Frühstück um sechs
Im Ernst: Warum willst du nicht auch ein Baby haben?«
Zu meiner Überraschung sagte
sie nachdenklich: »Na, vielleicht kommt das bald. Ich will erst mal deine Symptome
beobachten, und wenn sie nicht zu abschreckend sind, werde ich mich vielleicht
für ein Kind entscheiden.«
So trocken über Mutterfreuden
zu reden mag merkwürdig erscheinen, doch sie meinte das ganz ernst. Einige
Wochen später teilte sie mir das Ergebnis ihrer Beobachtungen mit. »So schlimm
ist es wirklich nicht, denn du machst ja einen ganz normalen Eindruck. Gewiß
siehst du ein bißchen — na, sagen wir, ein bißchen drall aus, aber davon
abgesehen, würde dir eigentlich keiner das süße Geheimnis anmerken.«
Im März, als es kein Geheimnis
mehr sein konnte, freute ich mich über die freundliche Anteilnahme, mit der
alle Leute meine frohe Botschaft begrüßten.
»Das ist ja sehr schön, meine
Liebe«, sagte Mrs. Archer. »Ohne ein Kindchen oder zwei hat das Leben wenig
Inhalt, und Sie sind die rechte Mutter, um sich an Kindern zu erfreuen.«
»Meine liebe Mrs. Russell, Sie
glauben ja gar nicht, wie aufgeregt ich bin«, sagte Mrs. Jolson. »Sie sind eine
vorbildliche Mutter, das habe ich schon immer gesagt, als ich Sie mit Elizabeth
umgehen sah. Sie werden bestimmt hübsche Kinder bekommen, und wie stolz wird
Ihr Mann sein!«
Und Miss Adams sagte: »Braves
Mädchen! Paul kommt sich ja schon sehr wichtig vor. An einem Baby werden Sie
sehr viel Freude erleben.«
Was Mrs. Grant bemerkte, wurde
mir nicht wiederholt. Mrs. Millar erkundigte sich sehr nett nach mir, sie
sprach allerdings die Hoffnung aus, daß meine literarischen Pläne nicht unter
den Pflichten und Nöten einer jungen Mutter zu kurz kommen würden. Da meine
schriftstellerischen Leistungen bisher nur in >Belinda< und ein paar
Kurzgeschichten verkörpert waren, befürchtete ich kaum einen großen Verlust für
die Weltliteratur.
In den heißen Monaten blieb ich
mehr als sonst im Hause, und im Februar beschäftigte ich mich mit dem Einkochen
von Gelee und Früchten. Das schien Paul zu gefallen. Ich sagte ihm aber nicht,
daß ich es viel reizloser und weit anstrengender fand als kriminelle Taten.
Ende Februar nahm er sich eine
Woche frei — die erste seit unseren Flitterwochen — und fuhr mich in die Stadt,
wo ich beim Rundfunk weitere Fortsetzungen von >Belinda< sprechen sollte.
Anscheinend verschlangen die >Durchschnittshörer< diese Geschichten
förmlich. Einer hatte an Miss Graham geschrieben, sie seien >genau das richtige
für einen arbeitsmüden Menschen, der kaum noch Lust zum Nachdenken hat<.
Ohne viel Federlesens sprach
ich diesmal sechs Fortsetzungen und brachte Miss Graham langsam bei, daß es
besser sei, die nächste Serie im Juni von jemand anders besprechen zu lassen;
denn mir war der Gedanke unerträglich, in meinem dann noch auffallenderen
>Zustand< — von dem Larry so oft sprach, daß ich fast tobte — in dem
Glaskäfig auf dem Präsentierteller zu sitzen.
Ende März — es war Julians
letzte Woche vor der Abreise — rief Larry in höchster Alarmstimmung an. »Susan,
rate mal, was passiert ist!«
Diese Einleitung war mir
bestens bekannt, sie klang so sehr nach den >vergangenen Tagen<, daß ich
ängstlich gespannt auf die weiteren Eröffnungen wartete.
»Onkel Richard kommt her! Heute
nachmittag mit dem Wagen. Sag doch etwas, Susan! — Ja, gewiß, ich bin entzückt,
den braven Alten wiederzusehen, aber... Na, du weißt ja ganz gut, was mich
bedrückt: der verflixte Anhänger, den er mir zu Weihnachten geschenkt hat.«
»Nun, ein bißchen peinlich ist
das schon, aber du hattest doch damals gesagt...«
»Ach, Susan, du willst mich
ärgern! Mich zu erinnern, was ich früher gesagt habe! Selbstverständlich habe
ich nicht im Traum daran gedacht, daß er einmal zu uns auf die Farm kommen
könnte.«
»Vielleicht hat er’s schon
vergessen?«
»Zu seinen unerfreulichen
Eigenschaften gehört, daß er nie vergißt, was er einem geschenkt hat.«
»Ich denke, du könntest ihm
sagen, das Ding sei zur Reparatur beim Juwelier.«
»Dann denkt er, ich hätte es so
schlecht behandelt, daß es gleich kaputtging. Außerdem würde er es unbedingt
selbst abholen und die Reparatur bezahlen wollen. Er ist ja so gründlich! Nein
— ich wollte ihm eigentlich sagen, ich hätte es dir geliehen, das wäre ja ganz
einfach. Bist doch gewiß einverstanden?«
»Nein, absolut nicht! Ich weiß,
wie die Dinge verlaufen, wenn du behauptest, alles sei ganz einfach. Im Nu
sitzt
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