Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Frühstück mit Kängurus

Titel: Frühstück mit Kängurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill - Bryson
Vom Netzwerk:
nen Weite, aus der man niemals herausfindet; in Adelaide ist man ohne jeden Zweifel in einer Gro ß stadt, hat aber angenehmerweise die M ö glichkeit, ab und an hinauszutreten und ein wenig frische Luft in einer ausgedehnten Gr ü nanlage zu schnappen. Und das ist der entscheidende Unterschied. Die Stadt wurde als zwei verschiedene H ä lften angelegt, die einander, mit der gr ü nen Ebene des Torrens River dazwischen, gegen ü ber liegen und jeweils ringsum von Parks umgeben sind. Auf einem Stadtplan bildet Adelaide eine gro ß e, dicke, etwas unregelm äß ige Acht, die Parks bilden die Ziffer, die beiden H ä lften der Innenstadt f ü llen die L ö cher aus. Es sieht wunderbar aus.
    Ich steuerte kein besonderes Ziel an, doch als ich am n ä chsten Morgen, von Tanunda kommend, durch NordAdelaide fuhr, das h ü bsche, wohlhabende Gebiet innerhalb der oberen H ä lfte der Acht, ersp ä hte ich ein nettes Hotel und trat scharf auf die Bremse. Ich war in der O'Connell Street, in einem Viertel mit gut erhaltenen alten Geb ä uden und jeder Menge schicker Restaurants, Kneipen und Cafes. Nach Canberra wollte ich um keinen Preis ein solches St ü ck paradiesischer Urbanit ä t verpassen. Ich nahm also ein Zimmer und ging gleich wieder nach drau ß en.
    Adelaide wird von den wichtigsten St ä dten Australiens am meisten ü bersehen. Man kann wochenlang im Lande sein und k ä me niemals auf den Gedanken, dass es existiert, denn es kommt selten in die Nachrichten oder wird in Gespr ä chen erw ä hnt. Es ist f ü r Australien das, was Australien f ü r die Welt ist - es hat einen guten Ruf, ist aber weit weg und selten pr ä sent. Dabei ist es fraglos eine wunderh ü bsche Stadt. Da stimmen alle ü berein, auch Millionen, die nie dort gewesen sind.
    Ich war ebenfalls erst einmal, und zwar auf einer Lesereise ein paar Monate zuvor, dort gewesen. Da hatte ich den Eindruck ä u ß erlicher Sch ö nheit, verbunden mit einer eigenartig lustvollen Untergangsstimmung gewonnen. Sagte man zu irgendjemandem in Adelaide, wie sch ö n die Stadt sei, erz ä hlte er einem sofort mit eifrig feierlichem Ernst: » Ja, aber Sie m ü ssen wissen, es geht alles den Bach hinunter. «
    » Wirklich? « , erwiderte man mit h ö flicher Anteilnahme.
    » O ja « , vertraute einem der Informant, ingrimmig und zufrieden nickend an. Wenn man gro ß es Gl ü ck hatte, erz ä hlte er einem dann alles ü ber den Zusammenbruch der Bank of South Australia, Resultat eines fahrl ä ssigen Umgangs mit Geld, der bis zu seinem bitteren Ende Jahre brauchte und zum Erz ä hlen noch einmal so lange.
    Offenbar ist Adelaides Problem geografischer Natur. Die Stadt befindet sich am falschen Ende des zivilisierten Australien, weit weg von den wichtigen asiatischen M ä rkten, und hat vor ihrer Schwelle nichts als eine Menge - Nichts. Gen Norden und Westen erstrecken sich mehr als eine Million Quadratmeilen sengend hei ß er W ü ste, gen S ü den nichts als offenes Meer bis hinunter zur Antarktis. Nur gen Osten gibt es St ä dte, doch selbst Melbourne ist vierhundertundf ü nfzig Meilen entfernt und Sydney fast eintausend. Warum sollte jemand eine Fabrik in Adelaide bauen, wenn die M ä rkte so weit entfernt sind? Eine vern ü nftige Frage, doch in gewisser Weise obsolet durch die Erw ä gung, dass Perm auf seinem einsamen Au ß enposten am Indischen Ozean sogar noch weiter ab liegt (eintausendundsiebenhundert Meilen), jedoch eine viel dynamischere Wirtschaft hat.
    Dem fl ü chtigen Betrachter scheint Adelaide freilich ebenso zu prosperieren wie die anderen gro ß en St ä dte Australiens, vielleicht sogar noch mehr. Die Haupteinkaufsgegend ist sch ö ner und mindestens ebenso gut besucht wie ihre Pendants in Sydney oder Melbourne, und die Kneipen, Restaurants und Cafes wirken so voll und munter, wie man es sich als Besitzer nur w ü nschen kann. Es hat au ß ergew ö hnlich viele viktorianische Geb ä ude, in H ü lle und F ü lle Parks und attraktive Pl ä tze und ü berall kleine Blickf ä nge wie hier einen kunstvollen Laternenpfahl, dort einen Steinl ö wen. Das alles verleiht ihm einen Hauch Schick und respektheischender Altehrw ü rdigkeit, auf die Sydney und Melbourne allzu oft um des Glitzers und Glamours von Wolkenkratzern verzichtet haben. Adelaide hat eine Atmosph ä re wie ein Herrenclub - behaglich, altmodisch, ruhig und vornehm, nachmittags ein wenig d ö sig und an ein anderes Zeitalter gemahnend.
    Als ich h ü gelabw ä rts an Pennington Gardens, einem

Weitere Kostenlose Bücher