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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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New Orleans gar nicht direkt: »Katrina schwenkte vor der Stadt weit nach Osten«, erklärte mir van Heerden. »Katrina verfehlte die Stadt um 55 Kilometer.« Die Lady trägt also keine Schuld.
    Der eigentliche Schuldige nennt sich »Mr. Go« und befand sich bei unserem Flug Richtung New Orleans direkt unter uns.
     
    MR-GO, der Mississippi River Gulf Outlet Canal, ist zweifellos das dümmste, tödlich schwachsinnigste Projekt, das je vom Ingenieurskorps der US-Army gebaut wurde. Es handelt sich um einen 120 Kilometer langen Kanal, gerade wie ein Gewehrlauf, der vom Golf von Mexiko direkt ins Zentrum von New Orleans führt. Dazu habe ich eine kleine Karte gezeichnet, siehe nächste Seite.
    MR-GO war Katrinas direkter Zugang in die Stadt. Van Heerden spricht vom »Hurrikan-Highway«.
    Bis das Ingenieurskorps vor 50 Jahren diesen schwachsinnigen Kanal ins Mississippidelta baute, war New Orleans durch einen grünen
Gürtel aus Zypressen und Mangroven geschützt. MR-GO sollte Tankern die Windungen des Mississippi ersparen, sodass sie vom Golf direkt Kurs auf New Orleans nehmen konnten. Aber auch Hurrikanwellen haben dadurch die Möglichkeit, direkt Kurs auf New Orleans zu nehmen.

    Van Heerden erklärte, wenn das Ingenieurskorps und die Industrie nur einen 5 Kilometer breiten Zypressenring um die Stadt gelassen hätten, wäre die Wucht von Katrina durch die Bäume gemindert und praktisch auf einen Lufthauch reduziert worden. »Katrina wäre kein besonderer Sturm gewesen.«
    New Orleans wäre trocken, seine Einwohner wären am Leben geblieben.
    Nachdem wir etwa 25 Kilometer am Kanal entlang nach Norden geflogen waren, sagte van Heerden: »Das da unten, vor uns, das ist das Schuldeingeständnis der Behörden.« Wir sahen einen gigantischen Stöpsel, der den Kanal abriegelte. Präsident Obama hatte angeordnet, den Kanal mit einer halben Million Tonnen Steine zu blockieren, um weitere Flutwellen zu verhindern. Ein Geständnis der Regierung, praktisch in Stein gemeißelt.

    Van Heerden bat den Piloten, eine enge Kurve zu fliegen, bei der uns das Blut in die Magengrube sauste. Wir sahen die Stelle, wo MR-GO auf den Gulf Intercoastal Waterway trifft. Die beiden Kanäle bilden einen perfekten Trichter, der direkt in die Stadt führt. Ein unerträglicher Anblick, weil man sich leicht vorstellen kann, was beim Hurrikan passierte. Zwei Sturmwellen wurden in einen Kanal gepresst, der direkt auf das Viertel Ninth Ward von New Orleans zuführt. Die beiden 2,50 Meter hohen Wellen vereinten sich zu einer 5-Meter-Welle. Die Wasserwand bewegte sich schneller als eine Lokomotive. Ein vom Menschen verschuldeter Tsunami.
    Und die Regierung, die Bau- und die Ölindustrie wussten, dass es so kommen würde. Sie wussten es schon vorher. Van Heerden sagte, seine ganze Abteilung, »das Hurrikanzentrum der LSU, warnte seit mehreren Jahren vor diesem Trichter, dem Hurrikan-Highway«, dem Tsunami-Generator an der Stelle, wo MR-GO und der Intercoastal Canal zusammentreffen. Die Dämme seien zu niedrig, um das Wasser zurückzuhalten. Zu denjenigen, die es wussten, gehörte jede Behörde mit einem gelisteten Telefonanschluss, vom Rathaus über den Gouverneur bis ganz hinauf ins Weiße Haus zum Stab von Präsident George W. Bush, dessen Referent mit van Heerden sprach und dann seine Warnungen ignorierte.
    Die klaffende Wunde, die MR-GO ins Delta geschlagen hatte, sorgte schon am ersten Tag des Baubeginns auch bei den staatlichen Hydrologen für Unruhe. Mir liegt ein interner Bericht des Ingenieurskorps vor, in dem vor »der Möglichkeit katastrophaler Schäden in urbanen Gebieten« gewarnt wird, »sollte eine Hurrikanwelle diese Wasserstraße hinaufkommen«.
    Doch die Ingenieure des Korps durften an den Verhandlungen der Öl- und Bauindustrie mit dem Kongress nicht teilnehmen.
    Durchgesetzt wurde MR-GO, erklärte van Heerden »im Grunde von der Hafenindustrie, den Öl- und Gasgesellschaften sowie den großen Baufirmen und zivilen Planungsbüros, die von all den Projekten des Ingenieurskorps profitieren«.
    Aber wieder wurde Mutter Natur die Schuld zugeschoben. Man behauptet, sie hätte New Orleans zerstört, obwohl es doch eigentlich die
Flutwelle, die durch den Kanal kam, und die fehlenden Zypressenwälder waren. Die Überschwemmung in New Orleans war keine Folge von Naturgewalten. Sondern eine Folge der Gewalt der Lobbyisten. Der Baufirmen. Von Chevron. Von Exxon.
    Lower Ninth Ward, New Orleans
    Wir landeten auf einem kleinen Flugplatz am Ende des

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