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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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andere Menschen sind. In Australian Paradox erzählt Jeanne MacKenzie, wie in einem Landhotel in Queensland in den Fünfzigern einem amerikanischen Gast zum Abendessen ein Teller mit kaltem Fleisch und Kartoffeln kredenzt wurde. Einen Moment lang starrte er, insgeheim enttäuscht, das Dargebotene an und erkundigte sich dann zaghaft, ob er ein wenig Salat dazu haben könne.
    »Die Kellnerin«, berichtete Ms. MacKenzie, »schaute ihn erstaunt und verächtlich an, drehte sich dann zu den anderen Gästen um und sagte: >Der Idiot denkt, es wäre Weihnachten.««
    Die folgende Geschichte habe ich sogar zweimal gelesen. Ein Gast (in der einen Version Franzose, in der anderen Engländer), der während der Regenzeit, die natürlich zum Leben in Nordaustralien dazugehört, in einem Hotel in Queensland wohnt, kommt in sein Zimmer und stellt erschreckt fest, dass es bis zu einer Höhe von zehn, zwölf Zentimetern unter Wasser steht. Als er das am Empfang meldet, schaut ihn der Besitzer schmerzlich gereizt an und sagt: »Gut, aber das Bett ist trocken, oder?«
    Alle die Geschichten haben mehreres gemeinsam. Sie stammen überwiegend aus den Fünfzigern. Meist kommt ein ausländischer Gast in einem Landhotel darin vor. Gewöhnlich werden sie einem als wahr verkauft. Und immer sind die Leute aus Queensland die Unsympathen. Meist allerdings nur verrückt, jedenfalls deuten alle Beweise in diese Richtung. Fast zwei Jahrzehnte lang wurde der Staat zum Beispiel von Joh Bjelke-Peterson regiert, einem exzentrischen, rechten Regierungschef, der ernsthaft erwog, Teile des Great Barrier Reef mit kleinen Atombomben in die Luft zu sprengen, um Fahrrinnen zu schaffen. In jüngster Zeit nun war Queensland als Heimat einer Politikerin namens Pauline Hanson berühmt geworden, einer Fish-and-Chips-Budenbesitzerin, die eine rechte Anti-Einwanderungs-Partei mit dem Namen One Nation gründete und eine Weile lang auch beeindruckenden Erfolg hatte. Dann aber begriffen auch ihre härtesten Gefolgsleute, dass die Dame ein ganz kleines bisschen, sagen wir, geistig unberechenbar war. Sie schrieb ein Buch, in dem sie behauptete, Aborigines betrieben Kannibalismus, und produzierte ein interessant paranoides Video, das folgendermaßen begann: »Australische Landsleute, wenn Sie mich jetzt sehen, bedeutet das, ich bin ermordet worden.« Sie hatte ihren Wahlkreis in dem Vorort Oxley in Brisbane, was ihr den Beinamen »die Irre von Oxley« eintrug. Kurzum, Queensland hat den Ruf, ein bisschen anders zu sein als die anderen. Ich konnte es gar nicht abwarten, dorthin zu kommen.
    Im Jahre 1933 war Eiston ein abgelegenes, unbedeutendes Küstendörfchen mit einem herrlichen Strand, ein paar baufälligen Häuschen, einem beliebten, doch ein wenig verlotterten Hotel und einigen Geschäften. Dann hatten die Stadtväter eine echt gute Idee. Sie begriffen, dass niemand hunderte von Meilen reisen würde, um einen Ort namens Eiston zu besuchen (genauer: sie begriffen, dass tatsächlich noch nie jemand hunderte von Meilen gereist war, um den Ort namens Eiston zu besuchen), und sie beschlossen, ihr Dorf umzubenennen; es sollte flotter, moderner, optimistischer klingen. Als sie sich umschauten, fiel ihr Blick auf das Hotel am Platze. Es hieß Surfers Paradise. Der Name hatte was. Sie nahmen ihn und warteten, was passierte. Und von da an ging's bergauf!
    Heute ist Surfers Paradise ber ü hmt, w ä hrend die benachbarten Badeorte - Broadbeach, Currumbin,Tugun, Kirra, Billinga - au ß erhalb Queensland kaum bekannt sind. Das ist aber auch egal, denn sie haben sich alle zu einem einzigen h ä sslichen Gebiet vereinigt, das sich von der Grenze zu New South Wales drei ß ig Meilen bis fast nach Brisbane zieht. Das Ganze hei ß t Gold Coast. Es ist Australiens Florida.
    Man sieht es lange, bevor man ankommt - gl ä nzende Beton-Glas-Bettenburgen erheben sich am Meer und ziehen sich an der K ü ste entlang, so weit das Auge reicht. Als Jeanne MacKenzie 1959 hier vorbeifuhr, existierte von dieser Glitzerwelt noch nichts. Surfers Paradise war ein eher beschaulicher, altmodischer Ort mit niedrigen
    H ä usern. Erst 1962 bekam es sein erstes Hochhaus. Ein, zwei Jahre sp ä ter folgte das n ä chste. Ende der Sechziger stand ein halbes Dutzend zehn-, zw ö lfst ö ckiger Geb ä ude sperrig und ein wenig unsicher an der Promenade. Dann begann Anfang der Siebziger eine hektische Entwicklung. Wo einstmals Zigarrenkisten gro ß e Strandh ü tten auf Sechshundert-Quadratmetergrundst ü cken

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