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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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herrannten. Simon Pardy interessierte sich weder für sie noch für Mädchen im allgemeinen. War aber auch nicht an jungen Männern interessiert. Im Grunde interessierte er sich überhaupt nicht für Menschen. Sehr früh schon hatte er sich radikalen Interessen verschrieben, sich seit einiger Zeit jedoch nur noch für Tiere eingesetzt. Merkwürdig genug interessierte er sich jedoch auch nicht besonders für Tiere um ihrer selbst willen. Ein paar Katzen lungerten um das Haus Nummer dreiundvierzig herum, mieden Pardy jedoch – der sie ohnehin nie fütterte. Mick machte ein Getue um sie, und die Mädchen brachten aus dem Supermarkt Dosen mit Katzenfutter mit. Im großen und ganzen ging es den Katzen von Nummer dreiundvierzig recht gut. Aber ohne Simon Pardy, den Kämpfer für das Recht der Tiere.
    Als Simon mit wehendem Mantel die Lücke passierte, in der eigentlich eine Pforte sein sollte, kauerte eine Katze, eine kräftige schwarzweiße, auf der brökkelnden Ziegelmauer im Schutz der Ligusterhecke des Nachbarhauses. Die andere, eine Tigerkatze von unternehmungslustigerem Wesen, lauerte hoffnungsvoll auf der Veranda. Simon betrat das Haus und schloß schnell die Tür hinter sich, bevor die Katze zu seinen Füßen hinter ihm hineinhuschen konnte.
    Aus der Küche, dem einzigen heizbaren Raum im Haus, in dem sich alle versammelten, kamen Stimmen. Simon ging über das rissige Linoleum im Flur und stieß die Küchentür auf.
    Die drei anderen saßen um den wackligen Küchentisch herum, auf dem Kaffeetassen, Lagerbierund Coladosen und ein übervoller Aschenbecher standen. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt, und als er eintrat, blickten alle mit erschrockenen Gesichtern auf und verstummten. Es war offensichtlich, daß sie über ihn gesprochen hatten.
    Simon war es egal, ob sie über ihn sprachen oder nicht. In letzter Zeit hatte er ohnehin vermutet, daß sie es gern gesehen hätten, wenn er ausgezogen wäre. Wären sie sicher gewesen, bald einen Ersatz für ihn zu finden, hätten sie ihn bestimmt schon gebeten zu gehen. Doch er war es gewohnt, daß die Leute ihn oder seine Gesellschaft nicht mochten, daher kam es für ihn nicht unerwartet. Er hatte absolut nicht vor zu gehen, füllte jetzt den Kessel und setzte ihn auf.
    »Wie bist du mit den Bullen zurechtgekommen?« fragte Mick. »Wir haben unten im Pub davon gehört.«
    »Waren ganz in Ordnung.«
»Sie ist tot, ist das richtig?« fragte Cheryl, und ihr Mund blieb halb offen stehen, als sie zu Ende gesprochen hatte. »Alle haben gesagt, daß sie tot ist.«
    »Ja.«
»Was? Und da haben sie dich gehen lassen?« fragte Tracy, die aggressivere der beiden. Sie schüttelte den schwarzen Kopf und blinzelte mit den pechschwarz umrahmten Augen, die aussahen wie die einer indischen Tänzerin.
»Darauf kannst du wetten«, stieß Simon hervor. »Ich habe Colin zu Hilfe geholt.«
»Was, Deanes?« fragte Tracy skeptisch.
»Ja, Deanes.« Simon drehte sich um und sah sie finster an. »Der hat ihnen ganz schnell gezeigt, wo der Hase lang läuft.«
»Der?« Ihre Skepsis nahm zu. »Der hat doch von nichts eine Ahnung.«
Simons Reaktion erschreckte sie alle. Er stürzte vorwärts und knallte beide Fäuste auf die Tischplatte, so daß der Tisch heftig zu wackeln begann, Becher und Dosen klirrten.
»Sagt ja nichts gegen Colin! Er weiß, was er tut. Er sagt dem verdammten Establishment, wohin es sich verpissen soll. Er ist der beste Kerl, den ich kenne, und wenn’s mehr gäbe wie ihn, hätten wir in diesem Land eine anständige Gesellschaft, keine solche Scheiße wie jetzt.«
Nach einer Weile sagte Mick friedlich: »In Ordnung, reiß dir nicht die Haare aus. War gut, daß du ihn rufen konntest.«
Simon sah sie der Reihe nach an. Cheryl fuhr sich mit der Zungenspitze über die geöffneten Lippen. Tracy blinzelte heftig mit ihren kohlumrandeten Augen.
»In Ordnung?« fragte er mürrisch.
»In Ordnung«, antworteten sie gehorsam im Chor.
Simon stieß sich vom Tisch ab und ging zu dem pfeifenden Kessel, um sich seinen Kaffee zu machen. Sie konnten den triumphierenden Glanz in seinen Augen nicht sehen. Das Herz hüpfte ihm in der Brust vor Vergnügen, und die Furcht, die er auf der Polizeistation empfunden hatte, verwandelte sich in Freude. Sie fürchteten sich vor ihm. Sie fürchteten, er könnte gewalttätig werden und ihnen körperlichen Schaden zufügen. Sie hatten sich noch nie vor ihm gefürchtet. Sie hatten ihn verachtet und nur wegen seines Mietanteils geduldet. Aber jetzt war dieses

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