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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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hereingesegelt kam, als Paul sehr geschickt,
wenn auch sehr mürrisch, einen Streifen Tapete festmachte! Sie schwirrte dicht
vor ihm, gewiß um zu sehen, was ihre Vorgängerin mit seiner Nase fertiggekriegt
hatte.
    Er
stieß einen gellenden Schrei aus, ließ die Tapete los, tat in der Verzweiflung
einen Schritt rückwärts und krachte längelang zu Boden. Langsam und elegant
schwebte das Papier von der Decke herab und umhüllte ihn. Die Wespe summte,
hörbar kichernd, aus dem Fenster.
    Paul
richtete sich zornig mit einem Ruck auf. Bei dieser unbedachten Bewegung stieß
sein Kopf durch die Tapete, und nun saß er da mit zornfunkelnden Augen und der
dicken Wespenstichnase! —Im selben Augenblick hörte ich Klopfen an der Haustür.
    »Jemand
zu Hause?«
    Ich
wollte antworten, konnte aber vor Lachen nicht. Paul reckte sich steif hoch und
versuchte aufzustehen, doch in dem Moment kam eine andere Wespe — vielleicht
war es auch die vorige — durchs offene Fenster, um fröhlich Umschau zu halten!
Paul duckte sich, wobei er die Tapete wie ein Leichentuch um sich wickelte. Die
Wespe aber, völlig unbekümmert, stach mich ins Handgelenk und schwirrte ab. Die
Tür ging auf, eine herzhafte Stimme sagte jovial: »Kam mir doch so vor, als ob
hier allerlei Fez gemacht wird. Ist ja klar, daß Neuvermählte munter Unfug
treiben. — Oh, großer Gott...«
    Ich
konnte dem Fremden diesen Ausruf nicht übelnehmen, aber Paul meinte hinterher,
ein Mann, der in amtlicher Eigenschaft käme, müsse wissen, wie weit er in
seinen Äußerungen gehen dürfe. Bis wir beide uns wieder gefaßt hatten, war es
Paul gelungen, sich aus seiner Verwicklung zu lösen und einen Teil des
Kleisters aus den Augen zu wischen. Dann schloß er das Fenster mit einem Knall
und stellte mir den Besucher vor. Es war der auch für diese Siedlung zuständige
Inspektor von der >Rehab<. Mir gefiel er ebenso wie den ehemaligen
Soldaten, bei denen er beliebt war. Natürlich behaupten die, er sei kein
Fachmann. Was könne der schon von der Schafzucht verstehen, wenn er einmal im
Leben in seinen Ferien aufs Land gefahren war und in einem Kuhstall ein bißchen geholfen hatte! Aber ich habe schon gemerkt, daß die
Farmer über Beamte immer so reden.
    »Und
der Himmel mag wissen«, sagte Paul, »was der sich dachte, als er mich hier im
schönsten Sonnenwetter beim Tapezieren sah anstatt bei der Arbeit draußen.«
     
    Das
war >so echt Mann<, wie Larry sagen würde — die Frau hoffnungslos ins Unrecht
setzen.
    Sie
fuhren zusammen ins Gelände, und ich tapezierte den Rest der Decke allem,
während mir die Wespen um den Kopf summten. Ich ertrug das aber tapfer in dem
schmeichelhaften Bewußtsein, wieviel tapferer als die Männer wir Frauen in
mancher Hinsicht sind.
    Am
nächsten Morgen wünschte Paul sein Mittagessen mit nach draußen zu nehmen. Ich
schnitt ihm die Brote ebenso freudig, wie er sie in Empfang nahm. Solche
Stunden muß es selbst in der glücklichsten Ehe geben, und ich darf nebenbei
erwähnen, daß es auf unserer Farm bis zum Grenzzaun eine ganz tüchtige Strecke
Weges ist.
    In
der Gewißheit, einen langen friedlichen Tag vor mir zu haben, fand ich es
angebracht, zunächst einen Fußboden zu streichen. Da wir uns Teppiche für alle
Zimmer nicht leisten konnten, hatte ich beschlossen, mehrere Fußböden selbst zu
streichen und nur Matten zu legen. Für das noch unbenutzte Zimmer hatte ich
schöne hellgrüne Farbe gekauft, die gut zur Tapete paßte, und freute mich schon
auf die Malerei. Ein Fußboden war ja so angenehm niedrig nach dem
Deckentapezieren.
    Schon
ganz früh schrubbte ich den Raum aus, und sobald er trocken war, ergriff ich
den Pinsel. Die Farbe kostete viel Geld, also war ich grimmig entschlossen, zu
zeigen, was ich konnte, wenn man mich allein ließ.
    Ich
stellte das Radio an, um mir die Zeit zu verkürzen. Da die Farbe zähflüssig
war, hieß es gut aufpassen. Beharrlich malend, war ich ganz hingerissen von der
hübschen Wirkung. Das Telefon klingelte ungeduldig, doch ich ließ es bimmeln,
denn ich hätte sonst über das frisch Gestrichene gehen müssen. Sicher war es
bloß Larry, und die konnte ich ja anläuten, wenn ich fertig war.
    Das
Rundfunkprogramm wurde recht kümmerlich, und ich hätte es gern abgeschaltet,
aber der Apparat stand nebenan, und von der Tür trennte mich eine Fläche
feuchter Farbe. Also mußte ich es weiter erdulden. Freilich ließ sich der
Gedanke nicht ganz abweisen, daß ich den Durchgang erst zuletzt hätte

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