Frühstück mit Kängurus
Pantoffel, kleine alten Damen von den Beinen gerissen und in dem Versuch, ihre Z ä hne in mein Fleisch zu schlagen, quer durchs offene Gel ä nde gezogen haben. Jeder Hund auf diesem Globus will mich. Und zwar tot.
Und nun war ich allein in dem leeren Wald, der mir pl ö tzlich sehr gro ß und einsam vorkam, und zwei riesige, ä rgerlich klingende Hunde hatten mich im Visier. Im Weiterlaufen wurden mir zwei Dinge immer klarer: Sie hatten es definitiv auf mich abgesehen, und sie verstanden keinen Spa ß . Mit Hochgeschwindigkeit kamen sie n ä her, und ihr Bellen besagte nun: » Junge, gleich schnappen wir dich. Dann bist du ein toter Mann. Kleine, breiige Fetzchen. « Sie werden den Verzicht auf Ausrufezeichen bemerkt haben. Das Bellen hatte n ä mlich l ä ngst keinen Unterton von Lust und Raserei mehr. Es waren Feststellungen. Kalte Absicht. » Wir wissen, wo du bist « , sagten die Bestien. » Bis zum Waldrand schaffst du es nicht mehr. Bald sind wir bei dir. Jemand soll schon mal die Spurensicherung rufen. «
Besorgte Blicke auf das Buschwerk werfend, begann ich zu traben und dann zu rennen. Es wurde Zeit, dar ü ber nachzudenken, was ich tun sollte, wenn die Hunde auf den Pfad st ü rzten. Um mich verteidigen zu k ö nnen, hob ich einen Stein auf, warf ihn aber ein paar Meter weiter wieder weg und nahm stattdessen einen auf dem Pfad liegenden Stock. Er war l ä cherlich ü berdimensional - bestimmt drei Meter f ü nfzig lang - und so verrottet, dass er schon zerbrach, als ich ihn anfasste. Beim Rennen verlor ich noch eine H ä lfte und dann noch eine, bis ich zum Schluss nur noch einen weichen schwammigen Stummel in der Hand hatte. Da h ä tte ich mich auch gleich mit einem Laib Brot verteidigen k ö nnen. Ich warf den Stummel weg, packte mit jeder Hand einen gro ß en schartigen Stein und erh ö hte mein Tempo erneut. Nun schienen sich die Hunde in einer Distanz von kaum vierzig, f ü nfzig Metern parallel zu mir zu bewegen, als f ä nden sie keinen Durchgang zu mir. Sie rasten vor Wut. Mein Unbehagen wuchs, ich rannte noch ein bisschen flotter.
Und stolperte in meiner Hast zu schnell um eine Kurve und sauste koppheister in ein gigantisches Spinnennetz, das wie ein Fallschirm ü ber mir zusammenfiel. Best ü rzt aufheulend riss ich daran, aber mit den Steinen in der Hand schlug ich mir nur gegen die Stirn. In einer kleinen, klarsichtigen Ecke meines Hirns dachte ich » Das ist doch so was von ungerecht! « und: » Du wirst der erste Mensch in der Geschichte sein, der im Busch mitten in einer Gro ß stadt stirbt, du armer, trauriger Depp. « Der Rest war eisiger Horror.
Und als ich elendiglich jammernd weiterflitzte, ging es pl ö tzlich wieder um eine Kurve, und ich musste mit einem weiteren kleinen, ungl ä ubigen Klagelaut feststellen, dass der Pfad hier j ä h endete. Vor mir befand sich nichts als meterhohes, undurchdringliches Dickicht. Verbl ü fft und entsetzt schaute ich mich um. In meiner Panik - und garantiert, w ä hrend ich mir die Spinnweben mit Hilfe zweier Granitbrocken von der Braue gekratzt hatte - war ich falsch abgebogen. Jedenfalls ging es hier weder vorw ä rts noch zur ü ck, beziehungsweise zur ü ck nur ü ber einen schmalen Pfad zu zwei hassspr ü henden H ö llenhunden. Doch da erblickte ich zu meiner unb ä ndigen Freude vor mir oben auf einem H ü gel von vielleicht sechs Metern H ö he eine W ä schespinne. Da wohnte jemand! Ich hatte den Rand des Waldes erreicht, wenn auch aus einer unkonventionellen Richtung. Einerlei! Da oben war die zivilisierte Welt. Da oben war Sicherheit. So rasch mich meine feisten, kleinen Stampfer trugen - nun waren die Hunde sehr nah -. kraxelte ich hoch, blieb an Dornen h ä ngen, atmete Spinnweben ein, strengte mich jedoch mit jeder Faser meines Wesens an, keine Schlagzeile zu werden, die da lautete: » Polizist findet Rumpf eines Schriftstellers. Kopf wird noch vermisst. «
Auf dem H ü gel stand eine knapp zwei Meter hohe Ziegelsteinmauer. Mit einem ausgedehnten Ä chzen hievte ich mich darauf und lie ß mich auf der anderen Seite wieder hinunterplumpsen. Der Szenenwechsel war total, die Erleichterung k ö stlich. Die Welt hatte mich wieder, ich war in jemandes hei ß geliebtem Garten. Ich sah eine alte Schaukel, die offenbar seit Jahren nicht mehr benutzt wurde, Blumenbeete und einen Rasen, der zu einer Terrasse f ü hrte, das Ganze auf drei Seiten von einer Backsteinmauer und auf der vierten Seite von einem behaglichen Heim eingeschlossen, was
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