Frühstück mit Kängurus
wachsen«.
Da klingt die Tatsache dann umso alarmierender, dass viele dieser singulären Pflanzen von der schrecklichen und wenig erforschten Wipfeldürre bedroht sind. Die Krankheit wird verursacht von einem Pilz aus der Familie Phytophtora, aus der auch der Pilz stammt, der im neunzehnten Jahrhundert die Kartoffelfäule in Irland auslöste. Er ist seit hundert Jahren in Australien und hat Pflanzen im ganzen Land befallen. Der Erreger wurde von der Wissenschaft allerdings erst 1966 entdeckt. Vor allem in Südwestaustralien ist die Wipfeldürre ein Problem, weil sie nirgendwo sonst so gute Bedingungen und eine solche Dichte seltener, empfindlicher Pflanzen vorfindet.
Auf einem sehr informativen Anschlagbrett las ich im Kings Park, dass selbst die Banksien bedroht sind. Die Banksie, nach ihrem Entdecker Joseph Banks benannt, ist eine Kuriosität - die Blüten sehen aus wie Toilettenbürsten, wirklich -, doch die Australier lieben sie über die Maßen, weil sie wunderschön und allenthalben sind und nur ihnen gehören. Umso niederschmetternder war da die Nachricht, dass sieben Arten der Banksie auf der Liste der gefährdeten Arten stehen und tatsächlich in den nächsten paar Jahren als Wildpflanze verschwinden könnten. Weitere zwölf Arten sind bedroht. Vielleicht liegt es an meinem Hang, alles gleich schwarz zu sehen, aber mir kommt es vor, als bestehe heutzutage ein schrecklich großer Teil des Reisens daraus, dass man sich Dinge anschaut, so lange es sie noch gibt. Am allerbeunruhigendsten jedoch fand ich den Gedanken, dass viele nicht registrierte Pflanzen aussterben könnten, bevor sie überhaupt gefunden worden sind.
All diese Überlegungen beschäftigten mich deshalb so sehr, weil ich mich selbst auf eine kleine botanische Suche begeben wollte. Aber erst, nachdem ich in Perth einen Erholungstag eingelegt hatte. Besondere Pläne hatte ich nicht, doch als ich auf der schattigen Terrasse des Cafes in der Mitte des Parks saß, mein Gesicht mit schokoladigem Cappuccino-Schaum dekorierte und die Tageszeitung West Australian las, stieß ich auf einen Artikel, der mich auf eine Idee brachte.
Es ging um einen Lang Hancock, über den ich in letzter Zeit schon häufiger gelesen hatte. Er war Rancher im abgelegenen Norden Western Australias und hatte das außergewöhnliche Glück, bei einem der größten Bergwerksbooms in der modernen Geschichte eine zentrale Rolle zu spielen. Alle, die immer noch anzweifeln, dass Australien wirklich ein glückliches Land ist, sollen sich nur noch einmal die Geschichte der Entdeckungen der Bodenschätze seit den Fünfzigern vor Augen halten. Bis zu der Zeit herrschte die Meinung vor, dass es dem Land an fast allen natürlichen Ressourcen mangelte. Man hielt zum Beispiel die Eisenerzvorkommen für so gering, dass man zwanzig Jahre lang verbot, es zu exportieren. Dann flog Lang Hancock 1952 mit einem Leichtflugzeug über die weg- und steglose Leere der Hamersley Range nahe der Nordküste, verlor in einem plötzlichen Sturm die Orientierung und musste in einem Gebiet mit flachen Felsformationen notlanden, das in der Geologie als Westaustralischer Schild bekannt ist. Er stieg aus dem Flieger und stellte fest, dass er auf Eisen stand. Bei näherem Hinschauen entdeckte er, dass er einen einhundert Kilometer langen Klotz fast reinen Eisenerzes besaß. Australiens geschätzte Ressourcen schnellten von beinahe null im Jahre 1950 auf zwanzig Milliarden Tonnen 1960 in die Höhe. Ende der Sechziger besaß Hancock allein größere Eisenerzvorkommen als die Vereinigten Staaten und Kanada zusammen. Was eine Menge ist.
Aber damit fing es erst an. In Schwindel erregendem Tempo fand man überall im Land Lagerstätten von Bauxit, Nickel, Mangan, Uran, Kupfer, Blei, Diamanten, Zinn, Zink, Zirkon, Rutil, Ilmenit und vielem anderen, von dem die meisten von uns noch nie gehört haben. Fast über Nacht machten Leute mit Bergwerksaktien solche Vermögen, die einzugestehen peinlich und auszugeben unmöglich waren. Ständig kamen Nachrichten über neue Funde, die Börsen spielten verrückt, die Investoren balgten sich, um ein Stück von dem Kuchen zu schnappen, In Sydney verlor ein Broker ein Ohr - ein Ohr! -, weil so hektisch gehandelt wurde. Eine wilde Zeit; sie veränderte Australien. Aus einem dösigen, gutmütigen Wollproduzenten wurde ein Bergwerksgigant, der Welt größter Exporteur von Bodenschätzen. Da die Funde vorwiegend in Western Australia gemacht wurden, konzentrierte sich viel von dem neuen
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