber das Viertel sieht immer noch aus wie Berlin 1946. Die Hälfte der Häuser ist verschwunden, die andere Hälfte steht leer; jedes ist mit einem großen X und einer Art Code markiert.
Ich ging mit van Heerden zu einem leerstehenden Haus, auf dessen Wand 1 TOTER HUND gesprayt war, daneben ein X und dann 1 KATZE und daneben die Zahl 2 und 9/6, halbverdeckt von der Ankündigung einer Zwangsversteigerung durch die Bank. Der Professor erläuterte mir den Code. Im Haus fand man einen toten Hund, eine lebende Katze und zwei Leichen.
9/6 bedeutete, dass die Rettungsmannschaften erst nach einer Woche ins Haus kamen, das heißt, dass die Leichen wahrscheinlich schon ziemlich aufgequollen waren und im Mississippiwasser durchs Wohnzimmer trieben. Das Paar muss mit den Haustieren der Familie gepaddelt haben, bis das Wasser sie gegen die Decke drückte und sie keine Luft mehr bekamen.
Van Heerden hatte versucht, diese Tragödie zu verhindern. Ich wusste das seit meinem ersten Treffen mit ihm, damals im Hurrikanzentrum 2006.
Ein Jahr nach dem Hurrikan und der Flutkatastrophe reiste ich nach Baton Rouge, in die Hauptstadt Louisanas. Ich nahm dort eine Firma
unter die Lupe, Innovative Emergency Management, die beauftragt worden war, die Evakuierung von New Orleans zu planen. »Planen« ist gut. Ich schaute in der Zentrale von Innovative vorbei und fragte nach dem Plan. Man sagte mir, man habe den Plan nicht hier. Denn natürlich gab es einen »Plan«. Der besagte ganz einfach: Steig in dein Auto und fahr so schnell du kannst. Aber nicht jeder hat ein Auto.
Andererseits hatte Innovative auch nicht viel Erfahrung mit Evakuierungen in Notfällen. Die Erfahrung der Firma beschränkte sich auf Spenden für die Republikanische Partei. Sie wussten das. Ich wusste das. Aber anstatt zu versuchen, mir zu erklären, wie sie den Auftrag bekommen hatten, hielten sie es für besser, unsere Kamera zu konfiszieren und die Antiterror-Polizei zu rufen. (Bush hatte die Evakuierungspläne in die Hände des Ministeriums für Innere Sicherheit gegeben.)
Wir flohen, sprangen in den Lieferwagen, in dem Matty Pass mit laufendem Motor auf uns wartete, und brausten zur Louisiana State University, um herauszufinden, was zum Teufel da eigentlich lief.
Professor van Heerden, der damals noch stellvertretender Leiter des Hurrikanzentrums war, haute mich mit seiner Erklärung um. Seine Abteilung hatte, nachdem sie von dem stümperhaften Evakuierungsplan erfahren hatte, einen richtigen Plan entwickelt, kostenlos. Aber Bush und der Staat Louisiana lehnten ab.
Gute Geschichte. Aber ich konnte sehen, dass ihn noch etwas bedrückte, und filmte weiter. Van Heerden zeigte uns auf seinem Computerbildschirm einen Animationsfilm in Farbe, der die Flutwelle nachvollzog: Wie die Dämme nachgaben, wie 80 Prozent der Stadt überflutet wurden. Allerdings wurde die Überschwemmung gar nicht nachgestellt: Der Film war Jahre vor Katrina entstanden.
(Der für Notfallevakuierungen der Stadt zuständige Amtsleiter hatte quer über eine Karte zum Plan geschrieben: KYAGB – »Kiss Your Ass Good-Bye« – »ihr habt sie wohl nicht mehr alle«)
Also riefen die Professoren im Weißen Haus an. Aber wie Noah wurden sie von den offiziellen Stellen ignoriert, vor allem, weil sie vorschlugen, dass die Öl- und Gasindustrie aufhören sollte, das schützende Marschland zu verwüsten.
Wir sendeten die Geschichte, was van Heerdens Position an der Louisiana State University nicht gerade zuträglich war. Die Universität reagierte auf van Heerdens Enthüllungen, indem sie ihm den Computer wegnahm. Dann nahmen sie ihm auch noch die Kreide weg, damit er nicht weiter unterrichten und so möglicherweise die Studenten mit seiner Neugierde anstecken konnte.
Als obdachlose Überlebende des Wirbelsturms das Ingenieurskorps wegen MR-GO verklagten, bot sich van Heerden als Sachverständiger an. Die Universität erklärte, wenn er aussagen würde, wäre er gefeuert. Er informierte die Anwälte trotzdem, und im November 2009 urteilte Richter Stanwood Duval, dass das Korps die Warnungen ignoriert hatte, was nichts Geringeres sei als
»Fahrlässigkeit,
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