Frühstück im Bett
Party würde ihren Zweck, Sugar Beth alles heimzuzahlen, auf perfekte Weise erfüllen. Die Rache eines Gentlemans, wenn man’s so nennen wollte – effektvoll, aber ohne Blutvergießen. Und doch – jetzt erschien ihm die alte Bitterkeit wie eine flimmernde Filmszene, die zu oft in seinem Kopf abgelaufen war.
Sugar Beth legte die Servietten in dieselbe Hand, mit der sie das Tablett festhielt, und ergriff den Champagnerkelch.
In Colins Mund zerfiel der Rachedurst zu Asche, verdrängt vom zerstörerischen Bedürfnis, Drachen zu töten. Er trat an ihre Seite. »Darum werde ich mich kümmern.«
Ehe er das Glas berühren konnte, entfernte sie’s aus seiner Reichweite. »Bemühen Sie sich nicht, Mr Byrne. Das mache ich sehr gern.«
Das Kinn erhoben, die Schultern gestrafft, ging sie zur Bar – eine Königin mit einem Canapé-Tablett.
»Was soll man dazu sagen?« Zutiefst enttäuscht, weil die ersehnte Reaktion ausgeblieben war, runzelte Leeann die Stirn. »Dieselbe Rotznase.«
Heidi reckte den Hals, um ihre Feindin an der Bar zu beobachten. »Habt ihr Sugar Beths Gesicht gesehen, als Leeann ihr Winnies Glas gab? Wie ihr drüber denkt, weiß ich nicht. Jedenfalls ist das die großartigste Party, auf der ich jemals war.«
»Das sollte ich nicht so genießen«, meinte Amy besorgt.
»Amüsier dich«, riet ihr Merylinn. »Morgen kannst du Jesus um Verzeihung bitten.«
»Immerhin hat sie uns einfach aus ihrem Leben gestrichen«, betonte Heidi. »Sobald sie aufs College gegangen ist, haben wir nicht mehr existiert.«
»Und was sie Colin antat …«, ergänzte Amy.
»Erinnerst du dich, Colin?«, fragte Leeann. »Sie hat geschworen, es sei die reine Wahrheit. Aber wir haben ihr nie geglaubt.«
Das hatte er oft genug gehört. Er hatte es satt. »Schnee von gestern. Wärmt die alten Geschichten nicht dauernd auf.«
Empört starrten sie ihn an. Ehe sie über ihn herfallen konnten, kehrte Sugar Beth mit Winnies Glas zurück.
Ohne sie anzuschauen, griff Winnie danach. Als wäre Sugar Beth unsichtbar. Nun müsste er sich gratulieren – Salongerichtsbarkeit vom Allerfeinsten.
Ȇbrigens habe ich den chinesischen Autor gelesen, den du
mir empfohlen hast, Colin«, bemerkte Winnie. »Du hattest Recht. Was für ein fabelhaftes Buch!«
Irritiert zog er die Brauen zusammen. Gerade sie müsste wissen, wie sich eine Ausgestoßene fühlte. Von ihr hatte er etwas mehr Taktgefühl erwartet. Dann beschämten ihn seine heuchlerischen Gedanken. Durfte er Winnie übel nehmen, was er organisiert hatte?
Sugar Beth verschwand in der Küche, und er entspannte sich ein wenig. Vielleicht würde sie zur Vernunft kommen und weglaufen. Das hätte die alte Sugar Beth längst getan. Zerstreut ließ er sich auf eine Diskussion über den chinesischen Schriftsteller ein. Wie pompös seine Worte klangen … Doch das bremste ihn nicht. Und – verdammt noch mal – er war nicht pompös, egal was Sugar Beth behaupten mochte. Es machte ihm einfach nur Spaß, die Leute zu Gesprächen über Bücher zu ermutigen.
»Wenn ich keinen nackten Mann auf dem Schutzumschlag sehe, werde ich’s wahrscheinlich nicht lesen«, sagte Merylinn. »Vielleicht wird’s verfilmt.«
Während alle außer Winnie lachten, folgte er ihrem Blick und sah Sugar Beth aus der Küche zurückkehren. Diesmal ging sie geradewegs zu Ryan.
Ryan liebte Partys mit guter Musik und exquisitem Essen – Partys, bei denen sich alte Freunde mit genug neuen Leuten trafen, so dass interessante Gespräche aufkamen. Aber an diesem Abend wäre er lieber daheim geblieben. Andererseits hatte er an nichts anderes denken können – endlich sah er sie wieder.
»Wartet’s nur ab, Colin wird’s ihr unter die Nase reiben«, hatte Leeann beim letzten Gorgonien-Dinner prophezeit. »Sonst wäre er kein Mensch.« Dazu gaben die anderen lebhafte Kommentare ab. Nur Winnie hatte geschwiegen.
Er musste Sugar Beth nicht sehen, um zu wissen, dass sie zu ihm kam. Wie in der High School. Noch bevor er um eine Ecke gebogen war, hatte er gespürt, sie würde dahinter stehen.
Luv U 4 -Ever.
Entschlossen verdrängte er das heisere Flüstern. Romeo und Julia hatten sie wohl kaum geglichen. Eher Ken und Barbie. Damit waren sie oft geneckt worden. Wie ein liebeskranker junger Hund hatte er Sugar Beths Füße abgeleckt. Und jetzt? Offenbar war sie ihrem Wesen treu geblieben – eine Frau, zu schön und zu reich geboren, um sich wegen belangloser Dinge wie inneren Anstand zu sorgen.
»Hi!« Ihre
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