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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Bekannte zu haben und standen stark im Mittelpunkt. Anne trug ein
entzückendes Kleid und sah sehr hübsch aus, obwohl mir ihr Gesichtchen nicht
mehr so rund schien wie sonst. Sobald es möglich war, verzogen wir uns für zehn
Minuten in das unbeschreibliche Chaos meines Schlafzimmers.
    »Das war aber eine Überraschung
für mich, Sie als Brautjungfer hier wiederzusehen!« sagte Anne.
    »Beinahe hätte es eine
schlimmere gegeben«, sagte ich, und erzählte ihr von dem Kleid. Plötzlich kam
uns alles sehr komisch vor. Ich fragte schließlich: »Wie gefällt’s Ihnen denn
in den Ferien?«
    »Ach, nicht anders als sonst.
Immer dasselbe. Man lernt Leute kennen, fährt mit ihnen herum, ladet sie ein
und hofft nachher, daß sie nicht kommen. Ich habe das ja so satt!«
    »Wann kommen Sie denn von der
Reise zurück?«
    Anne wurde rot und blickte mich
ganz hilflos an. »Oh, Susan, ich weiß nicht. Anscheinend will Vater von der
Farm nichts mehr wissen — und ich liebe doch das Landleben so! Kann mir gar
nichts Schöneres denken.«
    Ich hielt es für das beste, zu
sagen: »Einerlei wann ihr wiederkommt, ich werde mich jedenfalls freuen. Aber
jetzt wollen wir lieber zu den anderen zurückgehen, ja?«
    Doch sie zögerte noch. »Sie
fahren morgen schon nach Hause? Sie Glückliche!«
    »Ja, ich freue mich auch.
Elegante Hochzeiten sind freilich immer strapaziös. Ich werde Grüße von Ihnen
bestellen.«
    »Oh, ja, bitte grüßen Sie alle
von mir! Ihre Schwester sah schön aus als Braut, und die Hochzeit war herrlich,
aber trotzdem...«
    »Das muß ich auch sagen, ruhige
Hochzeiten sind vorzuziehen.«
    Die Hochzeitsfeier machte mir
schließlich doch noch Freude. Es war schön, die alten Bekannten wiederzusehen
und von dem oder jenem zu hören, daß man so jung aussähe wie noch nie — auch
wenn man insgeheim den Verdacht hatte, daß vielleicht das Gegenteil gemeint
war. Lionel Erskine war Trauzeuge für seinen Bruder. Ich kannte ihn schon
lange. Mutter hatte da sogar einmal bestimmte Hoffnungen gehabt. Die waren
freilich durch nichts begründet, und weder Lionel noch ich litten darunter, daß
sie unerfüllt geblieben waren. Immerhin war in dieser Umgebung ein kleiner Flirt
ganz reizvoll und ohne Gefahr. Ich nahm das jedenfalls bei einem Hochzeitsfest
nicht ernst. Aber der Flirt fand ein jähes Ende. Lionel fiel mir ein bißchen
auf die Nerven, bis ich halb wie im Traum sagte, es sei doch lästig, daß der
Mensch so leicht die Masern kriegen konnte, und wie er übrigens mein Kleid
fände. Deirdre hätte es doch gerade in dem Augenblick anprobiert, als bei ihr
die Masern ausbrachen. Das genügte. Er entfernte sich von mir, als hätte er
einen Stich bekommen, und ich gab ihm den freundlichen Rat, sofort zu gurgeln.
Er brach ziemlich früh auf.
    Felicity fuhr unter einem
Wirbel fröhlicher Zurufe in einem Regen von Konfetti und Rosenblättern in die
Flitterwochen ab. Sie küßte mich trotz des »maserigen« Kleides sehr zärtlich
und sagte: »Du bist lieb, Susan, und das Kleid stand dir ja viel besser, als es
bei Deirdre ausgesehen hätte, aber denke daran, tüchtig Atemübungen zu machen
zur Verschönerung der Büste.«
     
    Ich fuhr am nächsten Abend mit
dem Schnellzug ab. Vater und Mutter brachten mich zum Bahnhof.
    Mutter sagte: »Die Älteste
steht einem eigentlich doch am nächsten, und ich freue mich so, Liebling, daß
du auf diese Weise zu dem schönen Kleid gekommen bist.«
    Vater meinte: »Warte mit deinem
nächsten Besuch nicht erst, bis auch Dawn heiratet, hörst du? Und versuche,
deine Kenntnisse in Kreuzworträtseln aufzufrischen. Das wäre doch auch für dich
und Paul abends eine erholsame Beschäftigung.«
    Ich schlief auf der ganzen
Reise fest, an die Schulter eines mir ganz, fremden männlichen Wesens gelehnt,
das sich ein- oder zweimal regte, um mich zu fragen: »Tasse Tee gefällig? Sie
wollen sicher zur Universität, nicht wahr?« Ich stöhnte nur eine verneinende
Antwort und schlief weiter.
    Als ich mich in Te Rimu bei
trübseligem Frühlicht aus dem Abteil zwängte, stellte ich mir die Frage, wie
ich die Autofahrt nach Hause wohl ganz allein schaffen würde. Doch zum Grübeln
blieb mir nicht viel Zeit. Als ich vorsichtig meinen Weg über die Schienen
verfolgte — denn der Zug hatte wie gewöhnlich auf halbem Wege zur nächsten
Station haltgemacht — tauchte aus den grauen Nebelschwaden eine Gestalt auf.
Eine geliebte Stimme sagte: »Gib mir mal den Koffer. Vorsichtshalber bin ich
schon gestern abend mit dem

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