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Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
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der St ö r ausgeweidet und Kaviar daraus wird. Man gebe den Leuten aber eine weinrebenumrankte Aussicht, und sie meinen, sie h ä tten den Garten Eden gefunden. Trotzdem - das Barossa Valley ist wundersch ö n, besonders nach zwei Tagen auf dem endlosen, einsamen Sturt Highway.
    Ich ü bernachtete in Tanunda, einem h ü bschen St ä dtchen, gro ß enteils entlang einer einzigen, sehr langen Stra ß e erbaut und reizend im Schatten ü ppig gr ü ner B ä ume gelegen. Ich hatte ja bef ü rchtet, dass man ihm seine Beliebtheit bei Touristen und seine deutschen Urspr ü nge anmerken w ü rde, doch au ß er mit ein, zwei Restaurants, die » Haus « im Namen trugen, und hier und dort dem Wort » Wurst « in Schaufenstern versuchte man Gott sei Dank kaum, dieses Erbe auszuschlachten. Es war der Vorabend des Australia Day, des gro ß en Nationalfeiertags, und Tanunda wimmelte von Kurzurlaubern.
    Nach einigen M ü hen fand ich ein Zimmer und machte vor dem Abendessen einen Spaziergang zur Hauptstra ß e. Dort wollten offenbar auch alle anderen Touristen wie ich jene Stunde zwischen dem Schlie ß en der Gesch ä fte und dem Moment totschlagen, in dem man anst ä ndigerweise mit dem Trinken anfangen konnte. Gl ü cklich, zur ü ck in der Zivilisation zu sein, wandelte ich unter ihnen. Endlich konnte ich Gespr ä che belauschen, die nicht von Desinfektionsb ä dern f ü r Schafe, st ö rrischen Landmaschinen, neuen Brunnen oder Landrodungen handelten. Aus den Unterhaltungen hier ging eindeutig hervor, dass ich in Yuppieville gelandet war. Die meisten Passanten besch ä ftigten sich mit dem interessanten b ü rgerlichen Zeitvertreib, alle die Dinge in den Schaufenstern zu identifizieren, die wie Besitzt ü mer von Leuten aussahen, die sie kannten. Wo immer ich verweilte, h ö rte ich: » Ach, schau, genauso eine Sch ü ssel hat Sarah. « Oder » Deine Mutter hatte mal so ein Teeservice wie das da. Was wohl daraus geworden ist? Meinst du, sie hat es Samantha geschenkt? « Einige Paare trugen eine etwas kiebigere Variante dieses Spiels aus; es fielen Nachbemerkungen wie » Nein, das, was du zerbrochen hast, war viel sch ö ner « . Und » Herrgott noch mal. wie viele Perlenohrringe brauchst du denn? « Und » Also, wenn sie es Samantha geschenkt hat, dann bin ich, ehrlich gesagt, stinksauer. Weil sie es mir versprochen hat. Du musst mal mit ihr reden « . Diese Leute waren wahrscheinlich am weitesten gefahren, um hierher zu kommen, und brauchten am dringendsten was zu trinken. Oder sie waren einfach nur Arschl ö cher.
    Tanunda gefiel mir, und ich verbrachte einen sehr angenehmen Abend dort, doch da sich absolut nichts Außergewöhnliches oder Mitteilenswertes ereignete, erzähle ich Ihnen lieber eine kleine Geschichte, die mir eine wahnsinnig nette Frau erzählt hat.
    Catherine Veitch war meine älteste Freundin in Australien, in beiderlei Sinn; alt und meine erste Freundin dort. Sie hätte meine Mutter sein können. Ich lernte sie 1992 beim Melbourne Writers' Festival kennen. Wie und warum, weiß ich nicht mehr genau. Nach einer Lesung ist sie zu mir gekommen, entweder weil sie mich wegen eines Fehlers korrigieren wollte, den ich in einem meiner Bücher gemacht hatte - sie legte nämlich größten Wert auf wissenschaftliche Genauigkeit und war unduldsam gegenüber Schlampigkeit -, oder um mich über einen Aspekt des Lebens in Australien aufzuklären, zu dem ich unbesonnenerweise in der Frage- und Antwortstunde etwas gesagt hatte. Jedenfalls tranken wir zum Schluss einen Tee in der Cafeteria, und am nächsten Tag schon saß ich in der Straßenbahn zu ihrem Haus in St. Kilda, wo ich beim Mittagessen einen Großteil ihrer Familie kennen lernte. Ihre Kinder, von denen sie eine erhebliche, aber nicht genau zu bestimmende Anzahl ihr Eigen nannte, waren alle erwachsen und wohnten woanders, aber die meisten kamen irgendwann im Laufe des Nachmittags vorbei, um ein Werkzeug zu borgen oder nach Nachrichten zu fragen oder den Kühlschrank zu plündern. In einer solchen Familie wäre ich immer gern aufgewachsen - laut und fröhlich, locker und angenehm chaotisch. Ich mochte Catherine sehr. Sie war nett und witzig und nachdenklich und direkt.
    Wir wurden dicke Freunde - wenn unsere Freundschaft auch fast ausschließlich auf unsere Korrespondenz gegründet war. Catherine kam nie in die Vereinigten Staaten und ich, wenn ich Glück hatte, nur einmal im Jahr nach Australien, und dann nicht immer nach Melbourne. Doch drei-, viermal im Jahr

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