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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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fluss, Kumpel, wo denn sonst? «
    Garland grinste nur und fragte uns, wie die Fahrt gewesen sei. Auf meine Antwort, ich h ä tte es ein wenig h ä rter erwartet, sagte er nur: » Warten Sie bis morgen. «
    Recht hatte er. Am n ä chsten Morgen fuhren wir in einem Minikonvoi - Steve und Lisa in einem Auto, Trevor und ich im anderen - nach White Cliffs, einer alten Opalbergwerksstadt, zweihundertf ü nfzig Meilen im Norden. Schon eine halbe Meile au ß erhalb von Menindee h ö rte der Asphalt auf, und die Stra ß e bestand nun aus festgefahrener Erde voller Schlagl ö cher, Furchen und zementharter Rillen, die einen durchr ü ttelten, als f ü hre man ü ber Eisenbahnschwellen.
    Stundenlang holperten wir, riesige rote Staubwolken hinter uns herziehend, ü ber glei ß ende, hei ß e, eint ö nige Hochebenen, stellenweise mit niedrigen Salzb ü schen und stacheligem Spinifex bewachsen und hier und dort einem schlappen Eukalyptusbaum. Am Stra ß enrand lagen ab und zu K ä nguruleichen und manchmal ein sonnenbadender Goanna, ein h ä sslicher gro ß er Waran. Der Himmel wusste, wie in dieser Hitze und D ü rre ü berhaupt ein Wesen ü berlebte. Es gab Flussbetten, die seit f ü nfzehn Jahren kein Wasser gesehen hatten.
    Die europ ä ischen Siedler brauchten lange, um sich an die einzigartige Ein ö de Australiens, die provozierende Nutzlosigkeit einer solchen Masse Land, zu gew ö hnen. Etliche der ersten Forschungsreisenden waren derart ü berzeugt, dass sie auf m ä chtige Flusssysteme oder sogar einen Binnensee sto ß en w ü rden, dass sie Schiffe mitnahmen. Thomas Mitchell, der in den Drei ß igerjahren des neunzehnten Jahrhunderts ausgedehnte Gebiete des westlichen New South Wales und des n ö rdlichen Victoria erforschte, schleppte zwei Holzskiffs ü ber dreitausend Meilen rappeltrockenen Busch, ohne dass sie einmal nass wurden, weigerte sich aber bis zum Schluss, sie liegen zu lassen. » Obgleich die Boote und deren Bef ö rderung zuletzt eine gro ß e Beschwernis f ü r uns darstellten « , schrieb er nach der dritten Expedition mit ein wenig Understatement, » war ich mitnichten bereit, auf derart n ü tzliches R ü stzeug f ü r eine Forschergruppe zu verzichten. «
    Aus Berichten ü ber die fr ü hen Erkundungsz ü ge wird allzu deutlich, dass die ersten Forscher oft grotesk wenig Ahnung hatten, wie sie zu Werke gehen sollten. 1802 beschrieb Lieutenant Francis Barrallier bei einer der ersten Expeditionen eine Temperatur von achtundzwanzig Grad Celsius als » br ü tend hei ß« . Wir k ö nnen also mit Fug und Recht annehmen, dass er gerade erst im Lande angekommen war. Als seine M ä nner tagelang erfolglos versucht hatten, K ä ngurus zu jagen, kamen sie endlich auf die Idee, dass sie sich vielleicht besser an die Viecher ranpirschen konnten, wenn sie sich vorher ihrer leuchtend roten Jacken entledigten. In sieben Wochen schafften sie gerade mal einhundertunddrei ß ig Meilen, also im Durchschnitt eineinhalb Meilen pro Tag.
    Immer und immer wieder waren die Leiter der Expeditionen beinahe vors ä tzlich, ja l ä cherlich unf ä hig, sich vern ü nftig auszur ü sten. 1817 f ü hrte John Oxley, seines Zeichens Generallandvermesser, eine f ü nfmonatige Expedition durch, um die Fl ü sse Lachlan und Macquarie zu erkunden, und nahm dabei nur einhundert Schuss Munition mit - weniger als einen Schuss pro Tag - und kaum Ersatzhufe oder N ä gel. Das Unverm ö gen der ersten Forscher war ein Quell anhaltender Faszination f ü r die Aborigines, die sie gerne und oft beobachteten. » Unsere Drangsal verschaffte ihnen unersch ö pfliche Gelegenheiten f ü r Fr ö hlichkeit und Spott « , schrieb ein Chronist gr ä mlich.
    Genau diese Tradition von Leichtsinn und Gl ü cklosig- keit setzten Burke und Wills 1860 fort. Sie sind die bei weitem ber ü hmtesten Forschungsreisenden Australiens, was ein wenig kurios anmutet, weil ihre Expedition fast nichts brachte, ein Verm ö gen kostete und in einer Trag ö die endete.
    Ihr Auftrag war klar: Sie sollten eine Route von Melbourne an der S ü dk ü ste bis zum Golf von Carpentaria im hohen Norden finden. Melbourne war zu der Zeit viel gr öß er als Sydney, eine der wichtigsten, aber abgelegensten St ä dte im britischen Empire. Eine Nachricht nach London zu schicken und eine Antwort zu bekommen dauerte vier Monate und l ä nger. In den F ü nfzigerjahren des neunzehnten Jahrhunderts beschloss das Philosophical Institute of Victoria deshalb, eine Expedition auszurichten, die

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