Frühstück um sechs
Panjandrum.« Das Füllen der Pfeife schien schwierig zu sein,
doch nachdem er sich minutenlang ganz darauf konzentriert hatte, sagte er mit
leiser Stimme: »Wahrscheinlich hat er ganz recht. Sie muß Menschen kennenlernen
und ihre Chancen haben. Schließlich wird sie ja mal eine reiche Erbin.«
»Ja, das arme Ding.«
»Wieso arm? Die meisten Leute
würden sie als Glückspilz bezeichnen.«
»Aber nicht, wenn es heißt
>Geld oder Glück<, und das Geld siegt, einfach weil der Mann, den sie
gern mag, so dummstolz ist und sich nicht nachsagen lassen will, er sei ein
Mitgiftjäger.«
Tim äußerte keine Silbe, und
das tat er so gründlich, wie nur ein Mann es fertigbringt. Daher war es mir
schließlich eine Erleichterung, als die anderen wieder hereinkamen. Im übrigen
hatten wir wirklich eine sehr nette, kleine Party, und keiner nahm es übel, als
Paul um neun Uhr sagte: »So, noch einen für den Weg und dann trollt ihr euch.
Susan hat eine Woche wie eine Sklavin schuften und eine ganze Nacht in der Bahn
sitzen müssen.«
Ich sagte »Aber Paul!« doch sie
lachten und fuhren zusammen ab, um uns allein zu lassen. Und das war das
Schönste.
Während ich in der Stadt war,
hatten verschiedene Bekannte mich gebeten, ihnen zu schreiben, wie ich denn
bloß bei den Hinterwäldlern den ganzen Tag auszufüllen wüßte. Nun, ich hätte es
ihnen bereits am nächsten Morgen sagen können.
Paul stand schon vor Tag auf,
um die Schafe zum Ausmustern mit zusammenzutreiben, und ich brachte den Männern
auf der äußeren Koppel den Morgentee. Als ich zurückkam, traf ich den
Viehaufkäufer an, der tiefsinnig um unser Haus wanderte. Ich beeilte mich, auch
für ihn Tee zu machen, als sich draußen ein gewaltiger Lärm erhob: Der große
Orpington-Hahn hatte die kleine, graue Katze angegriffen, die Katzenmama eilte
ihr zu Hilfe, und schon war eine erstklassige Rauferei im Gange. Als ich die
Tiere getrennt hatte, zog sich die Katze voller Wut auf das Dach des
Hühnerstalls zurück, um sich an den Sprößlingen des Hahns zu rächen, während
die Henne im Stall hysterische Anfälle bekam.
Bis ich den Aufkäufer erfrischt
auf den Weg gebracht, dem Kätzchen die wunde Pfote verbunden, die Löcher im
Hühnerstall zugemacht, das Haus gefegt und das Essen aufs Feuer gesetzt hatte,
war mir eine ganz energische Antwort auf die Frage, wie ich bei dem simplen
Landleben meinen Tag ausfüllte, eingefallen. Wenn es auch das Leben war, das
ich mir erwählt hatte — simpel war es sicher nicht.
Dann rief mich Larry an:
»Susan, ich habe eine feine Idee!«
Das hatte mir gerade gefehlt!
Ich antwortete mit Entschiedenheit: »Davon will ich gar nichts hören«, doch sie
lachte nur und sagte, ich sollte nicht so kleinlich sein. »Ich werde mir jetzt
meine Kleider selbst nähen«, lautete ihre >Inspiration<.
Ich pustete schwer seufzend in
die Sprechmuschel des Hörers, sagte aber nichts. Wußte ich doch nur zu gut, daß
Larry noch nicht mal einen Topflappen machen konnte, und ich wußte auch, daß
sie mich in ihren Plan irgendwie einspannen würde. Vielleicht sogar in der
Hauptrolle. Endlich sagte ich: »Aber Larry, du hast ja noch nicht versucht zu
nähen. Ich glaube, von der schönen Maschine, die dein Onkel dir geschenkt hat,
hast du noch nie den Deckel abgenommen, geschweige denn die Nadel eingefädelt!«
»Na, da bist du aber schwer im
Irrtum!« sagte sie. »Vorige Woche, als ich den Umhang für Micky schneiderte,
habe ich sie ausprobiert. Die Gebrauchsanweisung hatte ich vor mir aufgebaut,
und es ging gar nicht so schlecht. Zu Anfang tritt wohl jeder mal das Pedal verkehrt
‘rum.«
Dieses Pedaltreten konnte ich
mir vorstellen, deshalb sagte ich energisch, ein Kleid sei ja wohl doch eine
andere Sache als ein Umhang für den Hund.
»Entmutige mich doch nicht. Du
hast gut reden, hast ja immer noch deine Schriftstellerei.«
»Meine was?«
»Na ja, du könntest doch
schreiben, also etwas erschaffen.«
»Ich habe nicht den leisesten
Wunsch, etwas zu erschaffen — höchstens einmal einen neuen Hühnerstall —, und
den Wunsch zu schreiben habe ich schon gar nicht. Wann hätte ich dazu wohl Zeit?«
»Doch, du könntest es. Jeder
kann, wenn er will. Schreib doch beim Essenkochen oder wenn du wartest, bis das
Wasser kocht, und so. Weißt du, wie es die Frau beschrieben hat, die von der
Zeitung >Herald< in Sydney den 1. Preis dafür bekam. Die hat gesagt, jede
Hausfrau könnte bei ihrer Arbeit ein Buch schreiben.«
»Na, ich nicht. Dann muß ich
wohl
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