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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Ein Bekannter von mir ist da mal schön in die Patsche
geraten: schickte seiner Tante einen Füllhalter, den sie ihm selbst erst ein
Jahr vorher geschenkt hatte! Hat ihn fünftausend Pfund gekostet, die sie aus
dem Testament strich. — Sieben Buchstaben... Oxford hat bloß sechs, Enzian auch
und fängt nicht mit O an. Du konntest doch früher so gut Kreuzworträtsel,
Susan!«
    Zu Hause war wirklich
fieberhafter Betrieb. Kurz vor einer Hochzeit scheint immer ein hoffnungsloser
Wirrwarr zu entstehen, der sich dann am Hochzeitstage wie durch ein Wunder
wieder löst.
    Aber so ein Chaos wie jetzt
hatte ich noch nicht erlebt. Mutter klappte dabei einfach zusammen. Dawn hatte
sich mit angeblichen Halsschmerzen ins Bett verzogen. Das Mädel verstand doch
immer, sich rechtzeitig zu drücken. Ich aber sah ein, daß es für mich nach der
langen Bahnfahrt keine Aussicht auf Schlaf gab, also machte ich mich sofort an
die Arbeit.
    Abends war ich ganz erschöpft
und hatte Sehnsucht nach Paul. Nur gesunder Menschenverstand und Sparsamkeit
hielten mich davon ab, gleich ein Ferngespräch anzumelden, um zu hören, wie es
ihm ging. Bei dem herrlichen Wetter hatte ich sehr widerwillig den ganzen Tag
in der Wohnung gesessen, Telefongespräche angenommen, hatte neun Garnituren
Kristallgläser und sieben komplette Teegedecke ausgepackt und sortiert und eine
Liste der Geschenke aufgestellt.
    Ich dachte an Paul, der gewiß
von früh bis spät draußen gewesen war und sich besonders um die wertvolle
Hereford-Kuh, die gerade kalben sollte, und um die Mutterschafe gekümmert hatte.
    Jetzt saß er vermutlich mit Tim
vor dem Kamm, wo sie Zeitung lasen und sich hin und wieder durch ein paar geknurrte
Worte verständigten. Na, hier im Hause waren schon genug Temperamente
entfesselt, ohne daß meins noch nötig gewesen wäre. Also nahm ich ein
gewaltiges heißes Bad und erlaubte mir nachher beim Schein der Nachttischlampe
den Luxus, ein Buch zu lesen. Um zehn Uhr schaute Vater ins Zimmer, um mir zu
berichten, daß er sein Kreuzworträtsel gelöst hatte. Und ob ich nicht vor dem
Einschlafen einen Likör trinken wollte. Wie gern sagte ich ja!
    Die Verwirrung schien mit jedem
Tag schlimmer zu werden. Nie im Leben hatte ich so pausenlos gearbeitet. Und am
Abend vor der Hochzeit schlug plötzlich das Wetter um; gerade als die Männer
das große Eßzelt aufgerichtet hatten und nach Hause gegangen waren, erhob sich
schwerer Sturm. Wir saßen bei unserem verspäteten Tee, als wir ein scharf
reißendes Geräusch hörten, dem ein Krach folgte. Ich eilte ans Fenster, Dawn
vergaß ihre Kopfschmerzen, oder was sie gerade für ein Leiden hatte, und
stürmte zur Haustür. Auf dem Rasen lag als schmutzige Masse das schöne,
geliehene Zelt.
    Felicity brach in Tränen aus,
und Mutter wurde zu einer höchst tragischen Gestalt. »Was nun?« fragte sie das
finstere Gewölk am Himmel. »Liegt nicht ein furchtbares Verhängnis über dieser
Hochzeit?« Sie sprach den Satz wie eine der kleinen Hexen aus >Macbeth<
doch ich sagte ihr das nicht.
     
    Vater und ich zogen Regenmäntel
an und gingen hinaus, um den Schaden zu besehen. Ein ziemlich hoffnungsloser Fall:
Das mitten durchgerissene Zelt war so schwer, daß wir selbst gar nichts
ausrichten konnten. Also hieß es bis zum Morgen abwarten, um Fachleute kommen
zu lassen.
    Felicity ging, noch leise
schluchzend, in ihr Zimmer. Da wir mit den Vorbereitungen fast fertig waren,
gab ich Mutter ein paar Aspirintabletten und einen Whisky und bewog sie, zu
Bett zu gehen. Sie hatte erst protestiert, denn sie gehört zu den Menschen, die
ständig ihre Abneigung gegen Tabletten betonen und nur welche nehmen, wenn das
sozusagen Mode, aber nie, wenn es notwendig ist. Jetzt war sie allerdings so
erschlagen, daß ich ihren Widerstand besiegte. Nur Vater und ich wußten, was
ich ihr in Wirklichkeit ins Glas getan hatte.
    Gewirkt hatte es jedenfalls.
Eine halbe Stunde später, als ich zu ihr ging, saß sie kerzengerade im Bett und
schlief, ein Buch in der Hand, die Brille noch auf der Nase. Als ich ihr die
behutsam abnahm öffnete sie die Augen und sagte: »Vorzügliches Buch, liebes
Kind.« Ich nahm es ihr schweigend aus der Hand.
    »Wundervoll, wie Aspirin
beruhigt, wenn man — wenn man’s nicht so oft nimmt«, fuhr sie fort, so
würdevoll sie konnte. »Jetzt bin ich überzeugt, daß alles gutgehen wird.
Eigentlich gibt’s doch nichts Besseres als — als...«
    »Whisky?« fragte ich suggestiv.
    Sie sah mich kühl an. »Ich
hatte sagen

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