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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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streichen
sollen.
    Gegen
12 Uhr hatte ich großen Hunger, doch ich beschloß, aufs Mittagessen zu
verzichten, wenigstens vorläufig. Es wäre sonst deutlich zu erkennen gewesen,
wo ich aufgehört hatte, falls ich die Arbeit für eine Weile unterbrach. Es ging
gegen zwei, als ich merkte, daß nur noch bedenklich wenig Farbe im Kanister
war. Da es der einzige war, den ich in der Stadt auftreiben konnte, und ich
bestimmt den gleichen Farbton nicht mehr bekam, malte ich nun langsam und
bedächtig. So vertieft, daß ich ganz überrascht war, als ich entdeckte, wie
wenig noch zu malen übrigblieb, nur ein kleines Stück um das Bett herum. Unter
dem Fenster und in der Nähe der Tür glänzte der Fußboden schön wie ein
hellgrüner See, aber ein sehr nasser.
    Ich
kletterte aufs Bett, und es gelang mir, indem ich mich, sozusagen nur an den
Zehen hängend, gefährlich weit über den Rand beugte, die Fläche unter dem Bett
rundherum zu streichen. Und erst, als ich den allerletzten Rest Farbe
verbraucht hatte, überlegte ich, wie ich nun herauskommen sollte. Über den
klebrigen Boden gehen wollte ich nicht, besonders weil keine Farbe mehr da war,
um Schäden auszubessern. Mein Hunger rang mit dem Stolz auf mein Werk. Ich
beschloß, im Bett zu bleiben. Wollte versuchen, ein wenig zu schlafen, dann
verging die Zeit schneller.
    Endlich
schlief ich auch ein, und gleich träumte mir, es ginge jemand über die Veranda.
Unsinn! Das konnte nur eine Erinnerung an den gestrigen Überraschungsbesuch
sein. Ich kicherte, als ich an Pauls Gesicht dachte. Wie komisch hatte er mich
angeglotzt durch das Loch, das er mit dem Kopf in die Tapete gemacht hatte. Und
die Nase! Der Gedanke an die Nase muß mich aufgeweckt haben. Es ging wirklich
jemand auf der Veranda!
    Ich
hörte einen Mann, der anscheinend mit sich selbst sprach: »Es muß jemand
dasein, das Radio ist doch im Gange.«
    Mich
hatte der Lärm des elenden Apparats so abgestumpft, daß ich schließlich gar
nicht mehr daran dachte, ob er lief oder nicht. Aber die Stimme draußen kam mir
bekannt vor. Wo hatte ich diese energische, knappe Stimme schon gehört? Jetzt
sprach der Mann lauter, wie mir schien, zu jemand im Hintergrund. »Es antwortet
keiner, liebes Kind. Ich muß mal an die Hintertür gehen, das ist ja hier so
üblich.«
    Der
Colonel! Kein anderer Mensch als der Panjandrum hätte so geringschätzig von
einer Hintertür sprechen können.
    Was
sollte ich tun? Wenn er ums Haus ging, mußte er an meinem Fenster vorbei. Es
hatte eine hohe Brüstung, doch der Colonel war ja nicht klein. Selbst der
feinste und höchste Herr würde wahrscheinlich einen Blick durch die Scheiben
werfen und sah dann eine sehr schmutzige Frau auf einem ungemachten Bett
liegen! Rasch beugte ich mich über die Kante und betastete den Fußboden. Noch
so naß wie vorher! Eine sehr langsam trocknende Farbe. Aber für keinen Colonel
der Welt hätte ich meinen schönen Anstrich verdorben. Am besten, wenn ich mich
jetzt gleich meldete.
    Gerade
wollte ich das tun, da kam sein Kopf am Fenster vorbei. Ein echter Pukka Sahib!
Mit >Augen rechts<, vom Fenster abgewandt, ging er dahin.
    Ich
blökte schwächlich: »Colonel Gerard, sind Sie es?«
    Die
Schritte hörten auf. Er schaute noch nicht herein, trotz meiner jammernden
Töne. Ich packte den Stier bei den Hörnern: »Würden Sie bitte ans Fenster
kommen?« fragte ich. »Ich kann nicht aus dem Zimmer heraus; helfen Sie mir
bitte!«
    In
seinem Gesicht, als es endlich am Fenster erschien, rang die Galanterie eines
Ritters der alten Zeit mit der aus guter Erziehung geborenen Reserve eines
modernen britischen Offiziers, der sich nicht gestattet, ins Fenster —
offensichtlich das Schlafzimmerfenster — einer Dame zu blicken. Er lüftete den
Hut zum exakt abgezirkelten Gruß. »Guten Tag, Mrs. Russell. Ich muß um
Entschuldigung bitten, daß ich...«
    »Oh,
durchaus nicht. Entschuldigen müßte ich mich. Aber — ich habe nämlich den
Fußboden gestrichen — finden Sie ihn nicht hübsch? — und da war ich so
begeistert, daß ich immerzu weitermalte.« Und ich stammelte immerzu weiter
zusammenhangloses Zeug, was ich sehr wohl merkte, aber einfach nicht lassen
konnte. Seine starre Höflichkeit hatte mich völlig verwirrt. »Und die Farbe
wurde mir knapp, und ich habe keine mehr davon, und zuletzt merkte ich erst,
daß ich mich direkt ins Bett eingemalt hatte. Und nun kann ich nicht ‘raus.«
    »Sehr
peinlich, ja. Ist außer Ihnen niemand im Hause?«
    »Ach
nein. Paul hat

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