Frühstück mit Kängurus
Gesellschaft, dem Sturz der Regierung Whitiam, der Bewegung für die Republik oder Leben und Werk Bill Bixbys und vielem anderen mehr.
Um diese bedenkliche L ü cke zu stopfen, hatte der Verlag der aktuellen Ausgabe ein Nachwort beigef ü gt, eine » Koda « , verfertigt vom zust ä ndigen Lektor. Auf vierunddrei ß ig Seiten wurden die letzten f ü nfundsechzig Jahre der australischen Geschichte zusammengedr ä ngt, was dem Ganzen, wie Sie sich vorstellen k ö nnen, eine gewisse Hast und Beliebigkeit verlieh. Und dieses Nachwort gibt es auch erst seit 1995.
Also das finde ich schon extrem komisch. Gelinde gesagt.
Seufzend schloss ich das Buch; ich hatte einen B ä renhunger. Auf der anderen Seite des Raums verhie ß ein Schild an der T ü r zwar ein Restaurant, doch als ich hinging, lie ß sich die T ü r nicht ö ffnen.
» Der Speisesaal ist geschlossen, Kumpel « , sagte einer der beiden Kerls am Tresen. » Der Koch ist krank. «
» Hat bestimmt sein eigenes Essen probiert « , kam eine Stimme aus der Spielautomatenecke, und wir grinsten uns alle eins.
» Was gibt's denn sonst noch so im St ä dtchen? « , fragte ich.
» Kommt drauf an « , sagte der Mann und kratzte sich nachdenklich am Adamsapfel. Dann beugte er sich ein wenig zu mir vor. » M ö gen Sie gutes Essen? «
Ich nickte. Nat ü rlich.
» Dann nichts. « Er widmete sich wieder seinem Bier.
» Versuchen Sie den Chinesen auf der anderen Stra ß enseite « , sagte sein Gef ä hrte. » So schlecht ist der nicht. «
Das chinesische Restaurant war tats ä chlich direkt gegen ü ber, doch es durfte keinen Alkohol servieren. Ohne ein tr ö stliches Bier konnte ich mich allerdings einem chinesischen Mahl in einer Kleinstadt nicht stellen. So weit gereist bin ich dann doch, um zu wissen, dass sich ein guter Koch nicht in einem Ort wie Macksville niederl ä sst, weil er sich sein Leben lang danach gesehnt hat, Schafsfarmer mit den Feinheiten der dreitausendf ü nfhundert Jahre alten Sechuan-Kochkunst zu begl ü cken. Was es sonst noch in Macksvilles kargem Zentrum gab? Sehr wenig. Und au ß er einem Schnellimbiss, nicht gerade viel versprechend Bub's Hotbakes genannt, war offenbar alles geschlossen. Ich ö ffnete die T ü r, brachte Unruhe unter die f ü nftausend Fliegen, die auch mal sehen wollten, was Bub und sein Team brutzelten, und ging hinein. In dem vollen Bewusstsein, dass ich es bald bereuen w ü rde.
Bub hatte eine durchaus stattliche Auswahl an Speisen, und Bestandteil fast aller war in Teig geh ü lltes, braunes Fleisch mit So ß e. Ich bestellte eine gro ß e Wurst im Schlafrock und Pommes frites.
» Pommes frites haben wir nicht « , sagte das ü ppig proportionierte Servierfr ä ulein.
» Und wie sind Sie dann so drall geworden? « , war ich versucht zu fragen, doch nat ü rlich unterdr ü ckte ich diesen unw ü rdigen Gedanken, ä nderte meine Bestellung in eine gro ß e Wurst im Schlafrock und ein » europ ä isches K ä sekuchenquadrat « , ging damit hinaus, stellte mich an eine Ecke und futterte.
Ich glaube, ich schm ä lere Bubs Kochk ü nste nicht, wenn ich Ihnen erz ä hle, dass ich seine gro ß e Wurst im Schlafrock und das europ ä ische K ä sekuchenquadrat nicht als H ö hepunkt des Abends betrachtete, nicht einmal in einer Stadt, die derart abgelegen war und wenig bot wie Macksville. Au ß erdem war es erst halb acht. Ich bedachte meine M ö glichkeiten - Fernsehen im Motel, ein Spaziergang ü ber den Highway bei Sonnenuntergang oder noch ein Bier im Nambucca - und trottete zur ü ck ins Nambucca.
Die beiden M ä nner am Tresen waren verschwunden. Ihr Platz war nun belegt von einer einsamen Dame, die in ein intensives, ernstes Gespr ä ch mit der Barfrau verwickelt war. Ihren angestrengten, erregten Mienen nach zu urteilen, klatschten sie. » Ach, an der Stelle ist er schon okay - nur: Wo ist die Stelle? « , h ö rte ich die eine trocken witzeln.
Ich erstand ein Bier und verzog mich zu meinem Lieblingsplatz am Tresen, wo ich meinen Stra ß enatlas aufschlug und mal guckte, wo genau ich war. Seit ein, zwei Tagen d ä mmerte mir n ä mlich langsam, wie viel von diesem erstaunlich riesigen, unzug ä nglichen Land ich noch besuchen musste. Seit vier Wochen fuhr ich in einem fort herum und hatte doch erst einen winzigen Teil erkundet. Und zwar die leichten Gegenden - die einigerma ß en bewohnten mit den guten Stra ß en. Insgesamt hat Australien einhundertachtzigtausend Meilen asphaltierter Fahrwege, auf denen sich ein
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