Frühstück im Bett
gesucht. Wo bist du gewesen?«
»Ich war spazieren«, fauchte Gigi. »Warum seid ihr so früh zurückgekommen?«
»Weil wir nur ein paar Minuten auf dem Empfang geblieben sind. Wir haben dir verboten, das Haus zu verlassen.«
»Da drin wäre ich fast erstickt!«, schrie Gigi dramatisch und gestikulierte wie ein Seifenopern-Star.
Die Augen eiskalt, drehte sich Ryan zu Sugar Beth um. »Was für ein Spiel du treibst, weiß ich nicht. Jedenfalls will ich dich nie wieder in der Nähe meiner Tochter sehen.«
Diesen qualvollen Schmerz dürfte sie nicht empfinden. Aber das war Ryan. Und sie hatten zusammen Scooby Doo gesehen.
»Sugar Beth hat nichts verbrochen!«, kreischte Gigi. »Als ich spazieren war, sind wir uns zufällig begegnet, und wir haben nicht einmal geredet. Ich kenne sie doch gar nicht!«
So leidenschaftlich war Sugar Beth schon lange nicht mehr verteidigt worden. Gerührt und wehmütig lächelte sie Gigi an. »Ich fürchte, jetzt ist’s vorbei …«
»Nein, ich …«
»Ryan?« Aufgeregt lief Winnie aus dem Haus, wie ihr Ehemann elegant gekleidet, aber mit zerzaustem Haar. »Was ist los?« Bei Sugar Beths Anblick erstarrte sie.
»Geh sofort hinein!«, herrschte Ryan Gigi an.
Nur eine 13-Jährige konnte den Ernst der Lage so falsch einschätzen und unklugen Eigensinn zeigen. »Ich habe nichts getan.«
Als helle Zornesröte in Ryans Gesicht stieg, trat Sugar Beth hastig vor. »Gigi …«
»Geh in dein Zimmer!«, donnerte er. »Und bleib gefälligst drin, verstanden?«
Die Hände geballt, die Augen voller Tränen, wandte sich Gigi zu ihren Eltern. »Das wusste ich ja! Genau das würde passieren! Ihr raubt mir meine Macht. So wie’s Sugar Beth gesagt hat.«
O Gott … Entsetzt zuckte Sugar Beth zusammen. Winnie war leichenblass, Ryan außer sich vor Wut – und Gigi wild entschlossen. »Dagegen werde ich mich wehren, ich lasse mir meine Macht nicht nehmen!«
Ryans Fäuste flogen durch die Luft. »Geh sofort ins Haus!«
Voller Mitleid fing Sugar Beth den flehenden Blick des Mädchens auf. Doch sie konnte nichts tun. Was immer sie auch
unternehmen mochte, hätte die Situation nur noch verschlimmert.
Gigi stakste zum Haus. Wenig später hörte Sugar Beth die Tür ins Schloss fallen. Am liebsten wäre sie ebenfalls in ihrem Zimmer verschwunden. Notgedrungen wappnete sie sich gegen die Attacke ihrer Feindin.
Aber Winnies Aufmerksamkeit galt Ryan, der Sugar Beth anstarrte, als würde er sie hassen. »Sie ist ein Kind. Warum hast du das getan? Du wusstest, dass wir dich von ihr fern halten wollen.«
Da Gigi schon genug Probleme hatte, würde Sugar Beth sie nicht verpfeifen. »Sie ist meine Nichte. Natürlich war ich neugierig.«
Da erwachte Winnie aus ihrer Passivität. »Komm nie wieder hierher. Hörst du? Das dulde ich nicht.«
Sugar Beth ignorierte sie und konzentrierte sich auf Ryan. »Was glaubst du denn, was ich Gigi antun würde?«
»Das will ich überhaupt nicht herausfinden.«
»Vor dem Leben kannst du sie nicht schützen.«
»Aber vor dir.«
Diese Selbstgerechtigkeit war unerträglich, und so verlor sie die Beherrschung. »Zu spät. Was ich weiß, habe ich ihr bereits erzählt. Wie man einen Joint raucht, Geld aus Dads Brieftasche klaut und sich im Fond eines Camaro flach legt.« Ein Schlag unter die Gürtellinie. Dafür würde sie sich später schämen. »Geht doch zum Teufel, alle beide!«
Als sie davonstürmte, schaute Winnie ihr wie benommen nach, sah die vertrauten, anmutigen, langbeinigen Schritte. Panik stieg in ihr auf. Wenn Sugar Beth ihr alles wegnahm – den Ehemann, die Tochter …
»Hätten wir den Empfang nicht früher verlassen …« Ryan unterbrach sich. »Ich wette, daran ist Gigi schuld. Seit Wochen platzt sie vor lauter Neugier auf Sugar Beth.«
Aha – er verteidigte also seine einstige Geliebte. Schweren Herzens kehrte Winnie ins Haus zurück.
Im Oberstock erlebte sie die vorhersehbare Szene mit Gigi, die in einer Ecke ihres Zimmers stand, ein Laura-Ashley-Kissen voller Tintenflecken an die Brust presste und ihrer Mutter Vorwürfe machte. »Ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann. Und Sugar Beth hört mir zu. Sie versteht mich.«
»Gigi, ich bin deine Mutter, und ich verstehe dich sehr gut. Wenn du irgendwelche Schwierigkeiten hast, solltest du mit mir sprechen.«
»Unmöglich! Du willst doch nur, dass ich alles auf deine Art mache.«
Voller Sorge fragte sich Winnie, welcher Dämon im Körper ihrer geliebten Tochter wohnte. »Nein, das ist
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