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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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wollen, nichts Besseres als — als den Glauben«, ergänzte sie mit
einem Schlußlaut, den ich bei jedem anderen als Rülpser bezeichnet hätte.
    Und als wir morgens aufwachten,
lachte uns der blaue Himmel eines strahlenden Frühlingstages an. Ich muß
freilich zugeben, daß inzwischen, trotz Mutters gläubiger Worte, kein Wunder
geschehen war. Das Zelt lag noch genauso zerstört auf dem Rasen. Immerhin war
unser Gelegenheitsgärtner schon früh gekommen und bereits mit dem Wegräumen der
sonstigen Sturmtrümmer beschäftigt. Ich rief die Zeltfabrik an. Bis Mittag war
das beschädigte Zelt entfernt, und ein neues leuchtete blendend weiß im
Sonnenschein.
    Mutter sagte: »Wirklich, liebes
Kind, ich wüßte nicht, wie ich ohne dich zurechtgekommen wäre. Übrigens war es
eine gute Idee von dir, nur gestern abend zum Aspirin einen Löffel Whisky zu
geben. Um nichts in der Welt würde ich mich an Rauschmittel und solche Sachen
gewöhnen, muß aber sagen, daß ich mich heute morgen den Strapazen gewachsen
fühle. Jedenfalls ist das Schlimmste überstanden.«
    Das freilich sollte keine
Brautmutter behaupten, bevor der Wagen zur Fahrt in die Flitterwochen außer
Sicht ist.
    Gerade als sie das sagte,
klingelte nämlich das Telefon. Es war Mrs. Shaw, die Mutter von Deirdre, der
zweiten Brautjungfer. »Oh. Susan, ein Glück, daß du am Apparat bist, dann
kannst du es deiner Mutter und Felicity schonend beibringen! Ach, ich weiß gar
nicht, wie ich’s dir sagen soll...«
    Obwohl mir kalter Schweiß auf
die Stirn trat, bat ich sie höflich um nähere Erklärung.
    »Ach, es handelt sich um
Deirdre. Sie fühlte sich schon gestern nicht wohl, doch ich hoffte, es sei nur
eine Erkältung. Nachts wurde es dann schlimmer, na, und heute früh gab es
keinen Zweifel mehr. Jedenfalls war eben der Arzt hier, und es ist — sie hat
die Masern!«
    Mir verschlug es die Sprache.
Vier Brautjungfern waren vorgesehen, außer Dawn und Deirdre noch zwei junge
Mädchen, die ich kaum kannte. Ich ließ den Hörer fallen und ging zu Mutter. Sie
versank bei dieser Hiobsbotschaft in langes, beängstigendes Schweigen. Hier
reichten nicht einmal Tränen aus. Schließlich sprach Felicity.
    »Das ist eine große Gemeinheit
von Deirdre! Ich wußte ja, daß sie wegen Robert eifersüchtig auf mich ist!«
    »Ich kann mir nicht denken, daß
jemand vor Eifersucht die Masern kriegt«, wandte ich ein.
    »Streite nicht, Susan. Aber wir
können’s nicht ändern. Du mußt sie vertreten!«
    »Ja, Kind, natürlich muß Susan
das tun. Na, sie hat wenigstens dieselbe Größe wie Deirdre. Ich will Mrs. Shaw
gleich anrufen, daß sie das Kleid sofort mit einem Taxi herschickt.«
    Ich war wieder sprachlos.
»Nein, ich kann das wirklich nicht! Es geht nicht bloß um das Kleid, sondern
auch um Schuhe, Handschuhe, Strümpfe und so weiter.«
    Felicity war erbarmungslos.
»Die Handschuhe kann sie auch schicken, die hat sie sowieso von mir geschenkt
bekommen. Und Schuhe und Strümpfe kannst du ja noch kaufen.«
    Ich war entgeistert, denn hier
sollte ich viel Geld für Sachen ausgeben, die ich wahrscheinlich später nie
wieder brauchte. Doch ich fand unerwartet einen Verbündeten. Vater mußte wohl
unser Telefonieren und das aufgeregte Reden gehört haben, denn er kam jetzt
scheinbar zufällig in den Flur. Wie meistens in kritischen Augenblicken wurde
er nun sehr energisch, während er die beim Kreuzworträtsel aufgeschlagene
Zeitung hinter dem Tisch zu verstecken suchte.
    »Wenn Susan sich da opfern
soll, werde ich ihr schon kaufen, was sie braucht. Sie ist extra hergekommen
und hat Paul krank allein gelassen, um sich hier wie eine Sklavin für euch alle
zu placken. Ich wüßte nicht, daß einer von euch das für ihre Hochzeit getan
hätte. Jedenfalls hat sie genug geleistet.«
    Vater greift so selten in
häusliche Angelegenheiten ein, daß jetzt alle gleich zusprangen. Nur ich hörte
ihn murmeln, als er sich abwandte: »Sieben Buchstaben, der vierte ein E. Ach,
>strenge< natürlich!«
    Ich schaute auf die Uhr. Zwölf.
Drei Stunden blieben für den Kauf der Schuhe und Strümpfe und für die Anprobe
des Kleides, doch Vater organisierte das richtig: Er schickte Dawn zum Abholen
des Kleides zu Shaws und fuhr mich in rücksichtslosem Tempo in die Stadt, wo er
alles kaufte, was ich haben mußte. Als wir zurückkamen, war das Kleid schon da.
Ein traumschönes Stück! Ich probierte es an, wobei ich einige Zeit vor dem
Spiegel verweilte, denn ich fand mich so hübsch und wünschte, Paul

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