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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ich, er fände
keine Worte, doch dann sprach er. Seine Stimme glich einem verzweifelt
unterdrückten Gebrüll. »Erfolgreich?« blökte er, »na ja, es kann auch wohl niemand
erwarten, daß in jeder Ehe ein so vollkommener Friede und solche Einigkeit
besteht wie in unserer, mein liebes Kind.« — Das saß, denn im ganzen Stück
wurde das Gegenteil bewiesen! — »Immerhin wollen wir ihnen alles Gute wünschen
und hoffen, daß sie fortan glücklich und zufrieden leben.«
    Bei dem nun einsetzenden
allgemeinen Beifall fand Larry die Zeit, sich dem verlegenen Pärchen
zuzuwenden, das sich jetzt getrennt hatte. Die beiden standen so weit
voneinander wie es die kleine Bühne erlaubte. Ich hörte Larrys scharf
zischendes Flüstern: »Faßt uns an, los, und alle vorn an die Rampe. Lächeln,
unbedingt lächeln!«
    Das unselige Paar, jetzt
vollkommen zerknirscht, wankte nach vorn und besaß gerade noch genug Vernunft,
dem Gebot zu gehorchen. Die vier gingen an die Rampe, während Paul und Larry
wie im Duett einen Singsang anstimmte: »Da sehen Sie’s, da sehen Sie’s, es
leben alle glücklich nun...«
    Und dann ließ Sam, der den
schwankenden Mick O’Connor grob zur Seite gestoßen hatte, den Vorhang so jäh
herabsausen, daß das ramponierte Exemplar unheilbaren Schaden erlitt.
    Plötzlich kam es uns auf der
Bühne sehr still vor, als hätten wir ein ganz privates Stelldichein. Draußen
klatschten die Zuschauer noch immer, der zweite Schluß hatte noch mehr Erfolg
als der erste. Einen Augenblick starrten wir sechs uns stumm an, bis Paul sich
die Stirn wischte und sagte: »Junge, Junge, ich bin ganz naß geschwitzt! Larry,
vor dir muß ich mich verneigen!«
    Sam nahm sie beim Arm und
meinte stolz: »Nicht übel, Frauchen. Mag sein, daß du nicht viel Verstand hast,
aber sicher ist, daß er schnell funktioniert.«
    »Larry, du warst grandios!« Ich
war noch ganz verwirrt, mußte aber unbedingt etwas sagen. Überhaupt redeten wir
jetzt alle wild drauflos, um zu verhindern, daß die beiden andern den Mund
auftaten.
    Tim war sehr blaß geworden. Er
murmelte: »Danke schön, bin ein blöder Kerl. Selbst schuld. Verzeihung...«
    Doch dann nahm ihm Anne, die
immer aufrecht handelte und sich vor keiner Peinlichkeit drückte, das Wort aus
dem Munde: »Ihr seid alle liebe Menschen, aber Schuld hat nicht Tim gehabt. Ich
bin am Kamm gestolpert und beinahe gestürzt, und da hat er mich aufgefangen,
und dann, und dann...«
    Tim gab einen schwachen,
gurgelnden Laut von sich und wollte etwas erklären, doch Larry fiel schnell
ein: »Liebhaber-Theater ist schärfstens zu verurteilen. Ich bin überzeugt, daß
Mrs. Grant sich gerade jetzt draußen so äußert. Trotzdem hat ihnen unser neuer
Schluß gefallen, also seien wir zufrieden. Nun kommt aber, sonst verhungere ich
noch. Vorher hat mich mein künstlerischer Elan gehindert, etwas zu essen.«
    »Zu kochen, meint sie. Wenn ich
das Mittagessen gekocht hatte, hat sie’s immer prompt gegessen.« Sam wußte
stets Larry richtig beizuspringen.
    Alle redeten dummes Zeug. Es
durfte ja nichts >zur Sache selbst< gesagt oder getan werden. Anne
kämpfte bitterlich gegen Tränen, und Tim zeigte die wütend verbissene Miene,
die ein Mann aufsetzt, wenn er weiß, daß er sich lächerlich gemacht hat und
durch eine Frau gerettet worden ist.
    Ich nahm Anne beim Arm und lief
mit ihr in die Garderobe, wo wir uns das Gesicht über einem Eimer mit Wasser
abwuschen, an dessen Herkunft oder vorherige Verwendung ich gar nicht denken
mochte. Als im allgemeinen Geschwätz eine Pause eintrat, hörten wir Mrs. Archer
begeistert sagen: »Das war ja erstklassig. Habe mich köstlich amüsiert. Waren
alle ganz auf der Höhe, ebensogut wie Filmschauspieler.«
    Und dann sprach Mr. Jolson:
»Mir hat der Schluß so gut gefallen. Ich fürchtete schon, sie würden das kleine
Mädel leer ausgehen lassen; dabei spielte sie am besten von allen — so
zufrieden mit dem Landleben und kein bißchen eingebildet. Freue mich, daß sie
noch ihren Mann gekriegt hat.«
    »Oh, das muß ja sein, in
Theaterstücken bleibt doch keiner in der Luft hängen. Die enden immer nett und
geordnet.«
    Nun kam Mrs. Grant mit bissigen
Tönen dazwischen: »Oh, ein patentes Bühnenstück, kann man wohl behaupten. Aber
glauben Sie vielleicht, daß es den Colonel erfreut hat, wie seine Tochter den
jungen Mann abküßte? Ich konnte ihn von meinem Platz aus sehen, sein Gesicht
war schrecklich! Wie vom Donner gerührt stand er da! Apropos Donner: nach
meiner

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