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Fruehstueck mit Proust

Fruehstueck mit Proust

Titel: Fruehstueck mit Proust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frédérique Deghelt
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und ich war nun auch in der Lage, allein in unser Haus zurückzukehren, das meine Höhle geworden war, und mir eine Suppe zu kochen wie ein alter Seemann auf seinem Schiff. Die Frau, die mir im Haushalt hilft, ist nie gleichzeitig mit mir hier. Sie richtet alles her, bevor ich komme. Wenn ich in der Mittagszeit unterwegs bin, erledigt sie das Nötigste. Außer meinen Töchtern war seit Francescas Tod keine Frau mehr in diesem Haus. Mein Essen koche ich mir selbst.«
    Ich spüre, dass ihn diese Leistung mit mehr Stolz erfüllt als sein Erfolg als Verleger, der sich wie von selbst einstellte und ihm nie so viel Mühe abverlangte. Wie gut verstehe ich ihn, ich habe damals auch Jeans Garten an mich gerissen und mir mein Paradies darin geschaffen! Meine Seele kann nachempfinden, was er an diesen mir sehr vertrauten Pflichten fand.
    Dennoch hat Albert mir erlaubt, ihm in der Küche zu helfen. Gemeinsam haben wir das Abendessen zubereitet und sind uns dadurch noch näher gekommen. Ich habe Jean immer versorgt, wie es für die Frauen meiner Generation üblich war, ich habe es noch nie erlebt, dassneben mir ein Mann die Zwiebeln hackt, während ich die Tomaten kleinschneide. »Für heute Abend haben Sie genug geweint, Jeanne«, und er nahm mir den Schnittlauch ab. Es war nicht sehr kalt, aber wir haben ein Feuer im Kamin angezündet, damit wir den tanzenden Flammen zusehen können, und ich denke an Jade. Ich frage mich, was sie sagen würde, wenn sie mich so sehen könnte, den Kopf an Alberts Schulter gelehnt, wie herrlich, die nackten Füße an den seinen unter der flauschigen Fleecedecke, die er über unsere Beine gebreitet hat. Zwei alte Menschen, verliebt und glücklich, dass sie es sind, die ihre Herzen aneinanderlehnen mit der Zärtlichkeit von Wundergeheilten, aufgehoben in einer ungeahnten Fügung.
    Und da sind noch andere Gefühle, Wünsche und Leidenschaften, die zu vergessen ich noch nicht alt genug bin, aber auch nicht mehr jung genug, um mir einzugestehen, dass sie wieder zu meinem Leben gehören könnten. In der Liebe mehr noch als in anderen Dingen ist das Schweigen dem ausgesprochenen Wort vorzuziehen. Ich genieße den Augenblick, erfreue mich an der Stille und verbanne die Zeit.

 
    S ie hatten eben heiße
nan
gegessen und dazu Rajivs indischen Gewürztee getrunken. Ohne das Geheimnis seines Rezepts zu kennen, nannte Jade ihn einen Zaubertrank. Sie sah ihn an. Er trank in kleinen Schlucken, während sie die langsame Bewegung seines Adamsapfels beobachtete. Er trug ein weites weißes Hemd und eine schwarze Hose. Mit seinen feuchten Haaren und der indischen Aufmachung sah er aus wie ein Prinz. Sie dachte, dass er schön war und dass sie ihn begehrte. Einen Moment lang streifte sein Blick das Klavier, und Jade glaubte einen Schatten über sein Gesicht gleiten zu sehen. Er stellte seine Tasse mit einer entschlossenen Geste ab und setzte sich an das Instrument. Eine kleine Weile blieb er mit den Händen auf den Knien und gesenktem Kopf sitzen, dann stiegen Töne aus der Stille auf. Es war immer aufs Neue eine Entdeckung, obwohl Jade die feinen Berührungen seiner Hände kannte und obwohl sie ihn schon hatte spielen hören. Sie schloss die Augen, um Rajivs scheinbar fliegenden Fingern besser lauschen zu können. Er streifte die Tasten oder schlug Akkorde, die nie schwer wirkten, nur kräftig. Jade hatte diese Stücke schon manches Mal gehört, doch sie hatte das Gefühl, dass er sie zum ersten Mal mit solcher Emphase spielte. Debussy, Ravel, die
Goyescas
, nie zuvor hatte sie eine linke Hand so bewusst wahrgenommen, ohne dass sie die rechte übertönte. Er spielte ziemlich schnell, doch jede Note grenzte sich klar von der folgenden ab. Fingerfertigkeitvoller Gefühl. Es ist, als ob er mehrere Töne in einer Note spielt, dachte sie, ohne es recht zu begreifen. Oder mehrere Menschen in einem Körper. Jade war begeistert, überwältigt … sofern es in ihr überhaupt noch etwas zu überwältigen gab. Und je länger sie ihm zuhörte, desto klarer wurde ihr, dass Rajiv ein großer Pianist geworden wäre. Dass er diese Laufbahn zugunsten seiner Forschung aufgegeben hatte, zeigte, dass er, selbst im Wünschen, eine geradezu maßlose Kraft zur Entscheidung besaß. Sie hoffte für ihn, dass er sich nicht die Flügel gestutzt hatte und sein Leben nicht eines Tages als verpfuscht betrachten würde, sondern als das Leben eines Menschen, der eine Wahl getroffen hatte. Als er aufhörte und sich zu ihr umdrehte, war in seinen

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