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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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selbst auf einer kleinen Koppel. Aber es sind alte Muttertiere, die die Wege schon kennen. Wenn es dir gelingt, sie in Gang zu bringen, laufen sie direkt zur Furt. Mußt nur ans obere Ende der Herde reiten und sie in Reihe zwingen. Aber gib es auf, sobald sie dir Schwierigkeiten machen.«
    Als ich die Furt betrachtete, begann ich schon mein tapferes Angebot zu bereuen. »Werden sie hier auch brav durchwaten?«
    »Vielleicht hast du’s anfangs schwer mit ihnen, aber wenn du erst eins auf den Schwung gebracht hast, schließen die andern sich an. Auf jeden Fall kommt einer von uns ‘rüber, falls du nicht bald zurück bist.«
    Ich fühlte mich gehoben. War ich doch nun wirklich die Frau eines Schafzüchters. Sicher würden die Zeitungen bald ein Foto bringen mit der Unterschrift: >Susan wird Schäferin< oder >Dame der Gesellschaft bewährt sich im Busch<.
    Zu meinem Erstaunen begannen die Schafe sofort den Pfad zum Fluß hinabzulaufen, sobald ich hinter ihnen ein paar gellende Schreie ausgestoßen hatte. Und sie liefen tatsächlich zur Furt. Dann kamen die von Paul erwähnten Schwierigkeiten: Die Tiere schoben sich zu einem Haufen zusammen, als besprächen sie die Lage, blickten erst zu mir herüber und dann auf das klare, fließende Wasser. Anscheinend hielten sie mich für das kleinere Übel. Ich schrie Mord und Brand, stieg aus dem Sattel, suchte mir einen langen Stock und bearbeitete sie — mit dem Erfolg, daß sie sich noch dichter zusammendrängten. Ich japste wie ein toller Hund. Sie schauten sich um und grinsten höhnisch. Schließlich sprang ich in einem Wutanfall mitten zwischen sie und bekam ein altes Mutterschaf, das nicht aufpaßte, am Hinterlauf zu fassen.
    Das Tier war verblüffend stark und exerzierte einen richtigen Tanz, wobei ich wie ein Putzlappen an seinen Beinen hing. Endlich aber nagelte ich es sozusagen fest und es gelang mir, es durch Schieben und Stoßen mit großer Anstrengung, ins Wasser zu bringen. Seine beste Freundin folgte, und dann meinten einige andere neugierige alte Mädchen, sie müßten sich auch mal ansehen, was da im Gange war. Nun ging der Tumult los. Plötzlich waren sie alle fünfzig entschlossen, blindlings hineinzustürzen. Rasch sprang ich aus dem Wege und trat auf einen Stein. Der rollte unter mir weg, und schon lag ich auf dem Rücken im Wasser, das über einen halben Meter tief war.
    Bis ich mich wieder aufgerafft hatte, waren die meisten Schafe ein Stück weiter oben durch den Fluß gegangen — ich hörte vom anderen Ufer ein unmißverständliches Gelächter. Paul natürlich wieder! Ich drehte mich wütend um, doch diesmal war es Sam, der sich sofort alle Mühe gab, so zu tun, als sei das Gelächter von den Schafen gekommen. »Sind ein bißchen kurzatmig, diese alten Madamchen«, sagte er listig, doch ich fixierte ihn kalt.
    »Ich habe geglaubt, Paul sei der einzige Mensch, der einen auslacht, wenn man sich verletzt. So was Stupides! Genau wie die Chinesen.«
    »Kann nichts dafür. Vielleicht liegt das an meinem Namen. Was, daran hast du noch gar nicht gedacht? Ich könnte wetten, daß du der einzige Mensch in unserem Bezirk bist, der mich noch nicht gefragt hat, ob ich eine Wäscherei hätte.«
    Ach so: Sam Lee — dieser echt chinesisch klingende Name! Natürlich mußte nun auch ich lachen. Und wieder ward mir bewußt, daß ich in dieser Gegend meinen Sinn für Humor entschieden noch pflegen mußte. Na, immerhin war das Wasser warm, da wurde ich bei der Hitze gewiß bald trocken. Sam kam und half mir ans Ufer, und nun, da ich mich wieder gefaßt hatte, empfand ich Stolz, daß ich allein die Schafe durch die Furt gebracht hatte.
     
    Larry kam nach dem Frühstück zu uns. Sie sagte: »Wird es dir nicht langweilig, uns so oft in der Nähe zu haben? Das ergibt sich aber, weil ihr eben das alte Gutshaus mit dem Schafbad und dem Wollschuppen und den anderen besseren Einrichtungen habt. Und das bedeutet, daß ihr euch für alle Ewigkeit mit uns herumschlagen müßt, weil wir die wichtigste Arbeit mit den Schafen auf eurem Hof verrichten müssen.«
    »Das macht die Sache ja gerade nett. Ich bin Gesellschaft gewöhnt und habe gern Menschen um mich. Übrigens, willst du nicht mit mir zu dem Dorffest gehen, das zur Begrüßung des neuen Pfarrers veranstaltet wird? Paul will nichts davon hören. Mich hat Mrs. Archer telefonisch gebeten, zu kommen.«
    »Um Himmels willen, nein. Diese Veranstaltungen sind greulich. >Herren zwei Schilling pro Kopf und Damen einen Korb<, mit

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