Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
an ihr auslassen. Und beinah schroff setzte ich hinzu: »Woher soll
ich denn die Zeit nehmen, überhaupt etwas zu schreiben?«
    Er bereute sofort seine
Äußerung und lenkte ein: »Ja, du hast mächtig viel Arbeit, das muß ich zugeben.
Zu viel sogar.«
    »Nein, das stimmt nicht, ich
lebe genau, wie ich’s mir gewünscht habe. Wozu sollte ich ein törichtes Buch
schreiben?«
    »Aber du könntest es, das weiß
ich. Und Stoff gibt’s ja hier massenhaft. Denk an den Panjandrum und an
Tantchen. Und nicht zuletzt auch an Larry.«
    Hätte einer von uns das
Bühnenstück ernst genommen, so würde ihn Larry wild gemacht haben, denn sie
betrachtete das Ganze als Witz, und das steckte an. Immerhin setzten wir als
ziemlich sicher voraus, daß unser Publikum nicht allzu kritisch sein und es
schon amüsant genug finden würde, uns alle auf der Bühne zu sehen — in einem
»Original-Schauspiel«, von einem gnädigerweise ungenannten Verfasser.
    »Ich verspreche getreulich,
nächstes Mal meine Rolle ganz genau zu lernen«, sagte Larry. — Oder: »Wie könnt
ihr erwarten, daß ich das lerne, wenn Sam mir fortwährend halbtote Lämmer
anschleppt, die ich wieder lebendig machen soll?« — Oder: »Ich hätte bestimmt
den Text haargenau im Kopf, aber Micky hat doch alle Ecken von meinem
Rollenheft abgekaut. Wie kann ich da immer meine Stichworte wissen?«
    »Wenn du wenigstens diese
eingestreuten Witze wegließest«, bat Paul. »Ist ja schön, daß du so was kannst,
sogar verteufelt gut kannst du’s — aber ich vergesse nachher, wenn’s drauf
ankommt, bestimmt meinen Einsatz und glotze dich bloß dumm an. Geschähe dir ja
ganz recht.«
    »Unsinn. Du wirst inspiriert
werden. Alle werden inspiriert.«
     
    Aber als der bewußte Abend kam,
fühlten wir uns keineswegs inspiriert, vielmehr packte uns das Lampenfieber.
Vielleicht schon, weil der Saal zum Ersticken voll war. Weit vorn saß der
Colonel, liebenswürdig, aber nervös, neben ihm sein getreuer Mr. Evans mit
Frau, die beide etwas entsetzte Gesichter über die Gesellschaft machten, in der
sie sich hier befanden. Hinten im Saal drängten sich in Scharen die Kinder und Maoris,
die zufrieden auf Kisten saßen und ungeniert laute Bemerkungen über die Konzertierenden
machten.
    Mick O’Connor, der, wie üblich,
die äußere Regie besorgte, war über das Heben und Senken des Vorhangs sorgsam
instruiert worden, denn das Ding war alt und hatte seine Mucken. O’Connor sah
recht imposant aus, begrüßte uns furchtbar zeremoniell und begleitete uns durch
den Saal zu den Stühlen, die auf praktische Weise reserviert waren, indem man
sie einfach umgedreht hatte.
    Larry warf nur einen Blick auf
die Plätze, und schon sagte sie: »Neben dem Colonel? Nee, kommt für Klein
Hilary nicht in Frage. Ich verziehe mich in die Garderobe, muß ein ruhiges
Fleckchen haben, um meine Rolle zu studieren.« Damit verschwand sie, ihr
Rollenheft betont wichtigtuerisch umklammernd.
    Die Garderobe für das
>Ensemble< war nichts weiter als eine Verlängerung des Speisezimmers und
eignete sich gut, weil sie direkt an der Bühne lag. Wir hatten sie mit Mrs.
Archers besten Plüschgardinen, die sie uns großzügig lieh, abgeteilt. Da keiner
sich für seine Rolle umzukleiden brauchte, benutzten Männlein und Weiblein
gemeinsam die Garderobe, denn wir hielten moderne Männer für abgehärtet genug,
den Anblick sich schminkender Mädchen zu ertragen. In diesen Hafen also
flüchtete Larry, um in letzter Minute ihre Rolle noch einmal zu büffeln. Als
ich in einer Konzertpause hineinlugte, sah ich, daß Julian ihr ganz ernst ihre
Rolle vorsprach.
    »Ist er nicht ein braver Kerl,
um meinetwillen das Konzert zu verpassen, wo er doch so musikalisch ist?« rief
Larry mir zu. »Aber was heißt denn >Steht l. h. E.<, zum Kuckuck?«
    »>Steht linke hintere
Ecke<, heißt das. Habe ich Ihnen doch schon mehrmals erklärt.«
    »Ach, soviel Schererei. Als ob
es wichtig wäre, wo ich stehe!«
    »Sie werden selbst merken, daß
das wichtig ist, auf einer so winzigen Bühne. Es ist ja nur eine Tür da, und
wenn Sie Paul den Ausgang versperren, gibt es ein Durcheinander. Wahrscheinlich
rennt er Sie dann glatt über den Haufen — geschähe Ihnen recht.«
    »Das soll er mal probieren,
dann wird er sich wundern!«
    Mir schien es geboten, die
beiden allein zu lassen. Als ich an meinen Platz zurückkam, erkundigte sich der
Panjandrum gerade, wo Julian sei. »Ist wohl sehr mit seiner Regie beschäftigt?«
fragte er mich.
    »Bis zum Hals in

Weitere Kostenlose Bücher