Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
Vom Netzwerk:
war, damit die Fr ü chte des allgemeinen australischen Wohlstands auch denen zugute kamen, die so deutlich unf ä hig waren, einen Weg dazu zu finden. Wenn mich der australische Staat als Berater f ü r Aborigine-Fragen einstellen w ü rde, k ö nnte ich auch nur schreiben: » Tut mehr. Strengt euch mehr an. Fangt jetzt an. «
    Ohne einen originellen oder hilfreichen Gedanken sa ß ich ein paar Minuten da und beobachtete, wie die armen, von allem abgetrennten Menschen vorbeischlurften. Dann machte ich es so wie die meisten Australier. Ich las meine Zeitung und trank meinen Kaffee und sah sie nicht mehr.
     
     
     
     

Achtzehntes Kapitel
     
    Schauen wir uns das Schnabeltier an. In einem Land mit unglaublichen Kreaturen ist es das allerunglaublichste. Es existiert in einer Art anatomischem Niemandsland auf halbem Wege zwischen Säugetier und Reptil. In fünfzig Millionen Jahren der Isolation hatten Australiens Tiere alle Muße, sich in die unwahrscheinlichsten Richtungen zu entwickeln oder manchmal überhaupt nicht. Das Schnabeltier schaffte irgendwie beides.
    1799 verbreitete sich in England die Nachricht, dass in der neuen Kolonie ein giftiges, zahnloses, Eier legendes, halb im Wasser lebendes Tier existierte mit Fell, Enten ä hnlichem Schnabel, dem Schwanz eines Bibers, F üß en, die sowohl Schwimmh ä ute als auch Krallen hatten, und einer komischen Ö ffnung namens Kloake, die sowohl als Geschlechts- wie auch als Ausscheidungsorgan diente (ein Merkmal, das, in den Worten eines Taxidermisten, »ü beraus kurios, aber in seinen Einzelheiten nicht f ü r eine popul ä re Darstellung geeignet « war). Eigentlich nicht ü berraschend, wurde die Nachricht als Falschmeldung aufgenommen. Selbst nach sorgf ä ltiger Untersuchung eines per Schiff herbeiexpedierten Musters fand der Anatom des Britischen Museums, George Shaw, » es unm ö glich, nicht doch einige Zweifel zu hegen hinsichtlich der Echtheit des Tieres und zu argw ö hnen, dass bei seiner Erschaffung vielleicht ein paar t ä uschende Listen angewendet worden sind « . Die Naturgeschichtlerin Harriet Ritvo berichtet, dass man an dem damaligen Exemplar immer noch sieht, wo Shaw herumgeschnippelt und -gefummelt hat, um herauszufinden, ob er hier zum Narren gehalten wurde oder nicht.
    Fast das ganze n ä chste Jahrhundert stritten sich die Geister - leidenschaftlich, denn das Zeitalter war besessen von dem Wunsch nach Exaktheit -, wie sie das Tier klassifizieren sollten, und steckten es samt seinem Cousin, dem Schnabeligel, in eine eigene Familie: die Kloakentiere, Ordnung: Monotremata (was » die mit einem Loch « bedeutet und sich nat ü rlich auf die charakteristische Kloake bezieht). Das Problem, ob man diese Tiere haupts ä chlich als S ä ugetiere oder als Reptilien betrachten sollte, war damit allerdings noch nicht vom Tisch. Ihre eigent ü mliche Anatomie verriet, dass sie Eier legten: ein Artmerkmal der Reptilien; genauso offensichtlich jedoch s ä ugten sie ihre Jungen: ein Charakteristikum der S ä ugetiere. Ä rgerlich war zudem, dass man beinahe ein Jahrhundert lang kein Ei eines Kloakentiers fand. Wir k ö nnen uns also das Raunen und Fl ü stern vorstellen, das 1884 durch eine Versammlung der British Association for the Advancement of Science lief, als man ihr ein soeben eingetroffenes Kabel des jungen britischen Naturforschers W. H. Caldwell aus Australien vorlas.
    Die vollst ä ndige Nachricht Caldwells lautete: » Monotremata ovipar, ovum meroblastisch (Kloakentiere eierlegend, Ei parziell gefurcht). «
    Das Geraune war gewaltig, die Aufregung ansteckend. Was Caldwell mit solch eleganter Bedeutungsschwere verk ü ndete, war erstens, dass er Schnabeltiereier gefunden hatte, und zweitens, dass sie ohne jede Frage denen eines Reptils glichen. Letztendlich machte Caldwells Fund keinen Unterschied. Die Kloakentiere landeten doch im S ä ugetierlager, aber eine Weile lang war der Ausgang des Rennens knapp.
    Ich erz ä hle das alles nur, um die erhebliche Aufregung in einen Kontext zu stellen, die ich am n ä chsten Tag empfand, als ich, in Perth angekommen, h ö chstpers ö nlich auf ein Kloakentier stie ß : Ein Schnabeligel ü berquerte vor mir einen Pfad in einer einsamen Ecke des Kings Park!
    Ich muss hinzuf ü gen, dass ich schon allerbester Stimmung war. Perth ist eine wundersch ö ne Stadt; eine meiner Lieblingsst ä dte in Australien. Meine Zuneigung ist vielleicht ein wenig ü bertrieben. Aber als ich es 1993 zum ersten Mal besuchte, traf

Weitere Kostenlose Bücher