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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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die Anlage, bei anderen hätte es bestimmt Versager gegeben. Im Nu wirkte die ganze Szene wie ein Märchenland. Das sorglich erhaltene Stück urwüchsiger Busch bildete einen dunklen und geheimnisvollen Hintergrund. Das Haus sah in der matten Beleuchtung aus wie ein uralter Familienbesitz. Nur die gleichmäßig glatten Rasenflächen waren erhellt. Hier spielten noch die Kinder, die inzwischen ruhiger geworden waren, da sich die Müdigkeit einstellte. Gestört wurde das verheißungsvolle Bild nur durch die finsteren Mienen von Sam, Tim und Paul angesichts der drohenden Kontertänze.
    Sehr geschickt lenkte Anne die Kinder auf den abseits liegenden Krocketplatz, indem sie ihnen erklärte, hier sei jetzt ganz allein ihr Reich. Die Erwachsenen würden jetzt tanzen, und dabei dürften sie zuschauen, wenn sie wollten. Dann kam sie zu uns und sammelte die acht für ihre Quadrille.
    »Wir werden erst eine vortanzen, um die anderen auf den Geschmack zu bringen«, sagte sie. »Ihr werdet sehen, daß sie bald alle anfangen. — Grammophon bereit, Julian? Ich glaube, am besten ist, wenn Jan den Tanzmeister macht, dann sind wir gerade noch acht aus unserem Kreis. Ich wähle Sie als Partner, Paul, nur schauen Sie mich bitte nicht an, als verabscheuten Sie mich! Sam nimmt Susan, Larry tanzt mit Julian, und du, Nancy, willst du Tim nehmen?«
    Bei den Männern erhoben sich laute Protestrufe, aber Larry sagte schnell: »Tanzen im Freien! Das würde der gute Dr. Chavasse zu loben wissen. Ich habe extra für Sie ein Stück aus seinem Buch auswendig gelernt, Anne. Es heißt: >Ach, daß Frauen vom Lande lieber in der ungesunden, verseuchten Luft der Säle tanzen anstatt in der süßen, frischen, Gesundheit spendenden freien Natur!< Na, wir sind da anders, was?«
    Anne lachte. »Ist es nicht herrlich? Alle werden ihre Freude daran haben. O ja, auch Sie, Paul — warten Sie nur, bis Sie es probiert haben. Komm mit, Jan, du sollst die Schritte erklären.«
    Jan Ross, der eine freundliche und gewandte Art hatte, erklärte uns die Einzelheiten der Quadrille: die Aufstellung, die Promenade, das Kreuzen der Hände und so weiter. Mit Anne zusammen führte er alle die Verbeugungen und Knickse vor, die besonders beliebten >Touren< und das Chassieren. Anfangs schienen die Zuschauenden manches lächerlich zu finden, doch schon nach kurzer Zeit zeigten sie Interesse an dem Tanz.
    Paul und Tim hielten am längsten aus. Dann standen sie mit düsteren Blicken da, wie Spielverderber. »Richtige Weihnachtsgesichter«, meinte Larry.
    »Und jetzt«, sagte Jan zuredend, »werden wir das Ganze nur schreiten, damit wir alle Bescheid wissen. Ohne Musik.«
    Wir gingen — ziemlich tolpatschig — und die Männer blickten noch unfreundlicher drein; sie konnten aber, selbst wenn sie gewollt hätten, nicht so tun, als sei der Tanz sehr schwierig. Sie kamen sich nur ungeschickt vor, waren verlegen und über die ganze Geschichte nach einem langen Tag mit viel Feierei verärgert.
    Dann stellte Jan das Grammophon an, eine großartige Apparatur, wie beim Panjandrum nicht anders zu erwarten. Eine altvertraute, oft gefiedelte Melodie, >Lindy Lou<, ertönte, von einer hübschen Stimme — halb gesungen, halb gesprochen. Und nun ging es los: »Verbeugung vor Ihrem Partner und der Dame zur Linken« — wir machten es richtig — »alle sich anfassen und im Kreise nach links« —auch das konnten wir — »im Kreise nach links und dann... chassez!« Wir wurden schon recht munter.
    Weiter ging’s, immer ein wenig leichter, sicherer und graziöser. Breit rundeten sich im Schwung die Baumwollröcke, wir knicksten und promenierten und schwenkten links, rechts, im Kreise. Sogar Paul wurde munterer und lächelte mir zu. Tim absolvierte mit Nancy eingehakt eine höchst elegante >Windmühle<. Ja, die Quadrille begann hier populär zu werden.
    Als nun noch der Mond aufging und über den bunten Laternen erglänzte, muß die Gesellschaft wie eine Szene aus dem >Sommernachtstraum< — in amerikanischem Stil — ausgesehen haben. Und mir war, als sei dies einer der glücklichsten Abende meines Lebens.
    Ob es nun die weihnachtliche Atmosphäre war oder die großzügige Bewirtung mit Sherry und Bier, die der Colonel uns bot, könnte ich nicht sagen — jedenfalls formierten sich sogleich die Paare zur nächsten Quadrille, und zur dritten, und in einer halben Stunde gaben sich alle eifrig dem Tanz hin. Und bei jedem neuen machte Jan uns die Anfangsschritte vor, nur schreitend und ohne Musik,

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