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Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten

Titel: Fruehstueck fuer Aasgeier - Wie Oelbosse und Finanzhaie die Weltherrschaft erlangten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Palast
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als einfach, denn die Cofan leben gottverlassen mitten im Regenwald von Ecuador.
    Als wir wieder an Land waren, oder besser gesagt im Schlamm,
führte man uns durch die tropfenden Bäume und Lianen zu mehreren Dutzend Häusern, die auf niedrigen Stelzen ruhten. In einige schaute ich ungefragt hinein. In einem Pfahlhaus fertigte ein Mann meines Alters eine Halskette aus Samenschoten, die er mir schenkte. Seinen Namen verstand ich nicht und hätte ihn wohl auch nicht aussprechen können.
    Wie zum Teufel überlebt ihr hier draußen? »Yucca, Mais, kleine Tiere, die wir jagen«, erwiderte er auf Spanisch. Viele Dorfbewohner sprechen neben ihrer seltsamen Muttersprache Spanisch. »Früher«, sagte er, »haben wir mit Blasrohren gejagt.« Er nickte zu einem Blasrohr hin, das an der Wand hing. Jetzt, fuhr er fort, benutzten sie Gewehre. Er lachte, vielleicht, weil er wusste, was wir wussten, dass nämlich einige Cofan mit ihrem Gewehr auch auf die Ölleute gezielt hatten. Keine Toten, nur eine erzieherische Maßnahme.
    Man lud uns zur gemeinsamen Mahlzeit aus Yucca und Hühnchen ein, und wir stellten uns mit den Dorfältesten und ein paar neugierigen Affen an. Noch vor wenigen Jahren hatten sie auf der Speisekarte gestanden.
    Dann erschien der Häuptling, Criollo, der große Scharlatan, der dieselben abgerissenen Bauernklamotten trug wie alle anderen.
    »Señor«, sagte ich, »wir müssen reden. Allein.« Wir gingen zum Haus des Häuptlings. Es sah aus wie alle anderen auch. Da fehlt doch was. Da fehlt einfach alles . Vielleicht ist das die perfekte Täuschung.
    Der Häuptling behauptet seit Jahren, dass seine Leute vom Chevron-Öl krank werden und daran sterben. Chevron sagt, Criollo sei ein gewitzter Erpresser. Die Ureinwohner mögen »primitiv« sein, aber sogar Höhlenmenschen wissen, dass Ölkonzerne eine dicke Brieftasche haben.
    Ich kam gleich zur Sache: Ist hier jemand gestorben?
    Er stellte mich einer rundlichen Frau vor, winzig klein wie eine Maus, Cecilia Q’nama. Da sie nur Cofan sprach, übersetzte der Häuptling. Sie erzählte mir von Verwandten, die merkwürdige Krankheiten bekommen hatten. Fehlgeburten, missgebildete Kinder, tote Kinder, und zwar erst seit Beginn der Bohrungen.
    Vielleicht war es Blödsinn. Vielleicht steckte sie mit Häuptling Criollo
unter einer Decke. Ich hatte den Bericht eines Epidemiologen im Hotel liegen. Danach treten in Ölfördergebieten gehäuft Fälle von Leukämie bei Kindern auf. Vielleicht waren auch die Epidemiologen an dem Schwindel beteiligt. Das behauptete jedenfalls der Ölkonzern.
    Um uns herum waren Pfützen und Erdlöcher, in denen der verräterische ölige Regenbogen schimmerte, Bohrrückstände, die in Reservoirs gepumpt worden waren, von wo aus sie ins Wasser gelangten. Verglichen mit dem über viele Kilometer glitschig verseuchten Amazonasufer sieht es an der Küste des Golfs von Mexiko aus wie in Kew Gardens.

    Im Regenwald war ich mehr zufällig gelandet. Ich war im Besitz vertraulicher Papiere der Weltbank, die ich dem ecuadorianischen Präsidenten Correa geben wollte. Aber beim Durcharbeiten wurde mir klar, dass ich zunächst der Spur des Öls folgen musste, um Ecuador, das gerade erst wieder der OPEC beigetreten war, zu begreifen. Und um das Öl zu ChevronTexaco zurückzuverfolgen (Chevron kaufte Texaco im Jahr 2001), musste ich die Ölfelder im Dschungel aufsuchen und die Einheimischen zu den Krankheiten und Todesfällen befragen.

    Vielleicht war alles nur ein Schwindel, den sich die Indianer und gierige Anwälte ausgedacht hatten. Machen wir uns nichts vor, so etwas gibt es. Ich musste mich vergewissern.
    Criollo fuhr uns in einem motorisierten Baumstamm zum Ackerland. Oder, genauer gesagt, zum Teerland. Auf einer kleinen Farm quollen die Ölreste unter einem Haus hervor. Es war überall. Quaatsch, quaatsch. Der Bauer Manuel Salinas, seine Frau und seine Kinder waren mit eitrigen Pusteln übersät. Aber sie kamen dort nicht weg. Sie hatten kein Geld und konnten nirgendwo hin.
    Warum zum Teufel war hier alles dermaßen versifft und verrottet?
    Ich fragte Criollo nach dem Handel, den die Cofan drei Jahrzehnte zuvor mit Texaco gemacht hatten.
    »Die kamen mit dem Hubschrauber. Sie gaben uns Käse und Diesel und Messer. Der Käse hat gemuffelt, da haben wir ihn in den Dschungel geworfen.«
    Ich fragte den Häuptling, ob die Leute vom Ölkonzern den Ureinwohnern erklärt hätten, dass sie ihr Öl haben wollten.
    »Wir haben sie nicht verstanden. Sie sprachen

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