Frühstück im Bett
stark.«
»Aber ich fühle mich nicht stark«, klagte Gigi.
Willkommen im Club, Kindchen. »Mit dreizehn fühlt sich niemand stark. Aber es ist genau das richtige Alter, um Kräfte zu sammeln – um zu lernen, wie man Macht ausübt. Die richtige Macht.«
Sofort erhellte sich Gigis Miene. »Ja, das möchte ich – Macht ausüben.«
»Aber du willst es schon jetzt – und das wirst du nicht schaffen.«
»Mit dreizehn waren Sie sehr mächtig.«
Sugar Beth unterdrückte ein bitteres Gejohle. »Leider war meine Macht nur eine Illusion. Während ich älter wurde, fielen all die Tricks, die ich angewandt hatte, auf mich zurück. Du wünschst dir eine dauerhafte Macht. Und die wirst du dir nicht aneignen, indem du dich verstellst.«
»Was heißt das?«
»In deinem Fall, dass du dich in hässlichen Kleidern versteckst, um das mittellose Mädchen zu spielen, in der Schule Mist baust und mit den falschen Kids rumhängst.«
»Nur weil Chelsea nicht reich ist …«, begann Gigi empört zu protestieren.
»Mit Geld hat’s nichts zu tun, sondern mit scharfem Verstand. Und nach allem, was du mir erzählt hast, ist Chelsea nicht besonders schlau. Im Gegensatz zu dir. Leider benutzt du dein Gehirn nicht.«
»Mit dummen Gänsen wie Gwen Lu und Jenny Berry will ich mich nicht abgeben – wenn Sie das meinen.«
Sugar Beth erinnerte sich, wie Winnie stets versucht hatte, sich in den Schulkorridoren unsichtbar zu machen. »Weil du sie nicht magst oder weil du befürchtest, die anderen Kids würden sich über dich lustig machen, wenn du mit diesen Mädchen redest?«
Bevor Gigi antwortete, wartete sie etwas zu lange. »Weil ich sie nicht mag.«
»Willst du echte Macht besitzen oder nicht?« Noch während
Sugar Beth die Frage stellte, fragte sie sich, wie sie den Eindruck erwecken sollte, sie wüsste eine Antwort.
»Doch, das will ich«, seufzte Gigi wehmütig. Dann verdüsterte sich ihr Gesicht. »Jetzt werden Sie mir empfehlen, eifrig zu lernen, nicht wahr? Und Gwen und Jenny freundlich zu behandeln.«
»Nun, ich rate dir, andere Leute zu respektieren. Und wenn du verstehst, mit welchen Gefühlen sie die Welt betrachten, verleiht dir das eine gewisse Macht.« Hoffentlich stimmt das, dachte Sugar Beth. »Dadurch wirkst du viel netter. Güte ist eine Eigenschaft, die allen Menschen gefällt. Was keineswegs bedeutet, du dürftest dich nicht behaupten. Aber du solltest deinen Wert nicht beweisen, indem du auf anderen herumtrampelst – es sei denn, sie haben’s nötig. In diesem Fall musst du deine Meinung offen und ehrlich sagen, statt hinterfotzige Kommentare über eine fette Freundin abzugeben.«
Frustriert sank Gigi auf ihrem Stuhl zusammen.
Sugar Beth drehte die Coladose zwischen ihren Handflächen hin und her. Unbewusst wartete sie auf das Klicken des Eherings. Doch sie hatte sich im letzten Monat gezwungen, ihn abzunehmen. Gigi beobachtete sie. Bald würde sie sich zu einer strahlenden Schönheit entwickeln. Aber Sugar Beth wünschte inständig, das würde nicht allzu schnell geschehen. In zu jungen Jahren verhinderte die Schönheit die Entwicklung eines Charakters. Sie holte tief Atem.
Was würde Gigi jetzt hören wollen – nein, besser: Was sollte sie hören? »Allmählich solltest du dein Leben planen. Und du müsstest einen ehrgeizigen Plan schmieden, ohne Einschränkungen. Du könntest dir sogar vornehmen, Präsidentin der Vereinigten Staaten zu werden. Wahrscheinlich werden sich deine Absichten ändern, wenn du älter wirst. Und das ist gut so. Denn wenn du dir ein Ziel setzt und darauf hinarbeitest, wirst du lernen, dich auf ein anderes Ziel vorzubereiten. Darin liegt eine erstrebenswerte Macht – verschwende deine Zeit nicht mit tückischen Intrigen, nur weil du dich darum sorgst,
was irgendjemand hinter deinem Rücken sagen könnte.« In Sugar Beth stieg heißer Zorn auf, der sie erschreckte. Warum hatte Diddie nicht so mit ihr geredet, als sie dreizehn gewesen war? Aber ihre Mutter hatte niemals über ihren eigenen engen Horizont hinausgespäht.
Was das bedeutet, verstand sie erst jetzt. »Immer wieder werden die Leute versuchen, deine Macht zu bekämpfen. Wenn du Erfolg hast, behaupten sie, das sei dir nur wegen deines Geldes und deiner einflussreichen Eltern gelungen. Auch die Menschen, die dich mögen, werden versuchen, dich deiner Kraft zu berauben, aber anders vorgehen. Wenn du irgendwas vermasselst, werden sie behaupten, niemand sei vollkommen und du dürftest dich selber nicht so streng
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