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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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sie sähen
alle gleich aus, barer Unsinn ist. Damit will ich nicht sagen, daß sie
äußerlich sehr verschieden sind — jedenfalls für mein Auge sind sie das nicht —,
sondern daß es bei ihnen schlechte und nachlässige, kluge und vollkommen
verrückte Mütter gibt. Die guten nehmen ihre Lämmer ganz prächtig in Schutz,
schubsen sie in hohle Baumstümpfe und hinter liegende Stämme und riskieren
sogar, in rührend unbeholfener Weise, einen Kampf mit den Hunden.
    Ich machte keinen Versuch, die
jungen Mutterschafe überall auszusondern, denn das war ein großes Stück Arbeit,
dem Paul sich zweimal täglich intensiv widmen mußte. Die Tiere brachten ihre
Lämmer überall zur Welt, mit Vorliebe an Abhängen; die gleichgültigen ließen
sie da hinunterrollen oder liefen einfach fort, ohne sich um sie zu kümmern.
Andere weigerten sich, ihre Jungen zu nähren. Wir sperrten meistens ein paar in
die Pferche auf dem Hof, wo wir sie zwingen konnten, ihre Mutterpflichten zu
erfüllen. Übrigens gehörte es auch zu meinen Pflichten, aufzupassen, daß die
mageren Lämmchen täglich ihr Quantum Milch bekamen.
    »Ja, das ist eine ganz
verflixte Aufgabe«, bestätigte mir Larry am Telefon. »Es ist schon zwölf Uhr,
eben bin ich erst in die Wohnung gekommen und habe noch keinen Handgriff von
meiner Hausarbeit getan. Der Herd ist voll Asche, die Aschenbecher quellen über
von Zigarettenstummeln, und ich wette, es kommt Besuch, ehe ich aufräumen kann. Jetzt muß ich erst mal drei Lämmer füttern, die ein Geschrei machen, daß das Haus
wackelt, und muß dann zu so einem Biest gehen, das wir eingesperrt haben, weil
es sich um seine Zwillinge nicht kümmern wollte. Weshalb haben wir bloß Farmer
geheiratet, Susan?«
    »Dir hätte es in der Stadt
sicher gefallen. Möchte dich mal in einer Vorstadtvilla sehen, wenn du jeden
Morgen mit einer Flasche Milch von der Molkerei kommst und dich am Staket
gemütlich mit deiner Nachbarin unterhältst. Oder wenn du den Kinderwagen in die
Stadt schiebst und mit Paketen beladen zurückkommst.«
    »Nicht mit dem Kinderwagen, meine
Liebe. Da sympathisiere ich mit den jungen Schafen, bin empört, daß man ihnen
schon die Mutterschaft zumutet. Aber mal abgesehen von Babys und so, schön wäre
es ja, ein hübsches, sauberes Haus und einen hübschen, gepflegten Mann zu haben
und einen Wagen, der wirklich läuft, ohne so zu zittern, daß man denkt, er
zerfällt gleich in Stücke. — Holla, da kommt einer angefahren, der richtige
Typ! — Na, was habe ich gesagt! Oh, Gott sei Dank ist es nur Julian. Na, der
kann wenigstens die Lämmer füttern.«
    »Ist Anne mit im Wagen?«
    »Was für eine häßliche
Gesinnung du hast! Also, sie ist nicht mit. Oh, Susan, du mußt mir schnell, ehe
er ‘reinkommt, noch etwas erklären. Hast doch eine gute Schulbildung gehabt,
anders als ich.
    Julian wird nämlich über Bücher
und dergleichen reden wollen, das ist für mich so anstrengend, weil ich diese
modernen Schriftsteller gar nicht verstehe. Er schwärmt ganz mächtig für
gewisse Yeats. Was sind das für Dinger, weißt du’s?«
    Ich erklärte ihr, daß Julian
von dem Dichter Yeats spräche, das Wort also kein Plural sei. Worauf sie
meinte, der Mann käme ihr in seinen Schriften so kleinmütig vor. »Aber ein
Glück, daß ich wenigstens dich habe, um nach so was zu fragen. Ich habe das
schon bei Sam probiert, doch der ist darin niederträchtig: Er sagte, für mich
sei nur wichtig, zu wissen, daß es glänzende Sensationsromane von Alice Meynell
gibt. Darüber kommt Julian einfach nicht hinweg. Sam hat sich königlich
amüsiert, aber mir wäre es lieber, wenn die Leute mir nicht unbedingt Verstand
z utrauen wollten, den ich doch
gar nicht habe. Wiedersehen, Susan!«
    Paul lachte tüchtig, als ich
ihm ihre Frage: »Was sind Yeats?« wiedergab. Und ich war sehr froh, wieder zu
merken, daß wir beide fast ausnahmslos dieselben Bücher und ganz ohne Ausnahme
dieselben Witze gern hatten.
    Einmal hatte ich ihm gesagt, es
wäre doch furchtbar für ihn gewesen, wenn ich die Romane von Elinor Glyn
besonders liebte, aber da meinte er, ich stände in dem Falle vor ihm noch groß
da, denn er sei über Edgar Wallace nicht hinausgekommen. Nach lebhaftem Hin und
Her meinten wir dann beide, unser Geschmack sei immerhin nicht der
schlechteste.
     
    Trotz allem Geknurr und unserer
schweren Arbeit hatten wir doch an den Theaterproben viel Spaß. Wir begannen
damit pünktlich um halb acht und aßen um 9 Uhr ein einfaches Abendbrot,

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