Frühstück im Bett
Gedanken. Delilah genoss die gemeinsamen Einkaufsbummel und Restaurantbesuche. Aber nach ein paar Stunden fern von Brookdale wurde sie nervös und wollte »nach Hause«.
Geistesabwesend starrte sie die Wand an, als Gigi auftauchte – in einem anderen ihrer überdimensionalen, vergammelten Outfits, die ihre Eltern zum Wahnsinn treiben mussten. Sie bückte sich und schenkte Gordon die Aufmerksamkeit, die er verlangte. Dann richtete sie sich stöhnend auf. »Eigentlich sollte ich zum Konzert gehen. Aber ich war frech zu meinem Dad.«
»Wie praktisch.«
»Eh – wollen wir Kekse backen …?« Errötend verstummte Gigi, von der verspäteten Erkenntnis verwirrt, ihre Großstadttante würde über selbst gebackene Kekse die Nase rümpfen. Sugar Beth unterdrückte einen Seufzer. Wie sollte sie mit den Problemen dieses Kindes fertig werden, wenn sie nicht einmal ihre eigenen meisterte?
»Kein Mehl.«
»Schon gut, es ist ohnehin langweilig, Kekse zu backen.«
»Findest du?« Sugar Beth hätte gestehen können, sie würde Kekse ebenso gern backen wie essen. Doch sie wollte die Freundschaft nicht noch fördern.
»Zeigen Sie mir, wie Sie Ihr Augen-Make-up hinkriegen? Sieht echt cool aus.«
Sugar Beth musterte die formlose Kordhose und das verblichene T-Shirt. »Fürchtest du nicht, das Make-up könnte sich mit diesem trendy Outfit beißen?«
»So ziehe ich mich nicht ständig an.«
»Nein?«
Gigi inspizierte ihren Daumennagel. »Jedenfalls ist’s so besser.«
»Für wen?«
Ein Achselzucken.
Damit gab sich Sugar Beth zufrieden. Da ihr die nötige Energie fehlte, verfolgte sie das Thema nicht weiter. Augen-Make-up – okay, das war ungefährlich. Gigi lernte besser von ihr ein paar Make-up-Tricks als von ihrer prüden Mutter oder – Gott bewahre – von Merylinn. Allerdings konnte die sehr gut mit ihrem Lippenpinsel umgehen. Sie führte Gigi zur Treppe. Dann erinnerte sie sich an das zerknüllte, vom Sex zerwühlte Bettzeug. »Warte, ich hole meine Kosmetiktasche. Hier unten haben wir besseres Licht.«
»Einverstanden. Und dann zeige ich Ihnen eine Liste.«
»Wovon?«, fragte Sugar Beth misstrauisch.
»Einige Fragen, die ich Ihnen stellen möchte.«
In Sugar Beths Schläfen begann es schmerzhaft zu dröhnen. Sie ließ den Augen-Make-up-Plan fallen und dirigierte Gigi zur Küche. »Jetzt brauche ich erst mal eine Tasse Kaffee.«
»Ich auch.«
»Was? Du trinkst Kaffee?«
»Klar!«
Sehr gut. Sollte sich Ryan um die Koffeinsucht seiner Tochter kümmern. Sugar Beth schaltete die Kaffeemaschine ein
und wandte sich dann zu Gigi, die am Küchentisch saß. Vor ihr lag ein Blatt Papier, und sie zog einen Bleistiftstummel aus der Tasche, um sich Notizen zu machen.
»Punkt eins – was finden Sie besser? Klug oder populär zu sein? Was mich betrifft, ich wäre lieber beliebt.«
»Das eine schließt das andere nicht aus.«
»Moment mal, wir sind in Parrish.«
»Nicht einmal in Parrish.«
»Sie waren klug. Aber Sie bekamen schlechte Noten in der Schule. Deshalb konnten Sie sich beliebt machen.«
»So ungern ich dich auch enttäusche – die Lehrer gaben mir wegen meiner falschen Interessen schlechte Noten. Übrigens wäre ich auch mit guten Noten beliebt gewesen.«
»So?« Gigi vergaß ihre Notizen. »Das verstehe ich nicht. Wie haben Sie das geschafft? Sie waren so reich wie ich. Wurden Sie deshalb nicht gehasst – von allen Kindern?«
Sugar Beth hatte es satt, der Welt ihre Wunden zu zeigen. Darüber wollte sie jetzt nicht reden. Eigentlich nie. Aber Gigi verdiente eine Antwort. »Ich kam mit der völlig unberechtigten Überzeugung zur Welt, ich wäre allen Leuten überlegen«, erwiderte sie zögernd und setzte sich zu ihr. »Irgendwie gelang es mir, meine Mitmenschen so zu manipulieren, dass sie es mir abnahmen. Kurzfristig hat das geklappt. Aber wie du vielleicht schon gemerkt hast – nicht für ewig.«
Mit dieser Erklärung gab sich Gigi nicht zufrieden. »Wie genau haben Sie die Leute manipuliert?«
Sehnsüchtig schaute Sugar Beth zur Kaffeemaschine hinüber, doch der Kaffee war noch nicht durchgelaufen. Sie brauchte dringend Koffein, also nahm sie eine Cola aus dem Kühlschrank. »Willst du auch eine?«
»Nein, danke, lieber Kaffee.«
»Natürlich.« Sugar Beth öffnete die Dose, und das Mädchen wartete – die Ohren gespitzt, die Augen weit aufgerissen. Was sollte sie sagen, das eine 13-Jährige verstehen würde – und sie selber auch? »Man muss nicht populär sein, nur
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