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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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könnte mich
sehen. Na, es wurden ja sicher Fotos gemacht.
    Auf einmal stieß Felicity einen
jammervollen Schrei aus. »Ach je, es ist zu weit. Susan! Mußtest du
ausgerechnet jetzt dünner werden? Siehst einfach furchtbar aus. Na, eine gute
Figur hast du ja noch nie gehabt.«
    Ich warf mich beleidigt in die
Brust, wobei mir das Kleid vom Leibe rutschte. Es hatte nämlich ein
durchsichtiges Oberteil, das nur am Büstenhalter befestigt war, ohne
Schulterbänder, also schon für den besten Busen sehr riskant, für mich aber der
reine Selbstmord. Das gefiel mir auch gar nicht.
    Felicity zerrte ungeduldig an
der Taille. »Hier kannst du es enger machen, da bemerkt man’s nicht«, sagte
sie. »Ach, es ist schrecklich, daß ich mich als Braut noch um die Kleider der
Brautjungfern kümmern muß anstatt um meine eigenen! Susan, du mußt dich
unbedingt auspolstern. — Wie das halten soll? Oh, das wirst du schon können. Du
mußt, es hilft nichts.« Und damit war Schluß.
    Zum Glück kamen gerade in
diesen aufregenden Minuten die anderen Brautjungfern an, von denen eine — ich
weiß nur noch ihren Vornamen Leslie — mir schnell und gewandt aus der Not half.
Eine Stunde lang wurde wie wild abgesteckt, eingenäht und gepolstert, und es
fehlte nur, daß sie mir das Kleid auf die Haut genäht hätten. Trotz der
entschiedenen Verbesserungen war ich nicht glücklich und fühlte mich auch nicht
wohler, als Felicity nach flüchtiger Musterung meiner Person sagte: »Dawn, ich
verlasse mich auf dich, daß du dir ihr Kleid ganz zuletzt noch mal ansiehst, um
dich zu überzeugen, daß es nicht rutscht, wenn wir vor allen Leuten durch die
Kirche gehen. Gott sei Dank bist du ja nicht sehr groß, Susan.«
    Felicity ist — das brauche ich
wohl kaum zu betonen — eine Tochter der Götter, von göttlich erhabener Größe
und göttlichster Schönheit, wie ein Dichter das ausgedrückt hat. Immerhin war
ich froh, wenigstens in einigen Punkten vor ihr Gnade zu finden.
    Sie hatte beabsichtigt, nur um
die für die Braut üblichen zehn Minuten zu spät zur Trauung zu kommen, doch
nach all dem aufgeregten Hin und Her mit dem Kleid wurde es 3 Uhr 30, bis wir
das Haus verließen. Als ich ganz deprimiert in die Taxe krabbelte, heiterte
Dawn mich auf, indem sie sagte: »Ach, Mrs. Shaw sagte übrigens, hoffentlich
würde das Kleid keine Infektion verbreiten, denn Deirdre hätte es noch gestern
anprobiert.«
    Ich überlegte ingrimmig, wie
reizend es sein müsse, wenn ich mit Masern heimkehrte und Paul ansteckte, der
sowieso noch schwach war. Aber nun ließ sich ja nichts mehr tun.
    Dawn befolgte den Befehl der
Braut, indem sie mich, bevor wir in die Kirche eintraten, genau musterte. Ich
gab mir einen leichten Ruck, um recht gerade zu gehen, und spürte, daß sich
etwas bedrohlich lockerte. Es war ein tragischer Moment, doch ich schob meine Brust
vor wie eine Kropftaube und stolzierte hinter Felicity durchs Kirchenschiff.
    In den letzten Tagen war ich
auf sie recht böse gewesen, aber jetzt war auch ich ganz perplex, wie
wunderhübsch sie aussah, als sie in erhabener Ruhe Arm in Arm mit Vater dahinschritt.
Kein Wunder, daß es in Roberts Gesicht leuchtete, als er sich höchst ungehörig
nach ihr umdrehte, und daß ein Erschauern der Bewunderung durch die große
Zuschauermenge rann. Für Mütter müssen es Augenblicke ungetrübten Triumphes
gewesen sein, trotz der peinigenden Unsicherheit wegen der Bekleidung ihrer
ältesten Tochter. Aber ich machte weder ihr noch sonst jemand Schande, vielmehr
beherzigte ich die Ermahnungen, schön still zu stehen, ganz tief zu atmen, und
die Brust starr wie ein Balkon zu halten. Die Trauung vollzog sich ohne jeden
Zwischenfall, und zu unserer Erlösung waren wir schon nach wenigen Minuten in
der Sakristei, wo wir lachend die junge Frau küßten.
     
    Die anschließende
Hochzeitsfeier klappte tadellos, ganz nach Schema F. Die Gäste tranken tüchtig,
aßen aber nicht viel, und die Festreden waren für alle Zuhörer eine
Geduldsprobe. Da Felicity freudestrahlend und zuversichtlich in die Welt
blickte, war es kein Wunder, daß Robert sich wie in einem Traumzustand bewegte,
den wohl nur zum Teil die Abschiedsfeier vom Junggesellenleben am vorigen Abend
bewirkt hatte. Mutter sah friedlich und hübsch aus, und der Fotograf war
genauso umständlich und witzelte so, wie das bei Hochzeitsfotografen üblich
ist.
    Der erste Mensch, den ich bei
der Gesellschaft bemerkte, war Anne. Sie und ihr Vater und Julian schienen hier
viele

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