Frühstück im Bett
paar Tage behalten?«
»Nein, ich brauche sie jetzt.«
»Aber ich hätte sie gern noch ein bisschen für mich. Findest du mich selbstsüchtig?«
Lächelnd stellte er die Bierdose beiseite. »Wie eh und je.«
Sie wanderte zu einem Fenster, betrachtete die aufeinander gestapelten Steine und hoffte inständig, Colin würde die Mauer eines Tages vollenden. Wieso war er einfach verschwunden? Er hätte ihnen beiden mehr Zeit geben müssen. Das würde sie ihm sagen, wenn sie ihn endlich erreichte. »Warum hat er sein Handy abgestellt?«
»Weil er nicht mit dir reden will.«
»Als du ein netter Junge warst, hast du mir wesentlich besser gefallen.«
»Allzu viele Chancen hast du ihm nicht eingeräumt.«
Gordon rieb sich an ihrem Fußknöchel. Seufzend bückte sie sich, streichelte ihn, und sein warmes Fell tröstete sie ein wenig. »Erinnerst du dich an ›Luv U 4-Ever‹?«
»Damals sind wir halbe Kinder gewesen. Was wir empfanden, erschien uns echt.«
»In der Fantasiewelt kamen Ken und Barbie besser zurecht als im wirklichen Leben.«
Ryan streckte seine Beine aus. »Vor all den Jahren hast du mich sitzen lassen. Dafür muss ich dir danken.«
»Keine Ursache.«
»Nun weiß ich, wie schlecht wir zusammengepasst hätten. Für dich bin ich zu langweilig. Und deine Dramatik würde mich in den Wahnsinn treiben.«
»Colin liebt Dramen. Davon lebt er.« Ryan schwieg und schenkte ihr sein sanftes Ken-Lächeln. »Wäre ich doch etwas flexibler auf ihn eingegangen …«, fügte sie hinzu und setzte sich aufs Sofa.
»Schade, dass du diese weise Erkenntnis nicht schon vor ein paar Tagen gewonnen hast.«
»Da ich nun mal die personifizierte Dramatik bin, lerne ich meine Lektionen auf die harte Tour.«
Winnie betrat das Sonnenzimmer. »Hör mal, Ryan, ich glaube …«
»Nein«, unterbrach er sie und stand auf. Abrupt erstarb sein Lächeln. »Jetzt nicht mehr. Das meine ich ernst. Entweder ist
Sugar Beth die wichtigste Person in deinem Leben, oder ich nehme die erste Stelle ein. Entscheide dich.«
»Wage es bloß nicht, mich herumzukommandieren!«
»Musst du denn pausenlos deinen Kopf durchsetzen? Das dulde ich nicht.«
»Sei nicht albern.«
»Wenn sich hier jemand albern benimmt …«
»Haltet den Mund!«, rief Sugar Beth. »Wartet gefälligst mit eurem Vorspiel, bis ihr allein seid!« Sie sprang vom Sofa auf – und erstarrte. »O Gott, Gigi!«
Verständnislos wechselten Winnie und Ryan einen Blick.
»Colin sagte, heute Abend würde er anrufen. Kommt mit, schnell.« Sugar Beth rannte aus Frenchman’s Bride hinaus, dicht gefolgt von den Galantines und Gordon.
Als sie das Kolonialhaus betraten, stieg Gigi gerade die Treppe herab. Inzwischen hatte sie den Gothic-Look mit einer Cargohose vertauscht, die zu tief auf den Hüften saß. Dazu trug sie ein dünnes Shirt, das ihre Rippen nicht ganz bedeckte. Am Vortag hatte Sugar Beth sie gefragt, was dieser neue Stil bedeute, und die Antwort erhalten: »Ich erforsche meine Sexualität.« Trotz ihres emotionalen Aufruhrs hatte Sugar gemerkt, dass sie getestet worden war, und die Herausforderung ignoriert.
»Was hast du Colin angetan, Tante Sugar?«, schrie Gigi und riss die Kopfhörer von ihren Ohren.
»Wovon redest du?«
»Er ist weg!«
»Wieso weißt du das?«
»Weil er’s mir erzählt hat.«
Sugar Beth schluckte mühsam. »Wann?«
»Vor ein paar Minuten. Am Telefon.«
Unglücklich ließ sich Sugar Beth auf die unterste Stufe fallen und presste ihre Hände an die Schläfen. »Also hast du schon mit ihm gesprochen.«
»Er war völlig fertig«, fauchte Gigi anklagend. »Hast du ihn abserviert?«
Zu erschöpft, um die Frage zu beantworten, zuckte Sugar Beth nur die Achseln.
Wenn Colin auch geflohen war – er hatte kein Recht dazu, die Kommunikation abzubrechen. Das würde Sugar Beth nicht hinnehmen.
Am Montagmorgen rief sie in dem Verlag an, der seine Bücher herausbrachte, und verlangte, seine Lektorin zu sprechen. Als sich die Frau meldete, sagte Sugar Beth mit ihrem besten Yankee-Akzent: »Hi, hier ist Frances Gordon. Von der Oprah -Show.«
»Gordon? Den Namen kenne ich nicht.«
»Den Job habe ich eben erst gekriegt. Ich weiß, die Info ist verdammt kurzfristig, aber Oprah will Mr Byrne diese Woche in ihrer Sendung interviewen. Wenn’s klappen soll, muss ich noch heute mit ihm reden. Stephen King möchte ihn unbedingt dabeihaben. Und Sie wissen ja, wie autoritär er sein kann.«
»Ich glaube, Mr Byrne steht nicht zur Verfügung.«
»Doch,
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